Main-Tauber-Kreis (sh). Autoritäten sind es gewohnt, dass man auf sie hört. Die meisten Menschen schreiben einer Autorität eine besondere Stellung in der Gemeinschaft zu. Oftmals ist es auch so, dass das Ansehen einer Autorität durch ein Amt entsteht oder einfach Tradition ist, ihr Kompetenz zugeschrieben wird, sie vielleicht sogar als Vorbild gesehen wird. Auch ein Priester wird in seiner Kirchengemeinde als Autorität und Vorbild wahrgenommen.
Doch, was sind eigentlich seine Grenzen? Was darf er ?
Priestern wird vor allem auf dem Land die Eigenschaft eines Vorbildes zugeschrieben. Er soll verständnisvoll sein, Rat wissen, die christliche Lehre leben und vor allem menschlich sein. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, das steht schwarz auf weiß in der Bibel, ist eines der 10 Gebote, an denen sich ein Priester orientieren muss.
Aber was ist, wenn Theorie und Praxis offensichtlich auseinander klaffen? Was ist, wenn der Umgang mit dem Personal seiner kirchlichen Einrichtung menschlich nicht korrekt ist, er sogar verletzend wird? Wenn er überlastet ist und er keine Hilfe annehmen mag? Wenn Unterstützung und Vorschläge abgewiesen werden, obwohl offensichtlich eine partielle Überforderung vorliegt?
Muss man das im Jahr 2023 hinnehmen, weil der Priester aufgrund seines Amtes Autorität genießt? Heute sind die Menschen aufgeklärt, wissen sich zu informieren, sind vernetzt und gut ausgebildet. Außerdem leiden die Kirchen massiv unter Mitgliederschwund. Alles Faktoren, die es wahrscheinlicher machen, dass der Priester offen auf sein Versäumnis aufmerksam gemacht wird. Das ist der Fortschritt.
Doch was geschieht, wenn sich nichts verändert und sich über einen längeren Zeitraum Unzufriedenheit bemerkbar macht? Ist es dann wirklich die richtige Lösung, immer und immer wieder Verständnis zu haben, im Gespräch zu bleiben und zu hoffen? Wider der Erfahrung? Ist das realistisch oder realitätsfern? Wenn einem der Gedanke sinnlos und frustrierend erscheint, ist es Zeit zu handeln.
Hat man in dieser Situation das Recht, sich an eine höhere Instanz zu wenden? Ist der Priester vorab in das Vorhaben einzuweihen, weil er sonst meinen könnte, dass man ihn hintergeht? Oder ist das nicht naiv? Wer selbst nicht fähig ist, sich zu ändern und somit schon einige Scherben, wie Kündigungen bester Mitarbeiter und engagierter Vertreter öffentlicher Institutionen, hinterlassen hat, hat der ein Recht auf Information? Wer durch seine eigenmächtige, suboptimalen Entscheidungen, Familien in organisatorische Schwierigkeiten bringt, und einfachste Lösungen abschmettert, aufgrund wenig überzeugender, fachlich nicht fundierter Argumente, genießt jener noch das Ansehen durch Kompetenz? Ja, man kann Offenheit fordern, muss aber auch wissen, wann sie an ihre Grenzen kommt und vor allem, wann sie angebracht ist.
Wann ist das Ende des Verständnisses erreicht? Natürlich ist das zum einen eine Sache des Temperaments, der Persönlichkeit, eigener Erfahrungen. Zum anderen ist es allerdings auch eine Frage des Mutes aufzustehen und sich für eine Sache einzusetzten, die nicht nur für einen persönlich wichtig ist, sondern viele Menschen betrifft, oftmals auch die Jüngsten, eine Frage der Realität und des aufrichtigen Wunsches auf Veränderung der Situation.