Magier „Ernesto“ sieht sich als „Dienstleister am Menschen“

Bechhofen. Im Laufe ihres Lebens entwickeln viele Menschen eine Leidenschaft für gewisse Dinge. Den einen ist manches schon in die Wiege gelegt, andere wiederum stoßen irgendwann zufällig auf Dinge, die sie nicht mehr los lassen. Bei Karl-Ernst Fischer (62) aus Reichenau war es ähnlich: Schon im Kindesalter entdeckte er eine gewisse Kreativität, die ihn erst zum Theater und später zur Zauberei führte. Heute bereichert er viele Veranstaltungen mit seinen Tricks und Fertigkeiten.

Ernesto beim Jungscharzeltlager in Wörnitz mit Wasserlaufball Foto: Heinz Meyer

Etwas Zauberhaftes hatte schon seine Geburt, ist er doch zehn Jahre nach Kriegsende ausgerechnet am Geburtstag seiner Mutter geboren. Zunächst in der Dorfschule in Sachsbach und später in Bechhofen entdeckte der gebürtige Reichenauer sein Faible für die Kunst. Bereits als zehnjähriges Schulkind führte er mit insgesamt 14 Handpuppen seinen Freunden und Nachbarn kleine Theaterstücke vor, deren Texte und Handlungen er selbst erdichtet hatte.

Ernesto mit Kaninchen

Sein Vater hatte ihm beim Aufbau einer Bühne in der elterlichen Scheune geholfen, damit der kleine Bub an jedem Sonntagnachmittag zu eintrittsfreien Veranstaltungen einladen konnte. Das „Kasperle-Theater“ hatte seine regelmäßigen Besucher und auch die Lehrer in der Schule erkannten bald die besondere Kreativität und künstlerische Ader des Schülers, der sich ob der Herkunft seiner Mutter als „halbe rheinländische Frohnatur“ sieht. Immer wieder zeigte er fortan bei Theater- oder Faschingsveranstaltungen seinen besonderen Hang zur Schauspielerei und damit auch zur Kunst, oft untermalt mit Musik. Auch auf Grund der damaligen Zeit und der damit verbundenen Umstände konnte er seine Fähigkeiten zunächst nicht wie gewollt weiter entwickeln, da es vor Ort an entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten mangelte. So trat er mit fast 16 Jahren eine Lehre als Feinmechaniker in Herrieden an, welcher er wenig später die Meisterprüfung als Mechanikermeister folgen ließ. Zehn Jahre später wechselte er zu einem anderen Automatenbauer am Ort, wo er als Handwerksmeister und „Mädchen für alles“ teilweise im ganzen süddeutschen Raum mitunter auch im Außendienst tätig war. 1990 nahm er eine Stelle in der Qualitätssicherung bei Bosch in Ansbach an.

Erst spät faszinierte ihn die Zauberei

Erst im Alter von 38 Jahren nahm er im Rahmen einer Verbrauchermesse in Ansbach Kontakt zu einem dort auftretenden Zauberer auf. Der Magier aus der Bezirkshauptstadt mit seinem roten Tuch hatte Karl-Ernst Fischer fasziniert und das Erlebte sollte ihn fortan nicht mehr los lassen. Besagter Magier und der damalige Bechhöfer Bürgermeister Dieter Distler machten den Reichenauer daraufhin auf den „Magischen Zirkel“ des Ortsvereins Ansbach-Würzburg aufmerksam.

Zeitgleich schaffte sich der so animierte einen ersten Zauberkasten an, welcher die üblichen Utensilien wie Zauberstab, -tücher und

Ernesto als Geburtstagsgast

-seil enthielt. Von nun an erlernte der Autodidakt gewisse Fertigkeiten im Umgang mit den magischen Gegenständen und lud noch vor der Jahrtausendwende, vorwiegend im privaten Bereich oder bei Vereinsveranstaltungen, zu ersten kleineren Zauber-Shows ein. Inzwischen verheiratet und Vater dreier Kinder schritt er im Juli 2002 zur Gewerbeanmeldung, nachdem er seine Fähigkeiten so weit entwickelt hatte, dass er sowohl klassische Zaubershows wie auch ein Ballonmodellieren für Kinder in sein Repertoire aufgenommen hatte. Ein Jahr später hatte er im Rahmen des Reichenauer Dorffestes seinen ersten größeren öffentlichen Auftritt. Fortan ließ ihn diese Leidenschaft, in die er sehr viel Herzblut investierte, nicht mehr los und ist inzwischen zu einem Lebensinhalt geworden, wie er selbst sagt. Nach einem Urlaubsaufenthalt in den Vereinigten Staaten, bei dem ihn die Amerikaner stets als „Earnie“ oder „Ernest“ ansprachen, kam ihm die Intuition für seinen Künstlernamen „Ernesto“, mit dem er bis heute seine Besucher und vor allem viele Kinder begeistert. Die Zahl der Auftritte nahm stetig zu und die Reisen zu den Auftrittsorten führten ihn immer weiter weg. Assistiert von seiner Frau Margit oder den drei Kindern Manuel, Laura und Paul, die heute mitunter auch für die Technik zuständig sind, zeigte „Ernesto“ inzwischen bei unzähligen Veranstaltungen sein Können und erfreute die Besucher durch seine Magie, gepaart mit seiner sympathischen Art des Entertainments. Angefangen beim Bulldog-Treffen im nahen Deffersdorf trat der immer professioneller werdende Zauberer bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen kultureller und geselliger Art auf. Feste bei Asylanten und der Diakonie gehörten ebenso dazu, wie Veranstaltungen für Kinder oder Behinderte und Senioren. Firmenjubiläen, Volks- und Straßenfeste, aber auch Betriebsfeiern und private Veranstaltungen wurden fortan zu Auftrittsorten.

Ballon-Show in Feuchtwangen

Aber auch Messen, Faschingsveranstaltungen und „Tage der offenen Tür“ sahen künftig in „Ernesto“ einen beliebten Unterhalter. Vor allem Auftritte für einen Festzeltbetrieb aus Bechhofen machten „Ernesto“ weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt und führten ihn in den gesamten süddeutschen Raum bis nach Weil am Rhein, Bonn oder nach Karlsruhe. In diesem Frühjahr wird er gleich fünfmal beim Kiliani-Volksfest in Würzburg auftreten. „Ernesto“ fährt heute zweigleisig, wie er betont. Einerseits bietet er eine umfangreiche Zaubershow, auf der anderen Seite eine Ballon- und Kartenshow mit bis zu 500 Luftballons. Mit Hilfe verschiedener Techniken hat er seine Fertigkeiten immer weiter ausgebaut und verfeinert. Zu seiner Comedy-Zauberei gesellt sich der Einbau so genannter „Ackermann-Witze“. Karl-Ernst Fischer ist unermüdlich, wenn es um die Verfeinerung seiner Darbietungen geht. Schließlich hat er ein Programm mit mehreren Elementen in seinem Repertoire, welches auch Großillusionen wie schwebende Menschen oder Entfesselungsnummern beinhaltet. Je nach Ort und Art seines Auftrittes richtet er sein Programm danach aus. Eines ist dem Künstler dabei ganz wichtig: Eine gewisse Distanz zu den spontan Mitwirkenden in seinen Shows ist unerlässlich. Eine gewisse Nähe ist gewollt; dieser sind aber Grenzen gesetzt, so der erfahrene Magier.

Ernesto möchte seine Arbeit intensivieren

Der Ballon-Virtuose

Heute kommt der autodidaktische Magier auf bis zu 50 Auftritte im Jahr. Sein Wissen und seine Fähigkeiten hat er sich alles selbst angeeignet. Schließlich will er ja andere nicht kopieren, wie er sagt. Bald wird er nämlich in den verdienten beruflichen Ruhestand gehen. Dann möchte er seine Leidenschaft noch weiter ausbauen und intensivieren. Ihm schwebt vor, seine Show wie im Theater vorzubringen. Dabei sieht sich „Ernesto“ als „Dienstleister am Menschen“, der das Leben seiner Besucher auf seine Art bereichern möchte. Für 2018 hat er deshalb ein neues Programm aufgelegt und auch seine Homepage wird derzeit überarbeitet. Auch über Facebook (Zaubernesto) ist er erreichbar. Seine nächsten Auftritte führen ihn am 10. Februar (14 Uhr) in die Radsporthalle nach Bechhofen und am 13. Februar in die Stadthalle nach Merkendorf. Auch bei einer Gewerbeveranstaltung im baden-württembergischen Kreßberg-Waldtann wird er bald zu sehen sein.

 

Text: Heinz Meyer, Fotos: privat

Der Zauberer im Magier-Look Foto: Heinz Meyer

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