Neue Schautafeln luden zum Ausflug in die historische Vergangenheit ein
DOMBÜHL/KLOSTER SULZ. Anlässlich der örtlichen Kirchweih und des zu Ende gehenden Reformationsjahres hatte man jetzt die Einführung der Reformation und deren Folgen in der Kirchengemeinde Kloster Sulz auf mehreren Schautafeln nachgezeichnet. Altbürgermeister Johannes Haider hatte intensiv recherchiert, um die wichtigsten Stationen anschaulich darzustellen.
Gemäß dem Spruch „Cuius regio – eius religio“ (Der Landsherr bestimmt die Religion) teilten sich die Brüder und Markgrafen Kasimir und Georg aus dem Hause Hohenzollern um 1515 vor Ort die Macht. Vor allem Kasimir blieb bei der katholischen Lehre und knüppelte während des Bauernkrieges den Aufstand der Bauern auf brutalste Weise nieder. Eigentlicher Veranlasser der Einführung der Reformation in Kloster Sulz war dann aber Georg „der Fromme“, der sich der evangelischen Lehre zugewandt hatte.
Wenige Jahre zuvor war das Kloster Sulz jedoch, ein Adelsstift, von Bauern aus Leutershausen, die keine Untertanen des Klosters waren, überfallen und zerstört worden. Erst die evangelische Nonne und Meisterin Brigitta von Aufseß ließ das so genannte Conventshaus, in dem heute der Kindergarten untergebracht ist, wieder aufbauen und verwaltete die Klosterbesitzungen bis 1532. Die Einführung der Reformation fiel dann in ihre Amtszeit.
Der frühere Kirchenvorstand Johannes Haider (im Bild) dokumentierte im Rahmen einer Ausstellung die Einführung und das Wachsen der Reformation in der Kirchengemeinde Kloster Sulz. Fotos: Heinz Meyer
Die letzte noch verbliebene Nonne, Barbara von Seckendorf, die gute Beziehungen zum Ansbacher Fürstenhaus pflegte, setzte die Arbeit bis 1556 fort. Die Einführung der „neuen Lehre“ war ihr eine Herzensangelegenheit. Auch ihre Untertanen wollte sie der Reformation zuführen, was nicht immer einfach war. Die ersten evangelischen Pfarrer des Klosters waren dann Geistliche mit katholischer Ausbildung, welche jedoch von dem Befreiungsgedanken Luthers erfasst waren.
Nach dem Tod der letzten Meisterin im Jahre 1556 wurde vom Markgrafenamt Ansbach der 24-jährige, frisch examinierte Pfarrer Caspar Vieweg eingesetzt, der aus Schlesien stammte und in Wittenberg unter Philipp Melanchthon studiert hatte. Er blieb insgesamt 29 Jahre vor Ort und war der eigentliche Gründer der lutherischen Kirchengemeinde Kloster Sulz-Dombühl. Er leitete umfangreiche Umbauten und strukturelle Verbesserungen ein. Ein Dachstuhl aus dem Jahre 1573 besteht bis heute.
Vieweg gelang es mit viel Beharrlichkeit, seine Pfarrei allmählich zu einer evangelischen Gemeinde zu vereinigen. Das Gebiet der Pfarrei war beinahe deckungsgleich mit der heutigen politischen Gemeinde Dombühl und zählte im Jahre 1598 insgesamt 761 Kirchenmitglieder. Vieweg führte das erste Kirchenbuch ein und verfasste ein handgeschriebenes Gesangbuch, nachdem der Kirchengesang ein wichtiges Anliegen Luthers war.
So konnte sich jetzt während der Kirchweih eine Vielzahl an Besuchern über diese Begebenheiten und die weitere Historie des ehemaligen Klosters informieren. Erst um 1840 war es dann zur Trennung der beiden Kirchengemeinden Dombühl und Kloster Sulz gekommen, wie der langjährige Kirchenvorstand Johannes Haider und Zeichner Walter Seidel nun anschaulich und eindrucksvoll dokumentierten.