Verbundenheit mit Lauda über Kontinente hinweg

Lauda-Königshofen/Alberta. Manfred Buerfeind ist in Lauda großgeworden und lebt heute in Kanada. Die Verbundenheit zur Weinstadt im Taubertal hat er an seine Söhne und Enkel weitervererbt.

Manfred Buerfeind hat in seinem Leben viel erlebt. Seine herzliche und lebensbejahende Art steckt an, wenn man beim Gespräch neben ihm sitzt. Und zu erzählen hat er zweifellos sehr viel: 1930 in Bremen geboren und aufgewachsen, wurde er mitten im Krieg nach Lauda evakuiert. Da war er gerade einmal 12 Jahre alt. Bei Familie Hugo Vierneisel wurde Buerfeind liebevoll aufgenommen und erlebte die Wirren des Krieges in seiner neuen Heimat hautnah mit. Ganz alleine, viele Kilometer fernab des Elternhauses, musste er sich eine neue Existenz aufbauen. Wie die Glocken der benachbarten Friedenskirche abgehangen und eingeschmolzen wurden, um daraus Munitionskugeln zu fertigen, ist ihm noch heute lebhaft in Erinnerung. Der Gedanke daran kommt ihm während seiner Erzählungen, als er den Glockenschlag der Laudaer St.-Jakobuskirche hört.

Stillstand gab es nie

Durch eine spontane Fügung kam das Angebot, in den kanadischen Wäldern eine Stelle als Forstarbeiter anzutreten. Letztlich verschlug es Manfred Buerfeind aber auf eine Ranch in Elscott. Dort arbeitete er in der Viehhaltung, ehe er 12 Jahre im Fallschirmjägerregiment verbrachte. Doch so etwas wie Stillstand gab es im Leben von Manfred Buerfeind nie: Nach der Hochzeit pachteten seine Frau Ingrid und er zwei Quadratkilometer Landfläche. Plötzlich galt es, über 200 Kühe, Bullen und Rinder zu versorgen. Ja, Buerfeind war ein richtiger Cowboy. Bei einem seiner regelmäßigen Ausritte auf einem Pferd ist ihm auch ein Gedicht eingefallen, das er auf dem Sattel mit einem Notizbuch aufgeschrieben hat. Es handelt vom Wert der Heimat – ein Thema, das den 85-Jährigen bedingt durch seine Erfahrungen ein Leben lang begleitet. Das Gedicht endet mit den Worten „Doch komm ich nach Jahren zu dir zurück, mein Glück, werd‘ ich von deiner Schönheit aufs Neue dann beglückt.“

Verbundenheit mit Lauda über Generationen hinweg

Eine etwas ruhigere Zeit kam 1995 aber doch. In diesem Jahr zog die Familie nach Alberta, eine weitläufige Prärieprovinz im Westen Kanadas. Dort arbeitete Buerfeind bis zum Eintritt in den Ruhestand als Kraningenieur. Regelmäßige Reisen mit dem Wohnwagen führten die Familie zum Beispiel nach Mexiko, Colorado, Alaska oder in die Staaten. Die Verbundenheit mit Lauda ist bei Manfred Buerfeind nach wie vor stark
ausgeprägt. Etliche Male war er in all den Jahrzehnten im Taubertal zu Besuch – mit wechselnden Konstellationen. Mal mit Frau Ingrid, mal mit Nichte Jennifer oder, so wie vor wenigen Tagen, mit Sohn Mark und Enkel Michael. Zahlreiche Einträge ins Gästebuch des Gasthofs Goldener Stern, wo die Familie seit jeher ein Gästezimmer bezieht, bezeugen diese enge Verbundenheit. Gastwirt Gerhard Schwab erinnert sich: „Etwa vor 30 Jahren kehrte Manfred Buerfeind das erste Mal hier ein. In freundschaftlicher Stimmung habe ich seine Ehefrau kennengelernt. Leider konnte ich sie schon beim letzten Besuch nicht mehr begrüßen. Doch habe ich die Söhne und ihre Frauen und deren Kinder kennengelernt. Als Enkelin Erika 2004 hier war, sangen ihr Opa und ich ein altes Volkslied. Schade, dass ihre Oma Ingrid nicht mehr hier ist, eine gebürtige Hamburgerin. Aber ganz besondere Erinnerungen verbinden mich mit Familie Buerfeind.“

Spontane Besuche sind sein Markenzeichen

Eine Angewohnheit gewöhnte sich Manfred Buerfeind übrigens nie ab. Schmunzelnd erzählt Gerhard Schwab: „Manfred ist immer ohne Anmeldung gekommen. Plötzlich stand er da und hat nach einem Zimmer gefragt. Auch wenn es manchmal nicht ganz leicht war: Wir haben ihm immer ein Gästezimmer ermöglicht.“ In wenigen Tagen feiert der Kanadier seinen 86. Geburtstag. Jeder, der das Vergnügen hatte, ihm in seiner früheren Heimat Lauda persönlich zu begegnen, schließt sich den Glückwünschen sicherlich an. Die Verbundenheit zur Weinstadt im Taubertal bleibt auch in der übernächsten Generation bestehen. Was Buerfeinds Enkel hier am besten gefällt? „Dass die Geschichte hier überall gegenwärtig ist“, erzählt Michael. Wenig überraschend: Noch vor der Abreise kündigt er den nächsten Besuch in Lauda an.

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