Volksliedersingen in Wörnitz

WÖRNITZ – Während die Gesangvereine in der Region mit Nachwuchssorgen zu kämpfen haben oder das Singen sogar ganz einstellen müssen, hat das gemeinsame Volksliedersingen enormen Zulauf. So auch in Wörnitz, wo sich an jedem ersten Samstag im Monat bis zu 60 Sangeswillige im Alter zwischen 60 und 95 Jahren in einer dortigen Bäckerei treffen, um bei Kaffee und Kuchen deutsches Liedgut zu pflegen.

Schon im Jahre 2011 hatte der aus der Weißenmühle bei Leutershausen stammende Vollblutmusiker Willi Weber (82) das gemeinsame Singen von Volksliedern aus seiner Freude am Musizieren heraus ins Leben gerufen. Mit seiner Idee hatte er zuvor auch in anderen Orten großen Zulauf gehabt. So gab es damals bereits ähnliche Veranstaltungen in Segringen bei Dinkelsbühl, in Lohr bei Insingen, in Feuchtwangen aber auch jenseits der bayerisch-baden/württembergischen Landesgrenze in Krettenbach bei Wildenstein oder auch in Fichtenau-Unterdeufstetten.

Willi Weber

Die Gegend um Wörnitz allerdings war bis dahin ein „weißer Fleck“ in der Sänger-Landkarte, wie es der ehemalige Müller Willi Weber heute nennt. Wenige Monate nach der Eröffnung einer neuen Bäckerei-Filiale hatte man dort eine geeignete Räumlichkeit gefunden, um neben der Geselligkeit auch kulinarische Leckereien in Anspruch nehmen zu können. Ganz bewusst wollte man in Wörnitz auch Sängerinnen und Sänger aus dem nahen Hohenloher Raum mit einbeziehen.

Dankesworte von den Sängern zum 80. Geburtstag von Willi Weber

Inzwischen reicht das Einzugsgebiet der Sangesbrüder und Sangesschwestern bis nach Rot am See und Crailsheim im Westen sowie Schnelldorf und Langfurth im Süden. Selbst aus Bad Windsheim kommen regelmäßig Besucher angereist. Jeweils über drei Stunden hinweg von 14 bis 17 Uhr wird dann fleißig gesungen. Aus einem Repertoire von etwa 60 Liedern werden an einem Nachmittag rund 30 Stücke ausgewählt.

Unter der musikalischen Anleitung von Willi Weber, der die Sänger auf seiner Steirischen Handharmonika (einer so genannten „Ziach“) anführt und begleitet, werden dann Lieder wie „Unter Erlen steht ne Mühle“, „Geh aus mein Herz und suche Freud“, „Der fränkische Wind“, „Im Krug zum grünen Kranze“ oder auch „Am Brunnen vor dem Tore“ sowie „Der alte Schäfer“ und sogar das Mittelfrankenlied zum Besten gehalten. Wer nicht ganz textsicher ist, dem kann mit einer Liedersammlung abgeholfen werden.

Tochter Gertraud Weber zeigt die Liednummer an

Unterstützt wird der musikalische Rentner Weber dabei von seiner Tochter Gertraud, die sich um die organisatorischen Dinge annimmt. Verschiedene Besucher lockern die Veranstaltung auch mit Witzen oder Gedichten auf, wie Werner Metzger aus Haundorf bei Schnelldorf weiß. Zur Erholung der Stimmbänder werden auch zwei kurze Pausen eingestreut. „Im Laufe der Jahre haben zusammen mit den Stammsängern schon mehr als 100 Sangeswillige den Weg nach Wörnitz gefunden“, so Weber erfreut.

Der rührige Musiker hatte schon Mitte der 1980er Jahre zusammen mit dem aus Leibelbach bei Herrieden stammenden Karl Heller begonnen, die Menschen in der Region mit seiner Musik zu erfreuen. Zu seinem Repertoire gehören ausschließlich deutsche Volkslieder, aber auch auf Eigenkompositionen greift der findige Musikliebhaber mitunter zurück: So hat der Autodidakt ein eigenes „Bratwurscht-Lied“ als Hommage an diese fränkische Spezialität komponiert und getextet.

Singgemeinde

Aufpassen müsse er nur, so Weber mit einem Augenzwinkern, „dass mir nicht wieder die GEMA einen Strich durch die Rechnung macht“. Gegen die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Verfielfältigungsrechte hat er nämlich schon ein Musterprozess gewonnen, weil er glaubhaft darlegen konnte, dass er sein Volksliedersingen „nur zum eigenen Wohlgefallen“ abhält. Das stimmt aber nicht ganz, denn den vielen Mitwirkenden gefällt es auch, sonst würden diese nicht immer Wiederkommen.

 

Fotos: Meyer

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