Politische Diskussion im Putenstall über die Zukunft der Landwirtschaft

Feuchtwangen (pm/hm). Thomas Palm bewirtschaftet mit seiner Familie einen Putenhof im baden-württembergischen Schrozberg und steht der Erzeugergemeinschaft Südhof vor. Sein gesamtes Berufsleben hat er als Bauer gearbeitet, er kann sich nichts Schöneres vorstellen. Eigentlich haut ihn nichts um. Aber am vor kurzem ist er emotional geworden: „Wir haben große Angst“, bricht es aus ihm heraus.

In Volkertsweiler bei Feuchtwangen wurde die politische Diskussion in den Putenstall verlegt. Foto: privat

Am Tisch sitzen vier Landtagsabgeordnete und Kandidaten für dieses Gremium und hören ihm gebannt zu. Harald und Monika Herrmann aus Feuchtwangen, die mit 30 weiteren Höfen die Südhof Erzeugergemeinschaft bilden und dabei hohe Standards in der Aufzucht der Tiere pflegen, haben die regionale Politik zum Hofbesuch eingeladen, weil sie informieren wollen über die Lage der deutschen Putenhöfe. Die konventionellen Truthahnerzeuger haben zwei Vermarktungswege, erklärt Palm: „Wir haben ständig Kontrollen, sind vielfach zertifiziert, müssen alles nachweisen. Aber nur knapp 40 Prozent der Tiere werden für den Lebensmitteleinzelhandel gebraucht. Immerhin können wir dort unsere Qualität mit den Gütesiegeln kennzeichnen. Bei den mehr als 60 Prozent aber, die in den Großhandel oder in die Gastronomie gehen, haben wir keine Möglichkeit, auf die besondere deutsche Qualität hinzuweisen. In diesem Bereich dreht sich alles nur um den Preis. Und wir stehen in einem gnadenlosen Wettbewerb mit Osteuropa und Südamerika.“ Die deutsche Landwirtschaft könne mit ihren Qualitätserzeugnissen nicht mehr gegen die Billigkonkurrenz bestehen. Allein Polen habe in den vergangenen drei Jahren 40 Prozent mehr Putenfleisch produziert.

Früher, so Palm, flossen die Warenströme von West- nach Osteuropa. Heute sei es umgekehrt. Leider frage in deutschen Restaurants kaum jemand, wo das Fleisch auf dem Teller herkommt. Die Putenhalter fordern eine Herkunftsbezeichnung auch für die Gastroprodukte; damit könne die Gastronomie dann werben und sich das Vertrauen der Verbraucher verdienen. Am Ende sind sich alle Politiker und Erzeuger über die Bedeutung und die Qualität der deutschen Landwirtschaft einig. Die Politiker haben die Sorgen der Bauernfamilien besser kennengelernt. Bei den engagierten Herrmanns und Palms werden die Söhne die Höfe voraussichtlich in einigen Jahren übernehmen und das Lebenswerk ihrer Eltern weiterführen, wie sie sagen.

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