Die Lebenshilfe Ansbach e.V. hat ich Feuchtwangen ein Großprojekt realisiert

Feuchtwangen. Das im Bau befindliche Kinder- und Familienzentrum der Lebenshilfe Ansbach e.V. in Feuchtwangen „Am Bleichwasen“ steht kurz vor der Vollendung. Schon bald wird dort der normale Regelbetrieb einkehren. Das barrierefreie und in Bayern einzigartige Projekt mit der Bezeichnung KiM (= Kinder im Mittelpunkt) kostete rund sieben Millionen Euro. Inklusion soll hier in jeder Beziehung gelebt werden.

Einige Kinder mit der KiTa-Leiterin Sandra Brenner.

Ostansicht.

Auf dem in Erbpacht von der Stadt Feuchtwangen genutzten Areal von rund 4000 Quadratmetern Größe wurde mit dem Spatenstich Anfang 2016 mit den Bauarbeiten begonnen. Das frühere Betriebsgelände eines Bauunternehmens war zuvor seit Jahrzehnten ungenutzt. Seit der Grundsteinlegung im Mai 2017 veränderte sich das optische Erscheinungsbild am Sulzachgrund nun maßgeblich. In Zukunft sind in dem neuen Gebäudekomplex künftig in drei miteinander verbundenen Gebäudeteilen eine integrative Kindertagesstätte mit Krippe, eine interdisziplinäre Frühfördereinrichtung sowie eine Schulvorbereitende Einrichtung (SVE) mit Heilpädagogischer Tagesstätte (HPT) untergebracht. Die Idee für dieses Großprojekt war aus dem inklusiven Grundgedanken heraus entstanden, Kinder mit und ohne Förderbedarf zusammen zu betreuen, wie der ehrenamtliche Vorsitzende der Lebenshilfe, Kurt Unger, und die für die Öffentlichkeits- und Pressearbeit zuständige Nathalie Lober im Gespräch mit BlickLokal unisono betonen. Alles für Kinder zwischen Null und sechs Jahren ohne, mit und mit drohenden Behinderungen ist künftig an einem Ort. So gibt es bald Platz für viele individuelle Gruppen und Therapiemöglichkeiten. Die Eltern haben künftig den gleichen Anlaufpunkt und vor Ort werden Synergieeffekte geschaffen. Dies hat kürzere Wege und einen leichteren Austausch beim Personal zur Folge. So könne man noch gezielter auf die individuellen Bedürfnisse der Personen eingehen. Mit der Fertigstellung des Bauvorhabens wechselt die SVE ihren Standort, war doch diese zuvor rund 40 Jahre in der Feuchtwanger Hindenburgstraße untergebracht. Auch die Tagesstätte und die Frühförderstelle, die zuvor schon lange an zwei verschiedenen Standorten in der Stadt (Bahnhofsstraße und „Am Zwinger“) in Betrieb war, gibt es künftig unter einem Dach. Stundenweise und abwechselnd werden in der Frühförderstelle bis zu 200 Kinder betreut. Dazu gesellt sich nun noch ein neuer moderner Kindergarten, in dem bis zu 75 Kinder Aufnahme finden können. An den Gesamtkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro beteiligen sich die Stadt Feuchtwangen, die Regierung von Mittelfranken, die „Aktion Mensch“ sowie die Bayerische Landesstiftung mit finanziellen Zuwendungen. Die vier genannten Einrichtungen und Räumlichkeiten sind „für sich getrennt“, wachsen aber im Betrieb zusammen und verfügen über einen gemeinsamen Garten, wie Kurt Unger betont, Die Abrechnung der einzelnen Institutionen muss aber getrennt erfolgen. Eine Förderbindung sehe vor, dass das „KiM“ in den nächsten 25 Jahren auf diese Art und Weise betrieben werden muss. Die bislang von der Lebenshilfe genutzten Räumlichkeiten werden künftig von der Stadt Feuchtwangen anderweitig genutzt werden. So könnte in der Bahnhofstraße künftig neuer Wohnraum entstehen.

Stadt ist Fördergeber für den Kindergarten

Raum mit Küchenzeile.

In Absprache mit der Stadt Feuchtwangen wird der neue Kindergarten künftig über drei Kleinkind- und zwei Regelgruppen verfügen. Für den Bau und Betrieb dieser Einrichtung tritt die Kommune als Fördergeber auf. Mit Beginn des neuen Kindergartenjahres und ab Mitte September auch mit dem Schulbeginn wird richtig Leben in die neuen Räumlichkeiten einkehren. Die baulichen Innenarbeiten sollen dann abgeschlossen sein. Die restlichen Maßnahmen im Außenbereich wie Pflaster- und Gartenarbeiten sowie das Aufstellen von Spielgeräten sollen noch im laufenden Herbst zu Ende gebracht werden. Insgesamt werden unter dem Dach des neuen Komplexes dann 50 Arbeitsplätze – davon 20 neue Stellen – angeboten sein. 29 Arbeitnehmer werden in der Frühförderstelle tätig sein, 16 weitere im Kindergarten und fünf in der Schulvorbereitenden Einrichtung mit Tagesstätte. Dazu zählen auch zwei Verwaltungskräfte und ein Hausmeister. Zwar verfügt man über eine zentrale Verwaltung, doch hat jede Einrichtung auch ein eigenes Büro.

Frühförderstelle wird jedem Bedarf gerecht

Sanitäre Anlagen.

Die Frühförderstelle ist für Kinder bis zu sechs Jahren ausgerichtet, bei denen Förderbedarf besteht, sei es in physisch-motorischer oder psychisch-sozialer Hinsicht. Von leichten Defiziten bis hin zu schweren Behinderungen können dann alle Behinderungsgrade behandelt werden. Künftig sind somit Ergo-, Logo- und Physio-Therapie sowie eine Heilpädagogik unter einem Dach möglich. Auf Kinder mit geistiger oder auch Mehrfachbehinderung ist zudem sie Schulvorbereitende Einrichtung ausgelegt. Hier können vorhandene Defizite ausgeglichen und die Kinder fit für die Schule gemacht werden, wie Nathalie Lober anfügt. Die angegliederte Tagesstätte könne dann ähnlich wie eine Ganztagesschule mit zusätzlichen und speziellen Förderungen betrieben werden. Nach dem Dafürhalten des Lebenshilfe-Vorsitzenden Kurt Unger sind die Baumaßnahmen in einem engen Zeitrahmen bislang gut verlaufen. Die Möglichkeit einer gemeinsamen Betreuung unter einem Dach und auch die weiteren Ziele seien nicht zuletzt aufgrund einer gelungenen Architektur erreicht worden. „Das Projekt hat sich gelohnt“, so Unger, der nun seine Hoffnung darauf setzt, dass das neue Förderzentrum von der Bevölkerung auch angenommen wird. Der Kindergarten sei beispielsweise schon fast ausgebucht, was so nicht erwartet worden war. „Inklusion sollte in den neuen Räumlichkeiten in jeder Beziehung gelebt und für alle Beteiligten selbstverständlich sein“, so der Wunsch von Nathalie Lober, die sich ein „Geben und Nehmen“ erhofft, bei dem jeder vom anderen etwas mitnehmen könne. Laut dem Projektbetreiber gibt es derzeit keine vergleichbare Einrichtung in ganz Bayern. Daher wird es im Bereich der Kindererziehung als einzigartig und zukunftsweisend angesehen. Drohende Behinderung und erhöhter Förderbedarf werden erkannt, eine spezifische intensive Förderung wird angeboten, aber in einem möglichst inklusiven Setting und kann aber auch durch einen Wechsel in inklusiven Gruppen erfolgen. Damit kann Frühförderung überleiten und vorbereiten für KiTa-Gruppen, aber auch in diesen Gruppen unterstützend wirken.

Ansicht von West.

Offizielle Einweihung am 10. Oktober

Ein Termin für die Einweihung der Fördereinrichtung steht auch schon fest: Am Freitag, 12. Oktober, um 10.30 Uhr soll der Gebäudekomplex offiziell seiner Bestimmung übergeben werden. Im Verlauf des anschließenden Winters sollen die neuen Räumlichkeiten bei einem Tag der offenen Tür der breiten Öffentlichkeit vorgestellt und zugänglich gemacht werden. Für die Beschäftigten und Betreuten wird dann schon ein wenig der Alltag eingekehrt sein.

Gruppenraum.

Lichtdurchfluteter Gruppenraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

Text & Fotos: Heinz Meyer

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