Demenz und Corona – Anregungen aus der Beratung

Angehörige von Menschen mit Demenz sind durch die aktuelle Situation außerordentlich belastet. Dies gilt vor allem für diejenigen, die zuhause pflegen, aber auch für Angehörige von Menschen mit Demenz im Pflegeheim.

Die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. ist weiterhin telefonisch (0711 24 83 96-63), per Mail (beratung@alzheimer-bw.de) und über die Website www.alzheimer-bw.de erreichbar und unterstützt Angehörige, Fachkräfte und Ehrenamtliche durch Informationen und Anregungen zur Alltagsbewältigung in der aktuellen Krise.

 

Anregungen für Angehörige von Menschen mit Demenz im Pflegeheim

Angehörige von Menschen mit Demenz im Pflegeheim leiden vor allem unter dem uneingeschränkten Besuchsverbot in Pflegeheimen, denn sie wissen aktuell nicht, wie es ihrem Angehörigen geht und wie er auf die fehlende Zuwendung und Unterstützung reagiert. Sie machen sich große Sorgen, dass Fähigkeiten rapide abgebaut werden, wenn ihre regelmäßige Anregung und Zuwendung fehlt. Viele fragen sich auch, ob sie nach einer längeren Besuchspause überhaupt noch erkannt werden. All dies ist für Angehörige extrem belastend, zumal zurzeit noch völlig unklar ist, wie lange die Einschränkungen nötig sind.

Die persönlichen Besuche können durch nichts ersetzt werden. Es ist aber doch möglich, einen gewissen Ausgleich zu schaffen und dabei sowohl die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen als auch die Abläufe im Pflegeheim zu berücksichtigen:

  • Mit dem Pflegeheim könnte zum Beispiel abgesprochen werden, wann es am besten in den Ablauf passt, sich telefonisch nach dem Angehörigen zu erkundigen. Das Pflegeheim könnte in dieser Zeit eine Erreichbarkeit sicherstellen.
  • Beruhigend ist eine Zusicherung des Pflegeheims, dass sofort mitgeteilt wird, wenn es dem Angehörigen schlecht(er) geht.
  • Eine direkte Kommunikation ermöglicht die Fenster-Telefonie: Heimbewohner telefonieren in einem Raum am Fenster, wo sie nach draußen zu ihren Angehörigen vor dem Fenster schauen können. So können sich beide gefahrlos sehen, miteinander sprechen und gestikulieren und einander nah sein.
  • Heimbewohner, die nicht mehr mobil genug sind, können vielleicht dennoch vom Zimmer oder Bett aus telefonieren, wenn sie das Pflegepersonal dabei unterstützt.
  • Technisch sind auch bildunterstützte Kommunikationswege, zum Beispiel über Skype, möglich, sie erfordern aber mehr Begleitung durch das Pflegepersonal und ein Tablet oder Smartphone im Pflegeheim und zuhause.

Pflegeheime haben in der Regel Verständnis für die Sorgen der Angehörigen. Diese sollten bei allen Anfragen aber immer bedenken, dass auch das Pflegepersonal erheblich belastet ist, nicht zuletzt durch den Wegfall jeglicher Unterstützung durch die Angehörigen.

Anregungen für Angehörige, die zuhause pflegen und betreuen

Aktuell fehlen Entlastungsangebote vollständig, etwa Tagespflegen und Betreuungsgruppen, oder sind zumindest deutlich reduziert wie zum Beispiel die Häuslichen Betreuungsdienste. Gleichzeitig entfällt vielfach auch eine Ablenkung durch Besuche. All dies ist für Angehörige, die einen Menschen mit Demenz zuhause versorgen, außerordentlich belastend und sie fühlen sich allein gelassen und überfordert.

Menschen mit Demenz wiederum reagieren äußerst sensibel auf die sie umgebende Grundstimmung. Die Unruhe und Unsicherheit, die sie spüren, überträgt sich auf ihr eigenes Verhalten. Ihnen fehlt zudem jegliches Verständnis für die aktuelle Krise und die nötigen Einschränkungen. Sie verstehen nicht, warum Einkäufe, Spaziergänge oder Besuche nicht in gewohnter Weise möglich sind und erkennen den Sinn der Abstandsregeln nicht.

In der angespannten häuslichen Situation ist ein möglichst ruhiger, geregelter Tagesablauf mit festen Routinen und ablenkenden Beschäftigungsangeboten wichtig:

  • Eine klare Tagesstruktur mit festen Zeiten für Mahlzeiten, Ruhephasen und Beschäftigungszeiten hilft Menschen mit Demenz, sich zu orientieren.
  • Trotz der eigenen Anspannung sollten Angehörige versuchen, ihre Sorgen und Befürchtungen gegenüber dem erkrankten Familienmitglied nicht offen zu zeigen, um zu vermeiden, dass sich ihre Unruhe überträgt.
  • Abwechslung schafft die aktive Einbeziehung in den Haushalt. Bei welchen alltäglichen Aktivitäten können die Betroffenen mitmachen? Lob und Unterstützung sind dabei wichtiger als ein perfektes Ergebnis.
  • Wichtig ist ein privates Netz an Unterstützenden, die stundenweise Verantwortung übernehmen und für Beschäftigung und Entlastung sorgen.
  • Angehörige sollten unbedingt für eigene kleine Pausen sorgen, in denen sie die Verantwortung abgeben können. Pflegedienste und Häusliche Betreuungsdienste sind größtenteils noch nicht eingestellt und können Entlastung schaffen.
  • Soziale Kontakte sind gerade jetzt wichtig und sollten gepflegt werden. Ein Telefonat oder eine ausführliche Mail können helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen, Sorgen und Probleme zu benennen und Lösungen zu finden.

 

Informationen und Links für Angehörige von Menschen mit Demenz

Angehörige von Menschen mit Demenz finden wichtige Informationen auf der Website der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg www.alzheimer-bw.de. Die Übersicht über regionale und überregionale Angebote für Austausch und Unterstützung wird laufend aktualisiert.

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