Jufa-Projekt in Bad Mergentheim abgesagt

OB und Verwaltung schlagen eine Perspektive studentischer Nutzung für das APH-Gebäude vor

Bad Mergentheim. Das auf dem Areal des ehemaligen Alten- und Pflegeheims geplante Projekt eines Jugend- und Familiengästehauses in Kooperation mit dem Investor „Jufa Hotels“ kommt nicht zustande. Das teilt die Stadtverwaltung nach einem abschließend klärenden Gespräch mit der Jufa-Geschäftsführung mit. Vorab ist am Donnerstagabend der Verwaltungsausschuss des Gemeinderates darüber informiert worden. Der geschlossene Erbpachtvertrag für Gebäude und Grundstück wird auf Wunsch von Jufa aufgelöst. Damit kommt auch der Investitionskostenzuschuss der Stadt nicht zum Tragen, mit dem das Projekt hätte unterstützt werden sollen. Konkret hatten die Stadt Bad Mergentheim und Jufa im Jahr 2017 vereinbart, dass der Investor aus Österreich das ehemalige APH per Erbpachtvertrag zur Verfügung gestellt bekommt und mit einer Investition von damals zunächst kalkulierten fünf Millionen Euro zum modernen Jugend- und Familiengästehaus weiterentwickelt. Jufa betreibt als etablierte Marke entsprechende Häuser in mehreren europäischen Ländern. Die Stadt war bereit, die Investition in das weiter in ihrem Besitz befindliche Gebäude mit einem Investitionskosten-Zuschuss in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu unterstützen. Auch um die seit langem bestehende  Angebotslücke bei den Gäste-Unterkünften in diesem Segment zu schließen. Ursprünglich hätte der Umbau bereits Ende 2019 abgeschlossen sein sollen, doch von Anfang an gab es Verzögerungen – und später stand das Projekt unter der zusätzlichen Belastung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen. „Dass sich unser jahrelanger Einsatz nicht auszahlt und das Jufa-Projekt vorerst nicht realisiert werden kann, ist eine große Enttäuschung – für mich, für die betroffenen Abteilungen im Rathaus, aber auch für das APH-Gebäude und besonders für die Tourismusstadt Bad Mergentheim“, sagt Oberbürgermeister Udo Glatthaar. „Wir haben auf beiden Seiten bis zuletzt alles versucht. Jufa hat in die Pläne, spätere Neu-Konzeptionen und Projekt-Anpassungen viel Zeit und auch Geld investiert. Wir als Stadt haben alle Planungen und Modifikationen begleitet und zügig bearbeitet – darunter komplette Bauantrags-Verfahren bis zur Genehmigung.“ Nun gelte es jedoch zu akzeptieren, „dass wir seit Beginn der Corona-Pandemie und auch in der aktuellen wirtschaftlichen Lage sowie in allen Aspekten der Bau-Investition dramatische Veränderungen erleben“, so der Oberbürgermeister. „Wir bewegen uns mit Projekten wie diesem in einem ganz anderen Umfeld als noch im Jahr 2017. Das ist schmerzlich, aber nicht zu ändern.“ Das Potenzial des Standorts Bad Mergentheim werde von Jufa weiterhin als sehr stark eingeschätzt, für das Projekt selbst sei aber keine Wirtschaftlichkeit mehr erreichbar aufgrund weiter gestiegener Baukosten. Auch an anderen möglichen Jufa-Standorten würden Planungen reduziert oder nicht umgesetzt.

Für das Thema Verjüngung der Gäste-Struktur ist das Jufa-Aus in der Bewertung durch die Stadt ein klarer Rückschlag. Das touristische Entwicklungskonzept habe den entsprechenden Bedarf klar aufgezeigt und mittel- bis langfristig müsse das Thema weiterverfolgt werden.  Zur nun wieder offenen Zukunft des städtischen APH-Areals erklärt OB Udo Glatthaar, es gebe eine zweite Personengruppe, der nun eine Perspektive gegeben werden könnte: „Wir werden den städtischen Gremien vorschlagen, auf diesem zentral gelegenen Quartier eine studentische Nutzung anzustreben. Perspektivisch wünschenswert sind beispielsweise Appartements für die Studierenden unseres DHBW-Campus und Sozialräume oder Mensa. An allem besteht dringender Bedarf. Ich bin mir mit den Fachbereichsleitern der Verwaltung einig, dass wir das Ziel einer solchen Nutzung bevorzugt verfolgen sollten.“ Der Oberbürgermeister weist darauf hin, dass zuletzt durch den öffentlichen Bericht von Campus-Leiter Prof. Dr. Seon-Su Kim im Gemeinderat einmal mehr unterstrichen wurde, wie dringend der Platzbedarf der DHBW in Sachen Wohnraum und Lernumfeld ist. Durch einen neuen Dualen Partner werden bereits sehr kurzfristig die Studierendenzahlen steigen. „Da ist es jetzt an uns, dass wir als Hochschulstadt Zeichen und Ideen setzen, um eine entsprechende Entwicklung auf unserem ‚Filetstück‘ anzustoßen, zu konkretisieren und zu begleiten.“ Wie das im Detail aussehen könne, gelte es in verschiedene Richtungen abzustimmen. In einem ersten Telefonat habe Professor Kim bereits sein Interesse an einem zeitnahen Treffen erklärt. Die Verwaltung spreche sich dagegen aus, das Areal einfach zu verkaufen oder einer beliebigen Nutzung zuzuführen. „Die Geschichte und der soziale Charakter dieses Gebäude-Komplexes sollten uns Ansporn und Verpflichtung sein – auch für die Zukunft“, so OB Udo Glatthaar abschließend.

BILDUNTERZEILE: Die Vision, das ehemalige Alten- und Pflegeheim in der Herrenmühlstraße zu einem modernen Jugend- und Familiengästehauses zu entwickeln – hier die allererste Ideenskizze von Jufa aus dem Jahr 2017 – kann aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen nicht umgesetzt werden. Bild: Stadt Bad Mergentheim