BlickLokal Spurensuche: Einblicke in die Arbeit des Falkners

Schillingsfürst. Wussten Sie, dass es rechtlich gesehen keinen Unterschied macht, unerlaubt mit einem scharfen Gewehr durch die Gegend zu schießen oder einen Falken ohne Genehmigung fliegen zu lassen? Im Gespräch mit BlickLokal liefert Alexa Meininghaus, Leiterin des Fürstlichen Falkenhofs Schloss Schillingsfürst, spannende Einblicke in die Arbeit des Falkners. Bei den gefiederten Kameraden handelt es sich keineswegs um gewöhnliche „Haustiere“. Es bedarf jeder Menge Erfahrung und Fachkenntniss, wenn man erfolgreich mit den Tieren zusammenarbeiten will…

Entlang der Wege befinden sich die Volieren (Vogelkäfige). Dank der vielen Bäume und Schattenplätze war ein Besuch des Falkenhofs trotz sehr heißen Wetters überraschend angenehm.

Etwa 20.000 Interessierte besuchen jedes Jahr den Fürstlichen Falkenhof Schloß Schillingsfürst. Zu entdecken gibt es dort eine Vielzahl an Greifvögeln. Diese sind größtenteils zwar in der Region heimisch, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit, solche in freier Wildbahn aus nächster Nähe bestaunen zu können, eher gering. Daher lohnt sich ein Besuch der romantisch gestalteten Anlage, wo es unter anderem Falken, Adler, Bussarde, Eulen und Geier zu entdecken gibt. Zwei Flugvorführungen (immer außer montags) sind stets der Höhepunkt des Tages – die Falkner beweisen ihr Können im Umgang mit den Tieren und erläutern den Gästen wissenswerte Fakten zu den jeweiligen Vögeln.

Neue Leiterin

Alexa Meininghaus ist seit 2017 die Leiterin des Fürstlichen Falkenhofs.

Erst kürzlich gab es einen Führungswechsel im Falkenhof Schillingsfürst. Seit 2017 ist die gebürtige Sauerländerin Alexa Meininghaus mit dem Posten als Leiterin betraut. Sie blickt auf über 15 Jahre Erfahrung als Falknerin zurück, auch hatte sie bereits eine eigene Falknerei in Bad Kissingen. Ursprünglich arbeitete sie mit Pferden, Umstände führten dazu, dass sie auch die Falkner-Branche kennenlernte. Schnell wurde ihr Interesse an dem ungewöhnlichen Beruf geweckt: „Mich faszinierte die Zusammenarbeit mit den Tieren, da man bei Falken generell nur das Positive verstärken kann. Am Wichtigsten ist, dass die Vögel Vertrauen zum Falkner aufbauen. Ein Falke ist kein Hund.“ Es gehe darum, ein wildes Geschöpf an sich zu binden, indem man ihm jeden Tag aufs Neue die Freiheit schenkt, zitiert sie Horst Stern.

Falkner als Beruf oder Hobby

Noch vor 300 Jahren war Falkner in unserer Region ein etablierter Lehrberuf. Die Tradition, Falken als Jagdvögel zu verwenden, geht allerdings wesentlich weiter zurück – mindestens 3000 Jahre. Schon seit jeher verstanden es Menschen, Falken und Adler als „beschwingte Waffe“ einzusetzen. Heute sind ein Jagdschein sowie zusätzlich ein Falknerschein zwingend notwendig, insofern man sich ein Tier zulegen möchte. Für die praktische Ausbildung wird stets ein Lehrprinz benötigt. Dessen Aufgabe besteht darin, das in der Praxis benötigte Wissen zu vermitteln. Bei der Arbeit mit den Tieren müsse man sehr darauf achten, nicht zu viel an einem Tag zu machen. Dieser Fehler wäre oft zu beobachten, so die Leiterin des Falkenhofes. Vielmehr gehe es darum, den Vogel artgerecht zu behandeln und dessen Natur wirklich zu verstehen. Heutzutage dient die Falknerei in erster Linie der Öffentlichkeitsarbeit, wobei die Vögel nach wie vor auch bei der Jagd zum Einsatz kommen. Speziell bei privaten Jägern sind die Vögel als faire „Waffe“ beliebt. Wer sich einen Falken zulegen möchte, sollte allerdings die rechtlich schwierige Situation bedenken. Bezüglich der Haltung gibt es selbst für Privatpersonen genaue Vorschriften, besonders strikte Auflagen gelten für öffentliche Betriebe. So ist beispielsweise eine sorgfältige Buchführung ebenso wie strenge Kontrollen der Futtermittel unabdingbar. Alexa Meininghaus macht deutlich, dass auch unbeliebte Büroarbeit fest zum Falknerdasein dazugehört.

Voraussetzung: Leidenschaft

Kritischer Blick.

Allgemein ist der Beruf des Falkners alles andere als Zuckerschlecken. Bereits die Suche nach einem festen Arbeitsplatz dürfte sich als nicht einfach erweisen. Laut Meininghaus sei es zwar durchaus möglich, einen Job zu finden, allerdings bedürfe es dazu eines ausgeprägten Erfahrungsschatzes. Wenn dieser vorhanden ist, könne sich das durchaus bezahlt machen. Generell, so meint sie, hinge das Gehalt stets vom Können des jeweiligen Falkners ab. Doch was braucht es eigentlich, um Falkner zu werden? Tierliebe allein ist alles andere als genug. „Wer Falkner werden will, braucht definitiv Durchhaltevermögen.“ Wenn andere Urlaub machen herrscht im Falknereibetrieb Hochkonjunktur – sprich in den Ferien und an Feiertagen. Auch körperliche Fitness ist gefragt, manche Vögel wiegen bis zu acht Kilogramm. Meininghaus schätzt, dass nur rund ein Drittel aller Interessierten am Ende überhaupt bleibt.

Beziehung zu Menschen möglich

Am Fürstlichen Falkenhof gibt es verschiedenste Vogelarten zu entdecken.

Falken sind faszinierende Tiere: in keinerlei Weise vergleichbar mit einem typischen Haustier, aber dennoch in der Lage, eine innige Beziehung zu ihrem menschlichen Gegenüber zu entwickeln. Im Normalfall lernen sich Falke und Falkner schon beim Füttern der frisch geschlüpften Nestlinge kennen. Bald folgen dann auch erste gemeinsame Flugübungen und Muskeltraining für den jungen Vogel. Ganz wichtig: regelmäßige Landeübungen auf dem Falkner-Handschuh. Greifvögel haben eine hohe Lebenserwartung von 20 bis 60 Jahren. Meist sind sie Einzelgänger, aber es gibt auch monogame Arten, welche zeitlebens mit einem festen Partner zusammenleben. Sobald die Tiere die Geschlechtsreife erreicht haben, kann es auch vorkommen, dass der Falkner fortan als Lebenspartner betrachtet wird. „Da kann es schon mal passieren, dass die Vögel einem sehr nahe kommen…“, amüsiert sich Alexa Meininghaus.

Schlau und tödlich

Wer einen Falken als Jagdtier nutzen will, muss den Jungvogel zeitig auf Wild einstellen und an seine Beute gewöhnen. Ist der Vogel erfolgreich gewesen, gilt es, ihm den Fang zu entlocken. Nun ist Tücke gefragt, freiwillig wird der Falke seine Trophäe nicht herausgeben. Stattdessen lässt er sich aber leicht mit einem leckeren Stück Frischfleisch ablenken, und ist dann meist auch direkt für einen „fairen Tausch“ zu haben. Gar nicht zu empfehlen ist es, sich das erlegte Wild einfach zu nehmen. „Der Falke merkt sich alles, und seine Rache ist gewiss…“, warnt die erfahrene Falknerin. Ansonsten ist die Jagd mit dem Falken an sich eher unkompliziert. Man bringt den Vogel in das entsprechende Gebiet, wo er dann aus der Luft seine Beute erspäht und im Sturzflug erlegt. Eine am Fuß befestigte Glocke sorgt dafür, dass der Vogel nach dem Landen möglichst schnell gefunden werden kann. Manche Jäger verwenden vor allem bei weiteren Distanzen auch Peilsender zum Aufspüren. In der Regel ist der Jagd-Tag allerdings nach einem erfolgreichen Angriff beendet. Auch hier gilt, dass man die Tiere nicht überfordern sollte. Ein faszinierendes Hilfsmittel für die Jagd stellt das Auge des Falken dar: Er ist damit in der Lage, ultraviolettes Licht zu sehen. Mäuseurin beispielsweise leuchtet besonders stark. Eine Tatsache, welche den kleinen Vierbeinern in diesem Fall nicht unbedingt von Vorteil ist…

Hmm lecker, Chickenwings…

Botschafter für draußen

Ganz verdutzt schaut die junge Eule drein…

Die Öffentlichkeitsarbeit mit den Tieren am Fürstlichen Falkenhof soll unter anderem dazu dienen, auf bedrohte Tierarten aufmerksam zu machen. Außerdem werden gefährdete Eulenarten im Rahmen eines Auswilderungsprojektes auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet. Mit den täglichen Flugvorführungen möchte man darüber informieren „wie die Realität wirklich ist“, so die Leiterin der Einrichtung. „Die Tiere hier sind Botschafter für die Tiere draußen.“ Man versuche, Menschen und Tiere zusammenzubringen und auf dieser „hautnahen“ Ebene ein Bewusstsein für Tierschutz zu wecken. In diesem Sinne findet auch eine enge Zusammenarbeit mit Schulen statt. Ebenso ist es möglich, einen Tag als Falkner zu verbringen und so etwas vom Falknereialltag zu schnuppern. Mit dem Führungswechsel im vergangen Jahr gab es einige Umstrukturierungen. So legt man den Fokus nun bewusst auf die Arbeit mit heimischen Vögeln. Nichtsdestotrotz gibt es auch den ein oder anderen Exoten zu entdecken, so beispielsweise einen Weißkopfseeadler.

Bei der Hitze ist selbst der Geier zu faul zum Fliegen. Ein kühles Schattenplätzchen weiß auch er zu schätzen…

Definition:

Die Falknerei ist das Abrichten, die Pflege und das Jagen mit Hilfe eines Greifvogels, die Beizjagd. Feder- und Haarwild sind hierbei Ziel der Jagd. Trotz des Namens werden bei der Falknerei bzw. Falkenbeize auch andere Greifvögel wie Habicht und Sperber eingesetzt. Quelle: Wikipedia

Text & Fotos: Amos Krilles

Von links: Alexa Meininghaus, Gabi Voigtländer und Klaus Schmich. Das Team vor Ort.

Frettchen können bei der Jagd eine große Hilfe sein. Die putzigen Vierbeiner sind Teil der Flugvorführung.