DINKELSBÜHL (RED). An der Wirtschaftsschule Dinkelsbühl soll die Laufbahn bereits in der fünften Klasse beginnen. Nachdem die Regierungskoalition in Bayern dieses Ziel verfolgt, geht Landrat Dr. Jürgen Ludwig fest davon aus, dass die Neuerung an der Landkreis-Schule in einer Erprobungsphase zügig umgesetzt werden kann. Dafür hatte sich der Landrat gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, Innenminister Joachim Herrmann und den Landtagsabgeordneten Andreas Schalk und Helmut Schnotz sowie dessen Vorgänger Alfons Brandl seit Jahren eingesetzt. Mit der Schulleitung sind sie sich einig, dass die Erprobung eine große Chance ist, um die Attraktivität der Landkreis-Schule weiter zu steigern. Die Wirtschaftsschule Dinkelsbühl hat bereits einen Antrag beim Landkreis Ansbach als Träger der Einrichtung gestellt. Die Entscheidung, welche Einrichtungen in Bayern zum Zuge kommen, fällt dann im Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
„Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Überzeugungsarbeit nun Früchte trägt und die Regierungskoalition sich die Stärkung der Wirtschaftsschulen in Bayern vorgenommen hat“, sagte Landrat Dr. Jürgen Ludwig. Die Wirtschaftsschule Dinkelsbühl habe bereits beim Modellprojekt zur Einführung einer sechsten Jahrgangsstufe gezeigt, dass sie Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen ist. „Um Schulart und Standort zu sichern, ist eine Durchgängigkeit ab der fünften Jahrgangsstufe unumgänglich“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer. „Das Schulangebot der Wirtschaftsschule setzt sich von dem der Mittel- und Realschulen deutlich ab und soll im Sinne der Bildungsvielfalt eine echte Alternative darstellen.“ Sowohl räumlich als auch personell sind die Voraussetzungen gegeben, um zusätzliche Schülerinnen und Schüler zu unterrichten, unterstrichen Christel Wirzberger-Camacho, Schulleiterin des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Rothenburg-Dinkelsbühl, an das die Wirtschaftsschule angegliedert ist, und ihr Ständiger Vertreter Andreas Wedler.
Die Wirtschaftsschule ist eine berufliche Schulart, die den Schülerinnen und Schülern eine allgemeine Bildung und eine berufliche sowie kaufmännische Grundbildung im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung vermittelt. Trotz der zeitgemäßen Ausrichtung sind die Schülerzahlen der Wirtschaftsschule Dinkelsbühl seit Jahren rückläufig und liegen im aktuellen Schuljahr bei 187 Schülerinnen und Schülern. Der Höchststand von 264 wurde im Jahr 2012 registriert. Im Gegensatz zu Realschule und Gymnasium war ein direkter Übertritt von der Grund- auf die Wirtschaftsschule bisher nicht möglich. Die Lücke in der fünften Klasse musste von einer anderen Schulart überbrückt werden. „Für die Schülerinnen und Schüler eröffnet der Einstieg in der fünften Klasse ganz neue Möglichkeiten“, so Christel Wirzberger-Camacho. „Wir haben sehr gut qualifiziertes Personal, das dieses Angebot stemmen kann“, ergänzte Andreas Wedler.
Der Stadtrat von Dinkelsbühl hatte bereits im Februar dieses Jahres eine Resolution zur Wirtschaftsschule ab der fünften Klasse verabschiedet. Der Verwaltungsgerichtshof München hatte im Dezember 2021 geurteilt, dass private Wirtschaftsschulen ab der fünften Jahrgangsstufe in Bayern erlaubt sind. Landrat Dr. Jürgen Ludwig ist mit den Landtagsabgeordneten Andreas Schalk und Helmut Schnotz einig, dass auch die öffentlichen Wirtschaftsschulen diese Möglichkeit haben müssen. Brandl hatte hierzu bereits einen Antrag im Bayerischen Landtag eingebracht.