Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis setzt wegen Bundesteilhabegesetz vermehrt auf Beratung

Main-Tauber-Kreis. Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis hob der Vorsitzende des Kreisverbandes, Jörg Hasenbusch, in seinem Rechenschaftsbericht besonders hervor, dass es der Lebenshilfe, entsprechend den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention, vorrangig um das Recht von Menschen mit Behinderung auf gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben im Rahmen des Möglichen gehe. Konkret bedeute dies, dass die Schwerpunkte der Vereinsarbeit nach wie vor auf dem Bereich des familienentlastenden Dienstes, der Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit liegen.

In der Versammlung wurden auch mehrere Mitglieder für langjährige Treue zum Kreisverband und für besondere Verdienste ausgezeichnet. So konnte der Vorsitzende des Kreisverbandes, Jörg Hasenbusch, zusammen mit Edmund Brenner, dem Vorsitzenden der Stiftung Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis, Josef Ponzer aus Wenkheim die Ehrennadel in Gold, Heike Ponge aus Niederstetten, Karl Volkert aus Heckfeld und Rainer Kern aus Boxberg die Ehrennadel in Silber verleihen. In der Mitgliederversammlung erinnerte Edmund Brenner auch an die Gründung der Stiftung Lebenshilfe vor 20 Jahren, ein Datum, das man im Sommer gebührend feiern werde.

An Aktivitäten mangelte es dem Kreisverband der Lebenshilfe Main-Tauber im Jahre 2017 wahrlich nicht, wie aus dem Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden zu entnehmen war. So wurden beim familienentlastenden Dienst die Angebote für die Bereiche Freizeitgestaltung und Betreuung, die schulische Betreuung wie auch die Einzelbetreuung weiter ausgebaut. Dazu kamen die neuen Kreativkurse und die inklusiven Veranstaltungen. Teilweise konnte die starke Nachfrage nicht mehr bedient werden. Deshalb versuche man durch weitere Vernetzungen neue Kapazitäten zu schaffen. Seit 2017 ist die Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis Kooperationspartner des Netzwerkes Familie in Tauberbischofsheim.

Die zweite besonders wichtige Kernaufgabe, die Beratung, wurde in den letzten Jahren mit großem Nachdruck intensiv beackert. Mittlerweile seien die Mitarbeiter die ganze Woche in der Geschäftsstelle „Mittendrin“ in Tauberbischofsheim präsent. Die Sozialpädagogin Anke Väth unterstützt seit Oktober 2017 schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Beratung als Halbtagskraft zusätzlich das Team. So hat die Geschäftsstelle jetzt jeden Nachmittag und am Donnerstag  sogar bis 18 Uhr geöffnet. Außerdem bietet die Lebenshilfe regelmäßig Fachvorträge zu aktuellen Themen an.

Der Betreuungsverein, der neben seiner Aufgabe auch intensiv berät, konnte Anfang 2018 einen bedeutenden Rekord vermelden. Seit  2005 wurden bis Ende 2017 10 000 beglaubigte Vorsorgevollmachten abgeschlossen. Hinter dieser Zahl, so Hasenbusch, stehen zahllose Stunden äußerst fachkundiger und dazu auch noch kostenloser Beratung. In diesem Zusammenhang beklagte der Vorsitzende die bedauernswerte Unterfinanzierung der Betreuungsvereine. Im neuen Koalitionsvertrag werde dies endlich auch anerkannt. Die Politik wolle die Finanzierung der unverzichtbaren Arbeit der Betreuungsvereine in Zusammenarbeit mit den Ländern stärken.

Die Notwendigkeit einer qualifizierten Beratung ist nach Meinung des Vorsitzenden Grundvoraussetzung dafür, dass Menschen mit Behinderung die ihnen zustehenden Leistungen auch im gebotenen Umfang gewährt werden. Dies habe der Gesetzgeber selbst erkannt und die finanzielle Förderung von unabhängigen Beratungsstellen ausdrücklich festgeschrieben. Leider sei die Lebenshilfe  vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales nicht mit der Einrichtung einer solchen Beratungsstelle berücksichtigt worden. Immerhin soll noch in diesem Jahr im Main-Tauber-Kreis mit Sitz in Tauberbischofsheim ein Büro für die „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung für Menschen mit Behinderung“ eingerichtet werden. Träger wird der Landesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. mit Sitz in Tübingen sein.

In diesem Zusammenhang wies Hasenbusch darauf hin, dass sich die Verfahren der Leistungsfeststellung nach dem neuen Bundesteilhabegesetz ab 01.01.2020 maßgeblich ändern. Deswegen wolle man gerade hier die dringend notwendige Beratung intensivieren. Abschließend bedankte sich Hasenbusch beim Landkreis, allen Kommunen, Institutionen, Vereinen und privaten Spendern für die große finanzielle Unterstützung der Verbandsarbeit der Lebenshilfe. „Die uns so gewährte Unterstützung hilft nicht nur enorm, sie ist auch dringend notwendig, sie motiviert, bestärkt, gibt Kraft und ordentlichen Rückenwind“, so der Kreisvorsitzende.

Der Totenehrung folgten die Geschäftsberichte von Peter Kernwein über das Irma-Volkert-Haus, des Behindertenvertreters Dietmar Wolf, der Arbeitskreise Elterntreff und Elternkreis von Hanna Reinhardt und Gerd Fabig, der Sportgruppen von Anita Kettner, der Abteilung Betreuungsverein von Thomas Heßdörfer und der Kassenbericht von Johanna Kernwein. Ergänzend zur Tagesordnung wurde der Erhöhung des Mindestbeitrags ab Januar 2019 von bisher 20 auf 30 Euro pro Jahr und für Menschen mit Behinderung von bisher sechs auf zehn Euro pro Jahr zugestimmt. Die letzte Beitragserhöhung erfolgte 2001, damals von 30  D-Mark auf 20 Euro, wie der Vorsitzende in seiner Begründung betonte. Seit dieser Zeit haben sich die Aufgaben und Angebote der Lebenshilfe stetig erweitert, was zu höheren Kosten führte.  (lh)

Bild:  Lebenshilfe

Bildunterschrift: Mitglieder geehrt: Die Vorsitzenden des Vereins Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis und der Stiftung Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis, Jörg Hasenbusch (links) und Edmund Brenner (rechts) ehrten Rainer Kern aus Boxberg (Zweiter von rechts) für 25-jährige Mitgliedschaft und Karl Volkert aus Heckfeld (Zweiter von links) für besondere Verdienste mit der Ehrennadel in Silber. Nicht auf dem Bild Josef Ponzer, (Goldene Ehrennadel) aus Wenkheim und Heike Ponge, (Silberne Ehrennadel) aus Niederstetten.

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