Sehen wir den Wert?

Die Werte unserer Zeit verlagern sich immer mehr in Richtung materiellem Besitz. Es lässt sich nicht leugnen, dass Konsum oftmals bereits zum Lebenssinn geworden ist. Letztendlich geht man arbeiten, um sich das neueste Smartphone leisten, den Leasing – Vertrag des Autos zahlen und sich eine gut ausgestattete Wohnung finanzieren zu können. Schließlich ist es ja wichtig, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Der einzige Haken daran: Viele Produkte, insbesondere Elektronik, sind schnell veraltet. Smartphones oder Computer, welche heute noch ihresgleichen suchen, gehören bereits ein, zwei Jahre später zum alten Eisen. Es bleibt für den zeitgemäßen Verbraucher also keine andere Wahl als sich von seinem aktuellen Gerät zu trennen und sein Equipment zu aktualisieren. Doch nicht nur im Elektronikbereich wird dieser Trend sichtbar, allgemein werden Produkte immer billiger und qualitativ schlechter. Meist ist ein Neukauf billiger als die Reparatur. Im gleichen Zuge steigen aber auch die persönlichen Ansprüche. Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind deutlich – wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Dinge werden schnell wertlos.

Verwertung anstelle von Entwertung

„Wertschöpfung in jeglicher Hinsicht“– so könnte man die Arbeit des Elops e.V. zusammenfassen. Der gemeinnützige Verein umfasst insgesamt mehrere Arbeitszweige in verschiedenen Bereichen. Einer davon ist die „Offene Hände“ Arbeit. Deren Herz ist es, gut erhaltene Gebrauchtwaren entgegenzunehmen, diese dann je nach Bedarf herzurichten und anschließend wieder weiterzugeben. Dies passiert zum Teil über einen Laden vor Ort, in welchem die Güter günstig zum Verkauf angeboten werden. Der Rest wird in Form von Hilfstransporten in Notgebiete verfrachtet, insbesondere nach Rumänien.

„Uns geht es darum, den Wert in Dingen zu erkennen. Und genau dieser Wert ist wichtig, weil Wert zu haben bedeutet auch, gebraucht zu werden.“, so die Geschäftsführerin Carmen Preiß. „Wir sehen in allen Dingen den Wert und überlegen wie man etwas noch gebrauchen kann, anstatt etwas einfach wegzuwerfen.“ Dass „Wert“ meist nur ein subjektives Empfinden ist, zeigt dieser Erfahrungsbericht: „Ich erinnere mich an eine Dame, die uns einen Pelzmantel brachte, für welchen sie keine Verwendung mehr hatte. Diesen zog sie nicht mehr an, wollte ihn aber auch nicht wegwerfen. Wir haben den Mantel dann nach Rumänien gebracht und ihn dort einer Frau gegeben. Diese war voller Dankbarkeit und erzählte, dass sie in ihrem ganzen Leben nie etwas so Schönes bekommen hätte…“

Dieser Grundsatz, in allem einen Wert zu sehen, bezieht sich nicht nur auf materielle Güter. Eine maßgebliche Rolle spielt dieser auch auf menschlicher Ebene. Viele Menschen stehen am Rande unserer Gesellschaft und werden häufig gewissermaßen auch als „wertlos“ betrachtet. „Elops“ geht es darum, den Wert von Menschen zu sehen. Für die Arbeit werden viele Hände benötigt, dabei spielen soziale Unterschiede keine Rolle. Jeder Helfer wird mit seinen Stärken und Schwächen gebraucht und ist somit wertvoll. Egal ob Langzeitarbeitsloser, FSJ´ler oder jemand der Sozialstunden ableisten muss – alle haben denselben Wert und verdienen es, dementsprechend behandelt zu werden.

Der Laden

In einer ehemaligen Bad Windsheimer Fabrikhalle, gegenüber vom Parkplatz des Fränkischen Freilandmuseums, befinden sich heute die Räumlichkeiten des Elops e.V. Einen Großteil bilden die Ladenflächen. Im vorderen Bereich befindet sich ein christlicher Bücherladen mit gemütlicher Kaffeeecke. Dieser bietet eine Auswahl an Literatur, Karten für alle Anlässe, Geschenkartikeln, usw. Im Anschluss folgt der Gebrauchtwarenverkauf, dort gibt es von allerlei Haushaltsgegenständen, Elektroartikeln, über Textilien bis hin zu einer großen Halle voller Mobiliar ziemlich alles. Außerdem hat man über das Internet Zugriff auf das eigene Antiquariat, welches tausende Bücher zur Verfügung stellt. Am 20 Mai 2017 laden Elops zum „Tag der Begegnung“ ein. Teil dessen ist ein Büchermarkt mit über 30.000 Exemplaren.

Alle bei Elops erzielten Erlöse dienen der Unkostendeckung – da diese allerdings keineswegs ausreichen, ist der Verein stark auf Spenden angewiesen.

Von Bad Windsheim aus in alle Welt

Weltweit unterhält Elops ein großes Netzwerk an persönlich sehr gut bekannten Partnern. Dadurch kann sichergestellt werden, dass die Hilfsgüter auch wirklich zweckgemäß verwendet werden. Alles beginnt in Bad Windsheim, hier werden das ganze Jahr über Waren von Spendern entgegengenommen. Das dortige Team sortiert alles und bereitet den Transport vor. Allein 2016 waren es fast 1.000m³ Hilfsgüter, welche von der alten Fabrik aus in die Welt gingen. Beispiele wären: Rumänien, Albanien, Nordirak und Kongo. Der jetzige Verantwortliche in diesem Bereich ist Herr Michael Fillip. Er betont in diesem Kontext, dass für Elops insbesondere die Nachhaltigkeit der Projekte von Bedeutung sei. „Uns geht es z.B. nicht so sehr darum, bei humanitären Katastrophen kurzfristige Hilfe zu leisten. Unser Schwerpunkt liegt eher auf langfristigen Projekten und Hilfe zur Selbsthilfe. Beispielsweise in Rumänien unterstützen unsere Partner vor Ort Kinder aus sozial schwachen Familien in Form von Nachhilfe oder Hausaufgabenbetreuung, aber auch indem wir ihnen Werte vermitteln. So können die Kinder über den Schulabschluss aus dem Teufelskreis der Armut ausbrechen.“

 

Elops?!

Der Elops e.V. zählt sich zur evangelischen Kirche und ist dem Diakonischen Werk in Bayern angeschlossen. Die Gruppierung bildete sich Ende der 60er und war ein Zusammenschluss unterschiedlicher Jugendgruppen verschiedenster Konfessionen. Während einer gemeinsamen Wanderfreizeit in den Bergen stellten die Jugendlichen fest, dass sie gerne weiterhin regelmäßigen Kontakt pflegen wollen. So wurden aus anfangs unregelmäßigen Treffen bald regelmäßige, und der Verein Elops entstand.

Während man hinter dem Begriff „Elops“ eine aussagekräftige Bedeutung vermuten mag, ist die Erklärung unerwartet simpel. Carmen Preiß lüftet das Geheimnis: „Während einer Wanderung in den Bergen kam jemand auf die Idee verschiedene Worte auszutesten, die ein gutes Echo werfen würden. Dabei stieß er zufällig auf Elops, welches in einem lustig hallenden lops, lops, lops… resultierte. Dieser Name blieb dann.“

Den Arbeitszweig „Offene Hände“ gründete Werner Berr 1989 in Gollhofen. Dort erwarb Elops einen einstigen Bauernhof, in welchem die Arbeit aufgebaut werden konnte. Erst im Jahr 2014 wurde der Standort in Bad Windsheim eröffnet, da die alten Kapazitäten nicht mehr ausreichend waren. Für das ehemalige Gebäude in Gollhofen wird nach wie vor ein Käufer gesucht.

Heute besteht das Kernteam der Mitarbeiter vor Ort aus ca. 15 Leuten, sowohl Festangestellten, FSJ´lern und vielen Ehrenamtlichen. Deren Aufgaben bestehen u.a. in der Verwaltung, Organisation, Betreuung und Verkauf. Auch eine kleine Werkstatt ist eingerichtet, so können defekte Artikel repariert werden. Außerdem werden alle Waren auf Sicherheit und Funktionalität getestet bevor sie weitergereicht werden.

Um das Projekt weiterhin am Laufen zu halten ist der Verein immer auf Unterstützung angewiesen – egal ob finanziell oder materiell, ein Verwendungszweck ist stets gegeben.

Oft fällt die Trennung von alten Gegenständen schwer, aber dennoch muss sie vollzogen werden. Durch die „Offene Hände“ Arbeit, besteht für jeden die Möglichkeit, gebrauchte aber noch intakte Gegenstände einer neuen Bestimmung zuzuführen – kann die Sache noch einen Zweck erfüllen, ist sie noch von wert?

 

 

Carmen Preiß, Geschäftsführerin von Elops

Carmen Preiß, Geschäftsführerin von Elops

 

Kontakt:

Elops Offene-Hände-Laden
Am Südring 5
91438 Bad Windsheim

Tel.: 09841 / 40 10 8-100 (nur während der Ladenöffnungszeiten)

E-Mail: info@elops.de

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Freitag 10 – 18 Uhr
Samstag 10 – 15 Uhr

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