Stuttgart / Tauberbischofsheim / Main-Tauber-Kreis. Die beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis leisten einen wegweisenden Beitrag im dualen Ausbildungssystem, um dem Fachkräftemangel in der Region entgegenzuwirken. „Unsere Unterstützungs- und Förderangebote der Fachkräfteallianz werden wir weiterführen und zusätzlich ausbauen. Hierzu stellt das Land für das laufende Jahr 2022 insgesamt rund 80 Millionen Euro zur Verfügung“, berichtet Landtagsvizepräsident Wolfgang Reinhart. Eine zu Jahresbeginn durchgeführte Umfrage des Baden-Württembergischen Handwerktages ergab, dass 37 Prozent der Handwerksbetriebe im Land 2022 neue Fachkräfte einstellen wollen. Allerdings gehen drei Viertel der befragten Betriebe davon aus, dass sie aufgrund des Fachkräftemangels kein geeignetes Personal finden werden, da es bereits an Bewerbern fehle. Laut einem Monitoring der Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammer werden der Wirtschaft bis zum Jahr 2035 landesweit sogar 863.000 Fachkräfte fehlen. „Wir müssen deutschlandweit in den kommenden Jahren mit einem Defizit von 1,8 Millionen unbesetzten Arbeitsplätzen rechnen“, prognostiziert Wolfgang Reinhart, der zudem Mitglied im Finanz- und im Wirtschaftsausschuss des Landtags ist. Hinzu komme, dass der Fachkräftebedarf in vielen Bereichen tendenziell weiter steigt. Neben den Pflege- und Erziehungsberufen könne in diesem Zusammenhang auch das Ingenieurwesen genannt werden. „Insbesondere auf die gebäude-, energie- und elektrotechnischen Branchen werden mit Blick auf die Herausforderungen des Klimawandels volle Auftragsbücher zukommen“, ist der Landtagsvizepräsident überzeugt.
Umso essentieller werde die duale Aus- und Weiterbildung. „Sowohl in der Bundes- als auch in der Landespolitik ist der Fachkräftemangel schon seit mehreren Jahren ein wichtiges Thema“, betont er. Die im Jahr 2011 vom Wirtschaftsministerium gegründete Fachkräfteallianz Baden-Württemberg setze sich unter anderem die Stärkung der beruflichen Ausbildungen zum Ziel. Das Land unterstütze die Unternehmen dabei, passende Fachkräfte auszubilden, zu finden und zu binden: Auf seine entsprechende Anfrage informierte die Landesministerin für Kultur, Jugend und Sport, Theresa Schopper, den Landtagsvizepräsidenten über die Personalsituation und -planungen sowie Ausbildungsunterrichtsangebote der Beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis. „Als maßgebliche Grundlage für eine gute Ausbildung konnte die Unterrichtversorgung der beruflichen Schulen in Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren schrittweise verbessert werden. Basierend auf der Lehrereinstellung 2021 ist zum aktuellen Schuljahr 2021/2022 mit einer Steigerung um 0,7 Prozentpunkte auf insgesamt 99,2 Prozent beim strukturierten Versorgungsgrad nochmals ein großer Schritt nach vorne gelungen“, ließ Theresa Schopper zu den Maßnahmen für eine Attraktivitätssteigerung der beruflichen Schulen verlautbaren. Im Main-Tauber-Kreis werden nach dem aktuellen Zwischenstand 2022 voraussichtlich elf Stellen an den beruflichen Schulen zu besetzen sein, vermeldet Wolfgang Reinhart gemäß dem Antwortschreiben der Kultusministerin. Die abschließende Stellenzuweisung erfolge etwa Ende Mai. „Der strukturelle Versorgungsgrad der beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis beträgt im laufenden Schuljahr nach einstweiligen Zahlen 102,6 Prozent, so dass die hiesigen Berufsschulen strukturell voll versorgt sind. Damit liegen sie erfreulicherweise mehr als drei Prozent über dem Landesdurchschnitt“, konstatiert der Landtagsabgeordnete. Demnach werden im Main-Tauber-Kreis derzeit 77 Berufe in insgesamt 134 Klassen der dualen Ausbildung beschult. Einen maßgeblichen Beitrag zur dualen Ausbildung und zur Gewinnung qualifizierte Nachwuchsfachkräfte soll das vernetzte Projekt „Lernfabriken 4.0“ an den drei beruflichen Schulen in Bad Mergentheim, Tauberbischofsheim und Wertheim leiten, Dabei können Auszubildende in technischen Berufen die Funktionsweise einer digital gesteuerten Produktionsstraße erlernen. Von der
Gesamtinvestition für die „Lernfabriken 4.0“ in Höhe von rund 900.000 Euro finanziert das Land Baden-Württemberg etwa 300.000 Euro als Förderzuschuss, 510.000 Euro trägt der Main-Tauber-Kreis. Die restlichen 90.000 Euro wurden von 24 Unternehmen aus der Region beigesteuert. „Sowohl der Landtag als auch das Kultusministerium und die Schulverwaltung verfolgen die Sicherstellung der Unterrichtsversorgung in der dualen Berufsausbildung weiterhin mit höchster Priorität“, kündigt Wolfgang Reinhart abschließend an.

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Die beruflichen Schulen im Main-Tauber-Kreis (im Bild das Berufsschulzentrum in Bad Mergentheim) sind gut aufgestellt. Zudem stellt Baden-Württemberg im laufenden Jahr landesweit insgesamt 80 Millionen Euro Fördermittel für die Fachkräfteallianz zur Verfügung.
(Foto: Peter D. Wagner)