Theater auf Abruf: Kultur in Zeiten von Corona

In Dinkelsbühl strahlt die Sonne und ein frischer Wind pfeift durch die sehr leeren Straßen. Fast verlassen ist auch das Landestheater Dinkelsbühl. „Nach den Vorgaben aus dem Ministerium, aber auch mit gutem Menschenverstand, ist klar, dass wir derzeit nicht proben können“, so Intendant Peter Cahn.

Für Aufführungen auf der Freilichtbühne wäre es derzeit noch zu früh. Doch hinter den Kulissen würde normalerweise geprobt werden, Kostüme entworfen und anprobiert, Musiken herausgesucht, Requisiten gebastelt und Text gelernt werden. Doch Corona und das Kontaktverbot lassen das alles nicht zu. Während viele Menschen im Homeoffice weiterarbeiten oder in getrennten Schichten arbeiten, ist das für das Ensemble von Peter Cahn nicht möglich. „Theater lebt vom Kontakt miteinander, vom Austausch – auch mit dem Publikum. Bei Proben kommen sich die Schauspieler immer näher als 2 Meter, es soll schließlich realistisch wirken.“ Zum Glück jedoch ist das Landestheater mit seiner Planung immer einen Schritt voraus. Nicht wegen Corona, sondern aufgrund von doppelten Besetzungen wird vorab probiert – seit Januar.

So kommt es, dass Peter Cahn seine Inszenierung von „Pension Schöller“ bereits komplett fertigstellen konnte, lange bevor das Virus zur Pandemie erklärt wurde. Auch Gastregisseur Jürg Schlachter hat bis Anfang März „Der kleine Vampir – Das Musical“ probiert. Choreografien, Lieder und Kostüme sind fertig. Nach den kurzen Betriebsferien im März sollte es weitergehen. „Bis 20. April sind vom Ministerium jedoch alle Theateraufführungen und die Proben untersagt. Wir verfolgen die Entwicklungen wie alle Bürger täglich“, teilt der Intendant mit. Doch wie oder wann es weitergeht, weiß auch in Dinkelsbühl derzeit niemand.

Das Landestheater hat jedoch den Vorteil mit den zwei Stücken sofort starten zu können, wenn der Vorhang sich wieder heben darf. Bis dahin sind lediglich die Büros und die Werkstätten besetzt. Dort wird derzeit im Schichtsystem auf Abstand weitergearbeitet, vorgeplant oder lange Ersehntes in die Tat umgesetzt. Werkstattleiter Clemens Siebert gewinnt der Corona-Pandemie etwas Gutes ab: „Unser Lager sollte seit langem neu geordnet, katalogisiert und strukturiert werden. Dafür ist jetzt Zeit.“

Den Mut, den Siebert und Cahn vorleben, versucht das Landestheater auch über die sozialen Medien zu teilen. „Kultur kann in diesen Tagen zu Hause genossen werden. Viele Theater werden auf Facebook und Instagram aktiv“, erklärt Pressereferentin Johanna Müller. „Wir verlinken viel und unser Ensemble wird in heimischen Wohnzimmern kreativ. Wir sind da, wir möchten spielen und unser Publikum nicht allein lassen.“ Wann die Freilichtbühne am Wehrgang dieses Jahr bespielt werden kann, weiß derzeit niemand.

Doch das Landestheater steht in den Startlöchern und freut sich auf eine Zeit nach der Pandemie. Ob die Zuschauer nach Corona überhaupt Theater sehen wollen, wird gefragt. „Ich denke, Theater wurde zu allen Zeiten gesehen und wenn es untersagt war, herbei gesehnt“, so Intendant Peter Cahn. „Ich vertraue auf unser Publikum und glaube, die Freude am ersten Spieltag wird auf beiden Seiten immens sein. Viele Menschen auf der Freilichtbühne sind ein bekanntes Bild – doch dieses Jahr wird es sich wohl ganz anders anfühlen.“

Fotos: Landestheater Dinkelsbühl

    Related Posts

    Große Fortschritte für Feuchtwangens Energiewende: Klimaschutzmanager Daniel Reimer gibt Zwischenbericht zu seiner Arbeit
    Stadt Feuchtwangen fördert Belebung der Altstadt
    Landestheater Dinkelsbühl: Kostümwettbewerb bei allen Vorstellungen von „Arsen und Spitzenhäubchen“