„Führung und Verantwortung in Zeiten von Krieg, Pandemie, Klimawandel und Wirtschaftskrise“

RYLA-Seminar vom 10.03. -12.03.2023  im Kloster Bronnbach

Bronnbach. „Die Welt wird enger mit jedem Tag“, heißt es schon in der berühmten Kleinen Fabel von Franz Kafka. In der Tat, die Welt ist aus den Fugen geraten, mehr denn je. Und genau mit Blick auf diese Situation trafen sich am vergangenen Wochenende 22 junge Menschen von Wertheim bis Weikersheim  zu einem RYLA-Seminar im Kloster Bronnbach.  Ihr Thema: „Führung und Verantwortung in Zeiten von Krieg, Pandemie, Klimawandel und Wirtschaftskrise“, und das aus ganz verschiedenen Blickwinkeln, was das Seminar so spannend machen sollte. Denn um klar zu sehen, genügt oft schon ein Wechsel der Blickrichtung.

Davon war auch Wolfgang Weimer vom Rotary Club Wertheim überzeugt. Er führte als Moderator die jungen Teilnehmer, darunter Studentinnen und Studenten, Auszubildende und junge Berufstätige, gekonnt durch das dreitägige Tagungsprogramm am vergangenen Wochenende. Gleich zu Beginn der Veranstaltung lud er sie alle zu einem wohl unvergesslichen Grillabend unter dem offenen Dach der alten Klosterscheune ein, die heute ein Labor des Fraunhofer-Instituts beherbergt, einfach um sich persönlich besser kennenzulernen.

Zuvor ließ es sich der Präsident des Rotary Clubs Wertheim, Dr. Philipp Zippe, nicht nehmen, die Gäste – auch im Namen der beiden rotarischen Clubs Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim –herzlich zu begrüßen. Er dankte seinen Clubfreunden Bernd Maack, Christina Moraitis und Dr. Norbert Stallkamp, die in diesem Jahr federführend  die Organisation für das RYLA-Seminar im Kloster Bronnbach übernommen hatten.

Es sei den Rotary Clubs ein wichtiges Anliegen, immer wieder solche RYLA-Seminare (Rotary Youth Leadership Award) durchzuführen. Es sind Veranstaltungen für junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die ihre Führungsfähigkeiten verbessern, ethische und gesellschaftliche Fragen diskutieren, ihr Selbstvertrauen stärken und aktuelle Informationen zu Beruf und Karriere sammeln möchten.

Auch  Rotaracterin Sabrina Wild  aus Bad Mergentheim freute sich, die Teilnehmer mit der rotarischen Jugend bekannt machen zu können.

Seit 2019  gebe es einen Rotaract Club in Bad Mergentheim. Diese Clubs organisieren in ganz Deutschland ein vielfältiges Programm für junge Menschen  im Alter von 18-30 Jahren. Es  steht  unter dem Motto steht: Lernen-Helfen-Feiern.

Wie sollen und wollen wir leben? Was gibt Orientierung  und was ist wichtig im Leben? Mit diesen Fragen führte die Wertheimer Dekanin Wibke Klomp und kirchliche Mitarbeiterin beim Südwestrundfunk am Samstagvormittag einfühlsam und meditativ in die Thematik der Tagung ein. Ihr Blick ist theologisch, biblisch ausgerichtet, wenn sie das bekannte Gleichnis vom barmherzigen Vater oder auch verlorenen Sohn (Lukas, 15,11-32) gesellschaftskritisch interpretiert. Denn so, wie du bist, wirst du von Gott geliebt. Die Achtung vor dem Anderen – das ist es, was sie sich für unsere Gesellschaft wünscht, sowie es auch der große Philosoph Immanuel Kant wegweisend für unsere Gesellschaft zum Ausdruck gebracht hat, dass jeder Mensch das Recht hat zu existieren und gleichwertig ist.

Um Selbstreflexion ging es auch dem international bekannten Künstler und ehemaligen Präsidenten der Bildenden Künste in Nürnberg, Professor Ottmar Hörl. Anhand seiner sehr unterschiedlich ausgerichteten Kunstwerke machte er seinen Zuhörern deutlich, dass es gerade für einen jungen Menschen, der in seinem Beruf einmal Verantwortung übernehmen oder auch eine Führungsposition anstreben will, lebensnotwendig ist, sein Leben im Hinblick auf die Gesellschaft zu überdenken. Denn wir wissen nicht, so habe er es immer wieder seinen Studenten gesagt, wer wir wirklich sind. Und wir sollten auch nicht so tun, als könnten wir die Welt einfach mal verändern. Gute Kunstwerke entstünden letztlich erst dann, wenn ich das Gefühl aufgebe, alles im Griff zu haben, wie wir das häufig von uns glauben.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der ehemaligen Orangerie des Klosters zeigte die Rechtsanwältin und Bundestagsabgeordnete Nina Warken eindrucksvoll Führungsstrategien im politischen Kontext auf. Es war ihr wichtig, den Teilnehmern  anhand vieler konkreter Beispiele zu erklären, wie die politische Zusammenarbeit funktioniert oder auch nicht, vor allem, wenn die Politik und mit ihr die Gesellschaft im Krisenmodus ist. Gerade in einer solchen Zeit, wie wir sie gerade auch mit dem Krieg in der Ukraine erleben, ist kluge Führung gefragt, gerade auch deshalb, weil es einfach keine Blaupausen zu wichtigen politischen Entscheidungen gibt.

Dass es bei Entscheidungen nicht nur um fachliche Kompetenz geht, sondern immer auch um soziale Kompetenz, davon konnten sich die Seminarteilnehmer im Anschluss daran in einem Outdoor-Training überzeugen, das von dem Wertheimer Organisationsberater Andreas Blum, der auch als Lehrer an der Helene Lange Schule, einer berufsbildenden Schule in Buchen, das Fach Psychologie unterrichtet, geleitet wurde. Von spannenden Übungen war da später noch am Abend beim gemeinsamen Pizzabacken immer wieder die Rede.

Am letzten Tag des Seminars, am Sonntagvormittag, beleuchtete dann Thomas Mühleck, der als Chief Financial Officer (CFO) für den Kurtz Ersa Konzern die Verantwortung mitträgt, makro- und mikroökonomische  Aspekte einer Unternehmensführung. Die Zuhörer spürten in jeder Phase seines Vortrags, wie sehr er sich mit seiner Arbeit als Manager identifiziert und wie wichtig ihm  es ist, ein Unternehmen langfristig auszurichten, so dass es auch Krisenzeiten überstehen kann.

Den Abschlussvortrag zum Thema des Klimawandels hielt die Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHWB), Prof. Dr. Martina Klärle, der ebenso wie die anderen Vorträge mit großem Beifall bedacht wurde. Sie sieht die junge Generation bei dieser Jahrhundertaufgabe herausgefordert. Sie ist jedoch überzeugt, dass wir auch in Deutschland das Potential haben, die anstehenden Probleme zu lösen. Intelligente Lösungen sind gefragt. Ja, sagt sie, man kann die Welt als Ingenieur retten, aber auch in jedem anderen Beruf und in jeder Lebenslage kann man die Welt etwas besser machen. (rcw)