Tourismus startet 2021 verhalten, aber über Landes-Durchschnitt

Bad Mergentheim. Tiefer Einbruch im Lockdown-Winter und starke Zahlen seit dem Frühjahr: Die Stadt Bad Mergentheim hat die ersten sechs Monate des Tourismusjahres 2021 bilanziert. Im Landes-Vergleich kommt die Kurstadt demnach gut aus der Krise. Dabei markieren die Zahlen auf den ersten Blick einen tiefen Einbruch: Von Januar bis Juni 2021 kamen 19.994 Übernachtungsgäste nach Bad Mergentheim, die 152.020 Übernachtungen generierten. Im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von fast 30 Prozent bei den Ankünften und von 1,6 Prozent bei den Übernachtungen. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass Januar und Februar 2020 noch Vergleichs-Monate ohne den Hintergrund der Corona-Krise waren. Allein in diesen beiden Monaten betrug das Minus bei den Ankünften dieses Jahr fast 80 Prozent, da sich das ganze Land im harten Tourismus-Lockdown befand.
Mit den Öffnungen im Frühjahr zogen die Zahlen wieder stark an. Zuletzt toppte der Juni 2021 den Vorjahresmonat um über 12 Prozent bei den Ankünften und sogar um mehr als 37 Prozent bei den Übernachtungen. Trotzdem bleibt die Bilanz des ersten Halbjahres 2021 weit hinter der eigentlichen Stärke Bad Mergentheims zurück. So waren die Ankünfte mit 67.612 Übernachtungsgästen im gleichen Zeitraum 2019 (letztes Vorkrisen-Jahr) noch mehr als dreimal so hoch.
Im Vergleich und in der Analyse der Daten lässt sich mit Blick auf die Lage vor Ort aber auch Erfreuliches herauslesen. Denn der Tourismus in ganz Baden-Württemberg liegt im ersten Halbjahr 2021 bei einem Ankünfte-Minus von 47,4 Prozent. Mit ihren 29,7 Prozent Defizit scheint die Stadt Bad Mergentheim also dynamischer aus der Krise zu kommen als andere. Auch liegt in der landesweiten Betrachtung das Defizit bei den Übernachtungen (minus 29,2 Prozent) sehr weit über dem der Stadt Bad Mergentheim, die die großen Einbrüche vom Jahresanfang bis Ende Juni schon fast wieder kompensieren konnte (minus 1,6 Prozent).
Alle Daten beziehen sich aus Gründen der Vergleichbarkeit auf das Statistische Landesamt (Stala). Die tatsächlichen Tourismuszahlen in Bad Mergentheim sind immer noch etwas höher, da vom Stala beispielsweise einige kleinere Betriebe nicht erfasst werden.
Verkehrsdirektor Kersten Hahn sieht aktuell „einen wirklich starken touristischen Sommer“ in Bad Mergentheim, was viele Gründe habe. „Dazu gehören ein früh gestartetes Öffnungs-Marketing über die sozialen Netzwerke, motivierte Gastgeberinnen und Gastgeber sowie anziehungsstarke Freizeiteinrichtungen. Aber auch das Veranstaltungs-Programm hat eine echte Strahlkraft entwickelt!“ Trotz Corona-Auflagen hätten beispielsweise 4.500 Gäste das Street Food Festival besucht, 2.200 Menschen das Waldkino genossen oder zuletzt rund 6.000 Fantasy-Fans aus ganz Deutschland die Annotopia-Premiere gefeiert. „Hinzu kommen viele weitere kleinere und größere Angebote verschiedener Institutionen und Einrichtungen, was das Bild eines kurzweiligen und dennoch verantwortungsbewusst ausgestalteten Veranstaltungs-Sommers in Bad Mergentheim geprägt hat“, sagt Kersten Hahn dankbar.
Die Kurverwaltung setzte beispielsweise die Veranstaltungsreihe „FREI*LUFT*KULTUR“, die bereits im letzten Sommer sehr erfolgreich stattgefunden hatte, fort. „Wir haben insgesamt zehn Veranstaltungen in unserem heimeligen Klanggarten im Kurpark angeboten, die wieder sehr gut besucht waren. Dieses Format der ausgewählten Kultur an einem ausgewählten Ort soll auch die nächsten Jahre zu einem festen Bestandteil unseres Veranstaltungskalenders werden“, sagt Kurdirektor Sven Dell.
Er kann ebenso von einer wieder steigenden Belegung in den Bad Mergentheimer Kliniken berichten. Die Corona-Lockdowns hätten beim Kurbetrieb zu einem deutlichen Einbruch geführt. „Mittlerweile liegt die Auslastung durchschnittlich in den Kliniken stabil bei rund 80 Prozent im Vergleich zu 2019. Aufgrund der Konzepte zum Infektionsschutz ist nur eine verringerte Belegung möglich“, so der Bad Mergentheimer Kurdirektor.
Verkehrsdirektor Kersten Hahn ist vorsichtig optimistisch, was das zweite Halbjahr angeht: „Hinter uns liegt ein sehr starker August, für den zwar noch keine Daten ermittelt sind, der aber mit einer tageweise gänzlich ausgebuchten Stadt hervorragende Ergebnisse liefern dürfte.“ Für das bevorstehende Winterhalbjahr setze die Stadt auf zugkräftige Veranstaltungen in sicherem Rahmen.
Aus der Tourist-Information berichtet deren Leiterin Stefanie Imhof ebenfalls von vielen erfreulichen Entwicklungen. Der erweiterte Wohnmobilstellplatz sei anhaltend ausgelastet, was belege, dass die Stadt hier rechtzeitig auf einen Trend reagiert habe. „Stadt-, Themen- oder Weingästeführungen sind bei einzelnen Terminen ausgebucht und mussten in Einzelfällen noch einmal zusätzlich ins Programm genommen werden. An den Samstagen haben wir inzwischen das Personal in der Tourist-Information aufgestockt und verzeichnen aktuell die höchsten Prospekt-Bestellungen seit Januar 2019“, so Stefanie Imhof weiter.
An der zusammen mit dem Kur- und Tourismusverein neu entwickelten Radtour nach Rothenburg würden bereits jede Woche im Schnitt acht Personen teilnehmen. Erlebnis-Übernachtungen in Weinfass, Trapperbus oder Wildpark seien weit im Voraus ausgebucht. Auch der runderneuerte touristische Internetauftritt visit.bad-mergentheim.de komme sehr gut an, schließlich fokussiere er sich noch stärker auf die Interessen der Gäste und biete zahlreiche Service-Angebote in technisch optimierter Form. 
 
Fotountertext: Sommerurlaub in Bad Mergentheim war 2021 stark gefragt und sorgte nach langem Lockdown für eine deutlich verbesserte Situation im Tourismus. Genossen haben die Auszeit unter anderem die niederländischen Familien-Reiseblogger von „reishonger.nl“. Bild: Stadt Bad Mergentheim

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