Vortrag über die Kulturgeschichte des Vierbeiners

Feuchtwangen/Crailsheim(hm). Seit Urzeiten ist der Hund ein ständiger Begleiter des Menschen. Über die Kulturgeschichte dieses Vierbeiners referierte jetzt die Historikerin Dr. Heike Krause auf Einladung des Crailsheimer Stadtarchivs sowie des Historischen Vereins in den örtlichen Rathausarkaden. Mit dabei: Deutschlands einziger Archivhund „Helene“, welcher der Referentin nicht von der Seite wich.

Die „Hundlerin“ Dr. Heike Krause. Fotos: Heinz Meyer

Die leidenschaftliche „Hundlerin“, wie sie sich selbst bezeichnet, ist im normalen Leben Archivarin in Gaildorf und Mainhardt sowie im Diak-Archiv in Schwäbisch Hall tätig. Weil sie bei ihrer dortigen Tätigkeit von ihrem Archivhund unterstützt wird, hatte sie diesen kurzer Hand mitgebracht, womit die Verbindung zu ihrem Vortrag hergestellt war. Unter dem Titel „Hunds-Tage“ blickte sie jetzt auf die Beziehungsgeschichte des Menschen zu den Vierbeinern zurück.

Der Hund ist demnach schon lange ein treuer Begleiter des Menschen, wobei das Verhältnis nicht immer gegenseitig war. Mal wurden die Vierbeiner lästig oder nahmen überhand und wurden deshalb kaltherzig eliminiert. Doch meistens war der Mensch auf den Hund angewiesen, um ihn für sich zu nutzen und einzusetzen. Musste der Vierbeiner früher zuvorderst als Jagdgehilfe herhalten, so stand später der Schutzzweck im Vordergrund, während die Hunde heute oft nur noch gesellige Begleiter sind.

Die Jagd diente früher der Nahrungsgewinnung, weshalb die Unterstützung durch die Vierbeiner sehr wichtig war. Veranschaulicht wurde dies bildhaft durch alte Jagdszenen. Die Untertanen mussten oft herrschaftliche Hunde halten, worauf ein „Hundsgeld“ erhoben wurden; ein Vorläufer der heutigen Hundesteuer. Eine Reglementierung von Hund und Halter gibt es seit dem Mittelalter; ein „ungereizter Biss“ war in der Regel das Todesurteil für den Vierbeiner.

Auch freilaufende Hunde wurden oft getötet, um die Population niedrig zu halten. Mitte des 16. Jahrhunderts erschien auch ein erstes Zoologie-Buch. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlangte dann die Obrigkeit erste Hunde-Registrierungen. Der ursprüngliche Jagdhund entwickelte sich auch zum Begleit-, Hüte- oder Arbeitshund. Oft wurden die Vierbeiner auch zur Ungeziefervertilgung (Ratten) gehalten.

Eine erste Hundemusterung war im Königreich Württemberg im Jahre 1822 verfügt worden. Allgemein strenge Auflagen für Hunde wurden erst im späten 19. Jahrhundert gelockert.  Wurden die Vierbeiner früher vorwiegend von Wirten, Metzgern, Bäckern oder auch Handwerkern gehalten, so trat später der so genannte „Luxus-Hund“ in den Vordergrund. Im weiteren Verlauf wurden Schutzhunde auch im Polizei- und Militärdienst eingesetzt. So zählte man 1912 in Stuttgart schon 30 Polizeihunde.

Bei ihrem Vortrag in Crailsheim hatte die Referentin den einzigen Archivhund Deutschlands mit dabei.

Am ersten Weltkrieg nahmen bis zu 14 Millionen Tiere teil; darunter viele Sanitätshunde. Allein auf deutscher Seite waren es bis zu 6000 Sanitätshunde. Im zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der eingesetzten Tiere auf über 30 Millionen, so Dr. Heike Krause, die regelmäßig auch eine Hunde-Kolumne in der Gaildorfer Rundschau veröffentlicht. Ihre weiteren Erkenntnisse aus rund 20 Jahren intensiver Archivarbeit hat sie in dem Buch „Hunds Tage“ zusammengeführt, welches 2014 im Buchhandel erschienen ist.

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