„Feuriger Einsatz“ in der Stadtbücherei Weikersheim

Trickfilmwerkstatt beflügelt die Fantasie der teilnehmenden Kinder

Trickfilme kennt jeder aus Film und Fernsehen – klassisch gezeichnet wie bei Disney, mit Knetfiguren wie „Shaun das Schaf“ oder als Computeranimation. Aber wer hat schon mal einen Trickfilm selber gemacht? 18 Kinder nahmen im Rahmen des Ferienprogramms von Kinderferienfahrten e.V. Weikersheim die Herausforderung an und erstellten an zwei Vormittagen in der Bibliothek sechs fantasievolle Trickfilme. Die Stadtbücherei Weikersheim hatte zur Trickfilmwerkstatt eingeladen und stellte das notwendige Equipment bereit. Nach der Begrüßung und einer kurzen Vorstellungsrunde wurde in der Einführung erklärt, was ein Trickfilm überhaupt ist, welche Techniken es gibt und an was man beim Filmen unbedingt denken muss. Dann skizzierten die Kinder in wenigen Sätzen oder als Comicstreifen die Geschichte, die sie als Film erzählen wollten. Die 9- bis 12-Jährigen hatten viele spannende Ideen, wie z.B. die Junghexe, die sich versehentlich selbst in einen Esel verzaubert oder wie es in einem Restaurant zu einem tödlichen Unfall kommen kann, ohne dass Gift im Spiel ist. Gemeinsam wurde überlegt, welche Technik sich für die Geschichten eignet. Die Kinder konnten zwischen Legetechnik, bei der alle Figuren und Gegenstände gezeichnet werden müssen, und Stop-Motion bzw. 3D-Technik, wo vorhandene Dinge bewegt werden, entscheiden. Dann suchten die Teilnehmer*innen aus den bereitgestellten Materialien aus, was sie für ihren Film benötigten, bastelten und malten. Auch Stoff kam durchaus kreativ zum Einsatz, bspw. in „The Castle“, einem Escape-Room-Abenteuer in verschiedenen Räumen. Im Anschluss konnten die Gruppen erste Filmversuche machen und ausprobieren, wie sie ihre Story am besten umsetzen. Dabei wurde sehr deutlich, dass Trickfilmen viel Geduld und Konzentration erfordert. Alle Figuren und Gegenstände für die Legetechnik zu zeichnen und auszuschneiden ist zeitintensiv. Diese Erfahrung machte die Gruppe, die eine tierische Yogastunde, die fast in einer Katastrophe endet, zeigen wollte. Außerdem dürfen die Figuren und Dinge jeweils nur um wenige Millimeter bewegt werden. Für eine relativ flüssige Bewegung sind mindestens 12 Bilder pro Sekunde notwendig. Ein 1-minütiger Film hat daher 720 oder mehr Bilder, wie die gemeinsame Rettungsaktion der Zootiere, die Kinder aus einem Wal befreien. Aber die Kinder waren mit Feuereifer und Spaß dabei und so ging der erste Vormittag schnell zu Ende. Der zweite Tag startete mit einer kurzen Erklärung der wichtigsten Funktionen der verwendeten App. Und dann wurde es quasi ernst. Diente der erste Vormittag hauptsächlich dem Vorbereiten und Ausprobieren, sollten am zweiten Tag die Filme produziert werden. Hier und da wurde noch gebastelt und etwas verändert. Dann ging es los mit dem Filmtitel und der Eingangsszene. Und nun hieß es: bewegen – knipsen – bewegen – knipsen – viele, viele Male. Da ging schon mal die Puste aus, aber eine kurze Kekspause und schauen, was die anderen so machen, beflügelte die Kinder wieder. Das Ergebnis sind sechs kurze, wunderbare Trickfilme, die die Kinder auf mitgebrachten USB-Sticks mit nach Hause nehmen konnten. Elsbeth Fries und Michaela Stock, die die Trickfilmwerkstatt angeleitet haben, waren total begeistert von der Kreativität und dem konzentrierten Arbeiten der Kinder. Es ist einfach toll zu sehen, wie Kinder vor Ideen übersprudeln und wie gut sie kleine Probleme lösen. Der Workshop hat allen Beteiligten riesigen Spaß gemacht und ist ein Baustein der Medienbildung in der Stadtbücherei. Die Kinder treten aus der Rolle des passiven Konsumenten hinaus, werden selbst aktiv und bekommen einen ersten Einblick in das Filmemachen. Sie erfahren, wie man eine Erzählung filmisch umsetzen kann und lernen neue Techniken kennen. Die Trickfilmarbeit fördert viele kulturelle Techniken und individuelle Fähigkeiten – neben lesen und schreiben auch bildnerisches Gestalten, eine planvolle Vorgehensweise sowie Team- und Kooperationsfähigkeit. Viele Gründe, die Trickfilmwerkstatt zu wiederholen.