Chefkorrespondent der „Welt“ beim 12. Sommerempfang

Bad Windsheim (ak). Zum mittlerweile 12. Sommerempfang des Fremdenverkehrsvereins Bad Windsheim war erneut prominenter Besuch angesagt: Hauptreferent Prof. Dr. Michael Stürmer, seit 1998 Chefkorrespondent der „Welt“ sowie der „Welt am Sonntag“, skizzierte seine Perspektive auf aktuelle Weltpolitische Entwicklungen. Dabei trug das Referat die Überschrift „Wendezeiten Richtung unbekannt. Deutschland in der Doppelkrise.“

Von rechts: Antonia Günther – Holzfee, Jürgen Heckel, Prof. Dr. Michael Stürmer, Carolin Meyer – Fränkische Weinkönigin, Helmut Weiß – Landrat, Erika Gruber -Vizepräsidentin der IHK Nürnberg für Mittelfranken und stellv. Bezirksvorsitzende des Handelsverbandes Bayern – Mittelfranken, Tanja Feindert – Kaiserin Kunigunde vom Osing. Foto: Privat

Rund 160 Gäste waren Anfang Juli der Einladung zum Empfang im Arvena Reichstadt Hotel gefolgt. 1. Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins und Organisator, Jürgen Heckel, betonte in seiner Ansprache, wie wichtig es sei, gesellschaftlich selbst aktiv zu werden und Verantwortung zu übernehmen. Man könne in vielen Bereichen unserer Gesellschaft eine „Art Resignation“ verspüren. Beispielhaft nannte er das mangelnde Interesse an der Übernahme von Ehrenämtern oder die Mitgestaltung von politischen Entscheidungen. Auch das generelle Interesse an Mitmenschen mit Beeinträchtigungen werde zunehmend weniger. In diesem Sinne ging sein Apell auch an die Politik, dort müssten Werte wie Ehrlichkeit, Verlässlichkeit und Mitgefühl praktiziert werden, insofern ein „positives Gemeinschaftsgefühl“ erzeugt werden soll. „Es geht dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse…“, betont Heckel.

Gleichzeitig forderte er die Zuhörer auf sich selbst mit ihrer „Lebenserfahrung und Kenntnissen“ in der Gesellschaft einzubringen.  Sei es in Form von „privater Hilfsbereitschaft“ oder auch „organisierte Hilfe durch Gruppen“ (z.B. Aischgründer Tafel, Elops, Verein Frohsinn, Obs- und Gartenbauverein, ASB usw.).

Auch die Teilnahme an politischen, die Heimat betreffenden, politischen Diskussionen sei eine „weitere Option“. „Unternehmen sie etwas, anstatt tatenlos darauf zu warten, dass andere eine eventuell schlechtere Lösung umsetzen.“, so der abschließende Aufruf.

„tipping point“ erreicht

Den mit Spannung erwarteten Höhepunkt der Veranstaltung bildete der Vortrag von Stürmer. Als einer „der wichtigsten Historiker der deutschen Nachkriegszeit“, wie er in viele Publikationen betitelt wird, lieferte er interessante Einblicke in aktuelle politische Entwicklungen. „Mit Trump in Washington, Putin in Moskau und Xi Jin in Peking können die Europäer sich nicht über Langeweile oder Mangel an Herausforderungen beklagen“, so seine einleitende Feststellung. Macht und Einfluss rund um den Globus würden neu verteilt und nicht mehr viel gelte von dem, was bis gestern unverrückbar festzustehen schien. Stürmer erläuterte, wie sich das weltpolitische Geschehen in den letzten Jahrhunderten entwickelte und wie sich aktuelle Situationen erklären lassen. Insbesondere auf die Beziehung der beiden Weltmächte USA und Russland wurde eingegangen, generell der Konflikt Ost gegen West.

„Es gibt Zeiten der Dauer und es gibt Zeiten der Krise, wo alles geprüft wird und nichts mehr gilt, was bis gestern Dauer versprach – so wie jetzt“, stellt Stürmer fest, so seien die tektonischen Platten in Bewegung und die Welt habe einen „tipping point“ erreicht, wo alles auf dem Spiel stehe. „Die alten Regeln gelten nicht mehr, neue müssen erst noch gefunden werden“ und dies geschehe „unter Lebensgefahr im globalen Experiment.“ Dabei gehe Europa „schlecht vorbereitet“ in die „neue Epoche der Weltgeschichte“. Ohne den Rahmen der „Pax Americana“ hätte es nie die „erweiterte Abschreckung“ der Nachkriegszeit gegeben, nie das europäische Gleichgewicht. Europa ohne USA sei keine „selbsttragende Konstruktion.“

So würden „die Trumps und Putins dieser Welt“ regelrecht eingeladen, die Krisenstabilität und Widerstandsfähigkeit Europas zu testen. Genau diese würde in Anbetracht der Flüchtlingskrise, neuer Technologien und „der konfuzianischen Weltmacht im Osten“ dringender gebraucht denn je seit dem Kalten Krieg. So gieße China zunehmend seine Besitzansprüche im südchinesischen Meer in Beton, was wiederum die USA zur „Schwerpunktbildung“ im Pazifik zwinge. „Das Nachsehen haben die Europäer.“  Die Verwaltung des Status quo würde nun nicht länger reichen für die Selbstbehauptung Europas. „Umbruch in Richtung unbekannt ist angesagt…“, ist sich der Historiker sicher.

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