Kombination aus Handel, Gastronomie und Kultur macht die Innenstadt lebendig
Bad Mergentheim. Die Stadt Bad Mergentheim hat die Ergebnisse ihrer Innenstadt-Befragung vorgestellt. Im vergangenen Herbst waren wochenlang Passantinnen und Passanten sowie Bürgerschaft und Handel um ihre Meinung zum Kurstadt-Zentrum gebeten worden. Die Innenstädte und örtlichen Zentren sind durch Corona-Pandemie, Online-Handel sowie Kaufzurückhaltung wegen Energiekrise und Inflation einem hohen Veränderungsdruck ausgesetzt. Die Stadt Bad Mergentheim führt aktuell eine Innenstadt-Beratung in Zusammenarbeit mit dem Regionalverband Heilbronn-Franken durch. In diesem Zuge wurde die Umfrage gestartet, um ein aktuelles Stimmungsbild zu bekommen und Verbesserungsvorschläge und Ideen zu sammeln. Im März waren die Ergebnisse erstmals intern bei einem Workshop mit den Einzelhändlerinnen und Einzelhändlern vorgestellt und diskutiert worden.
Für die Umfrage wurden Straßenbefragungen in der Burgstraße gemacht, aber auch die Teilnahme über einen Online-Fragebogen war über vier Wochen hinweg möglich. Zielgruppe für die insgesamt 30 Fragen waren sowohl Einheimische wie auch Gäste. Mit dem Rücklauf von insgesamt 430 ausgefüllten Fragebögen ist Stadtmarketingbeauftragte Lorena Klingert als Projektverantwortliche sehr zufrieden: „Das ist gemessen an der Größe unserer Stadt ein sehr guter Wert – auch wenn man es mit anderen Städten vergleicht, in denen zuletzt vergleichbare Umfragen liefen, beispielsweise Frankfurt oder Hof.“ Es sei immer schwierig, Menschen zur Teilnahme an Umfragen zu motivieren, entsprechend dankbar sei die Stadt allen, die mitgemacht haben. Wer besucht Bad Mergentheim und warum? Welche Rolle spielen der Einzelhandel und andere Angebote als Besuchsanlass? Was gefällt den Innenstadtbesucherinnen und -besuchern besonders gut, was nicht und wo sehen sie Verbesserungspotenzial? Diese und weitere Fragen wurden den Befragten im Rahmen der Umfrage gestellt. Der Großteil der Befragten gab an, der Altersgruppe zwischen 51 und 65 Jahren angehörig zu sein (28 %), gefolgt von den 36 bis 50-Jährigen (21 %) und 26 bis 35-Jährigen (16 %). Fast 60 Prozent gaben an, die Innenstadt genauso häufig wie vor Beginn der Corona-Pandemie zu besuchen. Der Anteil derer, die die Innenstadt nun seltener besuchen, liegt bei 18%. Als häufigste Besuchsgründe wurden der gezielte Einkauf (55 %) sowie der Gastro-Besuch (44 %) und Arztbesuch (42 %) genannt. Weitere häufig genannte Gründe waren Dienstleistungen (z.B. Friseur), Bummeln und Kulturangebote.
Die meisten Besucherinnen und Besucher gelangen üblicherweise mit dem PKW (47 %), zu Fuß (40 %) oder mit dem Fahrrad (25 %) in die Innenstadt. Parkhäuser und Parkplätze werden am häufigsten im Parkhaus Altstadt/ Schloss (29 %), Activ-Center (25 %) und Bahnhof (19 %) genutzt. Viele Mitmachende nutzen auch die Kommentarfunktionen und konnten so noch eigene Anregungen und Vorschläge oder Anmerkungen liefern. Viele gaben ausdrücklich an, die Verkehrsberuhigung im Bereichen Deutschordenplatz als angenehm zu empfinden. Auch eine Bewertung der zurückliegenden Innenstadt-Aktionen wurde abgefragt. Größter Beliebtheit erfreute sich dabei die „Umbrella Street“ aus bunten Schirmen, die 2020 am Gänsmarkt installiert worden war (von 33 % zum Favoriten gekürt). Es folgt die interaktive „Dino City“ aus 2022 mit 26 %. Als Ergänzung des Einzelhandelsangebotes wünschen sich die Befragten ein Mehrangebot im Bereich Haushalt/ Deko / Inneneinrichtung (38 %), gefolgt von Bekleidung/ Schuhe/ Sportartikel (24 %). Mehr als die Hälfte der Befragten gaben an, nach Würzburg zu fahren, sofern sie in Bad Mergentheim nicht fündig werden. Die befragten Besucherinnen und Besucher sind mit der Innenstadt von Bad Mergentheim durchweg zufrieden und attestieren deswegen eine Schulnote, die zwischen „gut“ und „befriedigend“ eingeordnet werden kann (2,76) und im deutschlandweiten Vergleich dem Durchschnitt entspricht.
Verbesserungspotenziale sehen die Befragten einerseits bei den Einzelmerkmalen Sauberkeit (2,72) und Öffentliche Sitzmöglichkeiten (3,0) sowie andererseits bei Parkplatzangebot (2,99), Gastronomieangebot (3,03), Begrünung (3,07), Familienfreundlichkeit (2,98), Barrierefreiheit (3,19), Warenvielfalt im Einzelhandel (3,3) und Digitale Sichtbarkeit der Geschäfte (3,0). In den Kommentaren wurde noch der Wunsch nach mehr Bars und Kneipen, gerade für junge Menschen und Studierende, verdeutlicht sowie ein erweitertes Gastronomieangebot, wie zum Beispiel Burger-Restaurants. „Die Ergebnisse sind als Stimmungsbild eine gute Grundlage, um offen über Stärken und Schwächen zu reden und unsere Innenstadt und den Aufenthalt dort noch schöner zu machen“, bewertet Oberbürgermeister Udo Glatthaar die Daten. Ziel müsse es sein, dass die Kurstadt nicht nur im Vergleich gut dastehe, sondern von möglichst vielen Menschen unterschiedlichster Gruppen eine Bestnote erhalte. „Dafür eröffnen sich uns eine Reihe von Chancen: Neben der laufenden Innenstadt-Beratung gehören dazu auch die Impulse aus dem bereits abgeschlossenen ‚Fußverkehrs-Check‘, die Neugestaltung von Plätzen im Rahmen der Landesgartenschau, über die wir erstmals bei der Bürgerwerkstatt im Januar ausführlich beraten haben – oder die nachhaltige Aufwertung, die durch das neue Sanierungsgebiet ‚Altstadt/ Stadtgarten‘ angestoßen wird.“ Ergänzend weist Wirtschaftsförderer Marcel Stephan auf die konkreten Aktivitäten hin, die die Stadt unternommen hat, aktuell umsetzt oder plant: „Der städtische Neugründer-Bonus konnte allein im Kernstadt-Zentrum vier Geschäftsgründungen unterstützen, die sich alle etabliert haben. In diesem Frühjahr bieten wir an jedem Einkaufs-Samstag Wein-Ausschank und Straßenkunst, was zum Verweilen einlädt.“ Und im Sommer werde es auch wieder eine bunte Hingucker-Aktion der Stadt für ganz besondere Fotos und Momente geben“, verrät Marcel Stephan abschließend.
Bilduntertext: Innenstadt erleben: Derzeit finden wöchentlich Weinausschank und Straßenkunst auf dem Deutschordenplatz statt. (Bild: Stadt Bad Mergentheim)