„Streuobstpaten“ gesucht – Eine Initiative für nachhaltigen Naturschutz

Lauda-Königshofen. In unmittelbarer Nähe zum Radweg “Liebliches Taubertal – Der Klassiker”, auf der Straßenseite gegenüber dem Königshöfer Erlebnisspielplatz an der Tauber, befindet sich die Streuobstwiese „Hirtenwiese“ in bester Sonnenlage. Mehr als 50 Obstbäume stehen auf der ca. 1,65 Hektar großen Fläche, die sich seit Jahren im Besitz der Stadt Lauda-Königshofen befindet. Jetzt sollen dieses Wiesengrundstück sowie weitere städtische Streuobstwiesen weiterentwickelt werden.

Wertvoller Lebensraum Eine Streuobstwiese kann ein natürlicher Lebensraum für mehr als fünftausend Tier- und Pflanzenarten sein – vom Wiedehopf bis zur Biene, von der Salbeipflanze bis zum Spitzwegerich. Die immense Bedeutung für Flora und Fauna hat auch die Stadt LaudaKönigshofen erkannt. Zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern aus dem Stadtgebiet sollen vorhandene Wiesengrundstücke nachhaltig weiterentwickelt werden. Gesucht werden „Streuobstpaten“, die sich um den Baumschnitt und eine ökologische Wiesenpflege kümmern und im Gegenzug die Früchte im Spätsommer selbst ernten dürfen.

Bei einem Rundgang vor Ort mit Doreen Wenz, Umweltplanerin bei der Stadt LaudaKönigshofen, und Irmtraud Mühlbauer vom Verein „Tauberländer Bio-Streuobstwiesen e.V.“ wird schnell klar: Hier brennen zwei Naturfreunde für eine gute Sache. Irmtraud Mühlbauer fasst die Ziele ihres Vereins wie folgt zusammen: „Wir wollen die heimische Flora und Fauna auf Streuobstwiesen bewahren und das notwendige Wissen an die nächste Generation weitergeben. Dazu zählen zum Beispiel Kenntnisse der heimischen Obstsorten, Baumschnittmethoden oder Kräuterkunde sowie Wissen über die biologische Erzeugung.“ Dafür lässt der Verein die Flächen seiner Mitglieder biozertifizieren. Die Mitglieder verpflichten sich zum Einhalten der Vorgaben, die den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide verbieten, und liefern nur absolut gesundes und reifes Obst ab. Das Engagement für die Natur honoriert der Verein mit höheren als den marktüblichen Mostobstpreisen.

Die Überlegungen der Stadt Lauda-Königshofen gehen nun dahin, interessierten Bürgern eine „Streuobstpatenschaft“ anzubieten. Die Paten bekommen die Möglichkeit, an einem Baumschnittkurs teilzunehmen, und werden bei Fragen rund um die Baum- und Wiesenpflege durch die Stadt Lauda-Königshofen unterstützt. Denn nur bei entsprechender Bewirtschaftung und Pflege entfalten die Bäume ihr ganzes Potenzial.

Irmtraud Mühlbauer (l.) vom Verein „Tauberländer Bio-Streuobstwiesen e.V.“ und Doreen Wenz, Umweltplanerin bei der Stadt Lauda-Königshofen, begutachten die Obstbäume auf der „Hirtenwiese“ in Königshofen. Jetzt werden Streuobstpaten gesucht, die Verantwortung für ein Stück Natur übernehmen. Foto: Stadt Lauda-Königshofen

Irmtraud Mühlbauer erklärt: „Streuobstwiesen locken zahlreiche Insekten an, dienen als Schattenspender, Windfang und Frischluftproduzenten. Gleichzeitig erzeugen sie leckeres und frisches regionales Obst – ganz zu schweigen davon, dass der Verbraucher auch sich selbst durch den Aufenthalt im Freien etwas Gutes tut.“

Verantwortung für ein Stück Natur Baumpaten dürfen dann im Spätsommer, wenn die Bäume ihre Früchte tragen, diese selbst ernten und weiterverarbeiten – zum Beispiel zum Backen, Mosten oder zur Herstellung von leckerem Saft. „Wer einmal einen selbstgepressten Apfelsaft gekostet hat, wird seinen unnachahmlichen Geschmack nicht mehr missen wollen“, erzählt Doreen Wenz von der Stadtverwaltung. „Mit der Aktion ‚Streuobstpate gesucht‘ wollen wir die Bürgerschaft für gelebten Umweltschutz sensibilisieren. Wir freuen uns auf viele Freiwillige, die hier inmitten im Grünen die Patenschaft für ein Stück Natur übernehmen möchten. Dabei stehen wir mit Rat und Tat zur Seite.“Darüber hinaus hat der städtische Gemeinderat die Teilnahme an der Aktion „BadenWürttemberg blüht“ beschlossen. Die eingereichte Konzeption sieht vor, die Streuobstwiese „Hirtenwiese“ im Falle einer erfolgreichen Bewerbung erlebbar zu machen. Denkbar sei laut Beschluss beispielsweise ein Rundweg mit mehreren Lehrtafeln zur Tier- und Pflanzenvielfalt und Sitzgelegenheiten. Das Ziel ist, zu zeigen, wie wertvoll eine Streuobstwiese als Rückzugsort nicht nur für Tiere und Pflanze, sondern auch für die Menschen sein kann. „Denn Naherholung in der Natur beginnt vor der Haustür“, erklärt Doreen Wenz.

Die  Karte zeigt, wo die Wiese liegt. Foto: Stadt Lauda-Königshofen

INFO: Wer sich dafür interessiert, die Streuobstpatenschaft für einen Obstbaum auf der Streuobstwiese „Hirtenwiese“ in Königshofen oder auch auf einer anderen städtischen Streuobstwiese in einem anderen Stadtteil zu übernehmen, wendet sich an Frau Doreen Wenz, Umweltplanerin bei der Stadt Lauda-Königshofen, erreichbar unter  E-Mail (doreen.wenz@lauda-koenigshofen.de) oder Tel. 09343 501-5413.