Lesung am Muttertag auf der Wertheimer Burg

Wladimir Kaminer: Wie sage ich es meiner Mutter?

Wertheim. Der „Russendisko“-Autor Wladimir Kaminer ist ein grandioser Unterhalter. Wer ihn noch nicht live gesehen hat, kann dies am Sonntag, 14. Mai, in Wertheim nachholen. Mit perfektem Timing zum „Muttertag“ stellt er um 18 Uhr auf der Burg open air sein aktuelles Buch „Wie sage ich es meiner Mutter“ vor. Bei schlechter Witterung wird die Veranstaltung in die Stiftskirche verlegt.

Wladimir Kaminers Mutter versteht die Welt nicht mehr. Ihre Enkel ziehen vegane Rühreier einer ordentlichen Bulette vor, den früher so geliebten Zoo wollen sie als Ort der Tierquälerei abschaffen, und sogar Omas umweltfreundliche elektrische Fliegenklatsche wird kritisiert. Lange ersehnte Flugreisen gelten plötzlich als böse, und selbst das Internet-Rezept für Gurkensalat hat seine Unschuld verloren. Zeigt es doch, dass ein hinterhältiger Algorithmus steuert, welche Informationen man bekommt. Im Fall von Wladimir Kaminers Mutter sind das eher Kochtipps als Aufrufe zum Klimastreik. Und so leben Oma und Enkel zunehmend auf verschiedenen Planeten. Wladimir Kaminer gibt sein Bestes, seiner Mutter diese neue Welt zu erklären und mit Humor und wechselseitigem Verständnis zwischen den Generationen zu vermitteln – von Biofleisch bis Gendersternchen.

Wladimir Kaminers Medienpräsenz ist ungebrochen. Zwischen Kinoleinwand, Bücherregal und heimischen Flimmerkisten steht der Schriftsteller regelmäßig auf deutschen Bühnen. Als wahrer Entertainer gelingt ihm der Spagat zwischen urkomischen Situationen und Gesellschaftskritik immer wieder aufs Neue. Es hat schon seinen Grund, dass seine Erzählbände wie „Russendisko“ oder „Militärmusik“ millionenfach über die Ladentheke gingen.

Geboren 1967 in Moskau, absolvierte Wladimir Kaminer eine Ausbildung zum Toningenieur und studierte danach Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut. Kurz vor der Wiedervereinigung bekam er humanitäres Asyl in der DDR. Später stellte er im Künstlerlokal „Kaffee Burger“ als Mitglied der „Reformbühne Heim & Welt“ regelmäßig seine Geschichten vor. Sein großer Durchbruch kam mit dem Kurzgeschichtenband „Russendisko“, der zwölf Jahre später mit Matthias Schweighöfer als Kinofilm adaptiert wurde.

Die Lesung in Wertheim ist eine gemeinsame Veranstaltung von Eigenbetrieb Burg und Stadtbücherei Wertheim. Karten gibt es im Vorverkauf für 20 Euro in der Stadtbücherei, bei der Buchhandlung Buchheim, bei allen bekannten Vorverkaufsstellen und online unter www.burgwertheim.de. An der Abendkasse kostet der Eintritt 24 Euro.

Fotountertext: Wladimir Kaminer liest am 14. Mai auf der Wertheimer Burg. Foto: Veranstalter