Tierschutzverein Bad Mergentheim: „Lokaler Tierschutz braucht lokale Unterstützung“

Bad Mergentheim. Heidrun Leiss-Schott und Jasmin Paul stehen an einem Getreidefeld im Gewerbegebiet „Braunstall“ und breiten gemeinsam den großen Bauplan vor sich aus. Die erste und zweite Vorsitzende des „Tierschutzvereins Bad Mergentheim und Umgebung e. V.“ blicken hoffnungsvoll und zufrieden auf die Fläche: „Ich nenne es gerne unser Tierheim-Raumschiff, da die Zeichnung so aussieht“, meint Heidrun Leiss-Schott auf den Plan zeigend. Hier also soll das von ihnen sehnlichst erwartete neue Tierheim gebaut werden. Das bisher bestehende, das seit rund 40 Jahren im ehemaligen Schweinestall der Burg Neuhaus untergebracht ist, zeigt sich inzwischen marode und baufällig. Die Elektronik funktioniert nicht mehr richtig, Wasserleitungen sind veraltet und Mauern bröckeln ein. Dazu ist es für den gewachsenen Bedarf viel zu klein geworden und es gibt keine Erweiterungsmöglichkeit. Heidrun Leiss-Schott erklärt, wo genau im neuen Tierheim welche Bereiche untergebracht sein sollen: „Vorne sollen die Parkplätze hin und dahinter das Verwaltungsgebäude mit Büros und Sozialräumen. Der Eingangsbereich soll größer werden, da wir ihn auch für Versammlungen und als einen Ort der Begegnung mit Veranstaltungen nutzen möchten. Das Thema Tierschutz soll in der Region noch präsenter werden und wir wollen gerne Kurse wie zum Beispiel ‘Erste Hilfe für den Hund‘ anbieten.“ In der Nähe des Verwaltungsgebäudes werden die Fundtierzwinger platziert, die nötig seien, wenn zum Beispiel nachts Tiere von der Polizei gebracht werden. Die beiden Vorsitzenden berichten auch davon, dass „leider der illegale Hunde- und Welpenhandel ein großes Geschäft geworden“ ist und wenn Transporter auf der Autobahn gestoppt werden, müssten die Tiere irgendwo untergebracht werden. Hinter dem Verwaltungsgebäude beginne das eigentliche Tierheim mit Bereichen für Hunde, Katzen und Kleintiere mit jeweiligen Waschräumen und Futterküchen sowie separaten Kranken- und Quarantänestationen. Auch ein Tierarztraum ist eingeplant. „Damit man keine Infektionen von einem Tier zum anderen trägt, müssen wir viele Hygieneregeln beachten“, erläutert Jasmin Paul. Der Plan ist deshalb abgestimmt mit dem Veterinäramt und dem Deutschen Tierschutzbund. Um das Tierhaus herum gibt es viel Auslauffläche und voraussichtlich auch einen Schildkrötenteich, da diese Tiere immer wieder ausgesetzt werden. Lange hat es gedauert bis ein passender Platz für das neue Tierheim gefunden wurde, von der ersten Idee bis jetzt waren es rund zwölf Jahre. Aufgrund vieler Vorschriften wie bezüglich die des Lärmschutzes und dadurch bedingt, dass die Tiere eine Menge Auslauf brauchen, sollte es am Stadtrand mit Nähe zum Wald liegen, aber doch gut mit dem Auto erreichbar sein. Denn der Tierschutzverein ist nicht nur für die Stadt Bad Mergentheim als „Fundtiergemeinde“ zuständig, sondern für sieben weitere Gemeinden der Region der Anlaufpunkt für den Tierschutz. Nun hat der Verein mit etwa 400 Mitgliedern dieses Grundstück gefunden. Es gehört der Katholischen Kirche, die es ihnen in Erbpacht überlässt. „Wir sind auch der Stadt Bad Mergentheim sehr dankbar, die das Projekt voll unterstützt und hilft“, betont Heidrun Leiss-Schott. Der Kostenvoranschlag für den Neubau des Tierheims beläuft sich auf knapp 2,3 Millionen Euro. Der Grundstock von einer Million Euro kann durch eine zweckgebundene Erbschaft gedeckelt werden. Durch Förderanträge beim Tierschutzbund und beim Land könnte außerdem eine große Summe finanziert werden – aber es bleibt ein Rest von rund 600.000 Euro, den der Tierschutzverein durch Spendengelder selbst aufbringen muss: „Wir brauchen Geld“, betonen die beiden wie aus einem Mund und Heidrun Leiss-Schott schließt an: „Lokaler Tierschutz braucht lokale Unterstützung!“ Sie meint damit, dass für die Problematik ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden müsse: „Viele wissen gar nicht, wie viele Tiere kein Zuhause haben und wie viele Katzen beispielsweise in unseren wenigen Katzenpflegestellen jedes Jahr versorgt werden.“ Um für den Tierheimbau Geld zu sammeln, ist eine Spendengala geplant: Am 15. Oktober 2022 findet diese in der Bad Mergentheimer Wandelhalle unter dem Motto „Gemeinsam für den Tierschutz im Main-Tauber-Kreis“ statt, Schirmherr der Veranstaltung ist Oberbürgermeister Udo Glatthaar. Die Tickets für den Abend kosten 150 Euro und können bald online erworben werden. „Die Künstlerinnen und Künstler des Abends verzichten komplett auf ihre Gage und auch das Catering kommt uns großzügig entgegen. Außerdem gibt es bei der Tombola tolle Preise zu gewinnen, die gestiftet werden. Es ist super, welch positives Feedback uns für den Tierheim-Neubau schon jetzt entgegenkommt. Doch 600.000 Euro sind eine Hausnummer und wir sind über jede Beteiligung und für jedes Interesse dankbar“, so Heidrun Leiss-Schott.

Wer Fragen zur Arbeit des Tierschutzvereins hat oder den Tierheim-Neubau unterstützen möchte, darf sich gerne unter 07931 44 9 60 melden, es läuft grundsätzlich ein Anrufbeantworter, oder an info@tierheim-mergentheim.de schreiben. Die Nummer des Neubau-Kontos für Spenden lautet DE36 6735 2565 0002 2770 10.

BU: Noch ist es ein Getreidefeld, doch in Aussicht ist das neue, dringend benötigte Tierheim in Bad Mergentheim bereits. Rund 600.000 Euro muss der Tierschutzverein Bad Mergentheim und Umgebung noch in Eigenregie stemmen, um das 2,3 Millionen Euro-Projekt zu verwirklichen. Die 1. Vorsitzende Heidrun Leiss-Schott (links) und Jasmin Paul, 2. Vorsitzende, sind deshalb auf Spenden und die Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen. Am 15. Oktober 2022 findet eine Spendengala in der Wandelhalle statt. Foto: Linda Hener

 

Bauzeichnung: Der Tierheim-Neubau in Bad Mergentheim ist geplant und soll bis Mitte 2024 fertiggestellt sein. Allerdings fehlen dem Tierschutzverein für die Realisierung noch rund 600.000 Euro. Plan: Architekten Herzog & Bujok Bad Mergentheim

 

 

Das alte Tierheim ist marode. Foto: Linda Hener