Übergeordnete Ziele und Leuchtturmprojekte definiert

Main-Tauber-Kreis. Genau zwei Jahre nach dem Beschluss, ein Klimaschutzkonzept für den Main-Tauber-Kreis erstellen zu lassen, hat der Kreistag das erstellte Werk in seiner vergangenen Sitzung verabschiedet. Neben den Zielen in Belangen des Klimaschutzes bis zum Jahr 2030 beinhaltet es auch drei Leuchtturmprojekte, die in den kommenden drei Jahren gezielt umgesetzt werden sollen.

Nach der Beantragung der Fördermittel und der Ausschreibung der Dienstleistungen noch im Jahr 2016 wurde im März 2017 mit der konkreten Erstellung des Konzeptes begonnen. Aufgabe der beauftragten Büros „energielenker“ aus Greven und „Klärle – Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt“ aus Weikersheim war es zunächst, eine Bestandsanalyse zu erstellen. Diese sollte aufzeigen, wo sich der Kreis in Sachen Energieerzeugung, Energieverbrauch, Nutzung Erneuerbarer Energien und bezüglich unzähliger weiterer Parameter aus den Bereichen Mobilität, Industrie, Wirtschaft, Immobilien usw. derzeit befindet. Das Ergebnis führte zu einer Übersicht über die aktuellen jährlichen Treibhausgasemissionen und auch der damit verbundenen Einstufung des Kreises auf globaler Ebene, bundesweit und innerhalb Baden-Württembergs.

Die Vorstellung erster Ergebnisse erfolgte bereits bei der Auftaktveranstaltung zum Klimaschutzkonzept im Mai 2017 im Kloster Bronnbach. Diese stellte zugleich auch den Start der Bürgerbeteiligung dar. Unter aktiver Teilnahme zahlreicher geladener Gäste aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft sowie interessierter Bürger und vor allem bereits aktiver Protagonisten in Sachen Energiewende aus dem Kreis stellte Landrat Reinhard Frank die ideellen Verpflichtungen und Bestrebungen der Kreisverwaltung im Hinblick auf das Klimaschutzkonzept vor. Im Anschluss gaben die beiden beauftragten Büros einen ersten Überblick über bereits erlangte Ergebnisse und Einschätzungen.

Im zweiten Teil der Auftaktveranstaltung und auch in sechs weiteren Workshops im Juni und Juli wurden unter engagierter Bürgerbeteiligung Ziele, Ideen und Maßnahmen entwickelt, wie eine substanzielle CO2- und Treibhausgasreduzierung im Kreis erreicht werden kann.

Gemeinsam mit einer präzisierten Bestandserfassung und Ist-Analyse sowie einem Abgleich mit nationalen und internationalen Zielen wie Weltklimaabkommen (Paris Agreement), Energiekonzept der Bundesregierung und Klimaschutzfahrplan der Landesregierung wurden die Ergebnisse und Vorschläge aufgearbeitet und im Oktober einer zu diesem Zweck gegründeten Lenkungsgruppe erstmals vorgestellt.

Die Lenkungsgruppe, bestehend aus Landrat, Vertretern der betroffenen Dezernate der Kreisverwaltung, Vertretern der Kreistagsfraktionen und aus der Energiewirtschaft, hatte die Aufgabe, die Einschätzung und Bewertung der ausführenden Büros zu beurteilen und gegebenenfalls im Hinblick auf individuelle Gegebenheiten im Kreis zu korrigieren. Ein weiteres Thema war die Definition und Priorisierung einzelner Maßnahmen unter den Aspekten der Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit, aber auch unter weiteren Gesichtspunkten wie Erfolgsaussichten und Möglichkeiten der regionalen Wertschöpfung.

Nach insgesamt drei Sitzungen des Lenkungsgremiums und einer Vorstellung der Ergebnisse und Ziele beim „Taubertäler Klimagipfel“ am 15. Mai im Kursaal Bad Mergentheim, an der auch Umweltminister Franz Untersteller und Klimaexperte Sven Plöger aktiv teilnahmen, war das Klimaschutzkonzept soweit mit den Experteneinschätzungen in Einklang gebracht, dass es in der vergangenen Kreistagsitzung verabschiedet werden konnte.

Neben dem Konzept selbst wurden auch drei Leuchtturmprojekte beschlossen, die in den kommenden drei Jahren besonders intensiv bearbeitet werden sollen. Hier geht es zum einen um das Thema Energieerzeugung mittels Photovoltaikanlagen auf Dächern kreiseigener Gebäude, aber auch auf privaten und gewerblichen Dächern im Kreis, die trotz guter Eignung bisher ungenutzt sind. Mittels einer neuen Initiative sollen die Bürger des Kreises zum Thema und hier insbesondere zu Eigenstromnutzung, Wirtschaftlichkeit und Möglichkeiten von Batteriespeichern informiert und zu eigenen Initiativen motiviert werden. Weitere Leuchtturmprojekte sind die Förderung der nachhaltigen Mobilität mit so genannten Mobilitätsstationen in Bad Mergentheim, Lauda und Wertheim sowie eine Sanierungsinitiative für zukünftig anstehende Sanierungsmaßnahmen der Kreisverwaltung, aber auch für Bürger des Kreises. In diesem Themenfeld soll unter anderem ein Leitfaden entwickelt werden, der mit dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und langfristigen Wirtschaftlichkeit Möglichkeiten und Ziele vorgibt und auf diese Weise dem vorhandenen Sanierungsstau an vielen Gebäuden im Kreis entgegenwirken soll.

Landrat Frank zeigte sich in der Kreistagsitzung sehr angetan von dem entwickelten Konzept, wies aber zugleich darauf hin, dass dies kein Werk für die Schublade sein soll. „Nur was auch umgesetzt wird, hat einen guten Wert“, lautete seine klare Aussage, und er möchte mit der Unterstützung des Kreistags und der Kreisverwaltung dafür Sorge tragen, dass das Klimaschutzkonzept bald erste Früchte im Kreis trägt. „Wir möchten mit unseren Maßnahmen nicht nur den Vorgaben der Europäischen Union, des Bundes und des Landes gerecht werden, sondern auch den Bürgern, Unternehmen und Kommunen des Kreises ein Vorbild sein und zur Mitwirkung motivieren“, ist sein abschließendes Fazit. lra

INFO:
Genauere Informationen zum bisherigen Ablauf und das Klimaschutzkonzept selbst können auf der Homepage des Landratsamtes unter www.main-tauber-kreis.de/klimaschutzkonzept abgerufen werden.

BILD:
Die Ergebnisse und Ziele des Klimaschutzkonzeptes wurden beim „Taubertäler Klimagipfel“ im Kursaal Bad Mergentheim, an dem auch Umweltminister Franz Untersteller (4. v.l.) und Klimaexperte Sven Plöger (2. v.r.) mitwirkten, vorgestellt. In der vergangenen Kreistagsitzung wurde das Konzept nun verabschiedet. Foto: Frank Mittnacht, Landratsamt Main-Tauber-Kreis

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