Lagerleben wie im 30-jährigen Krieg beim 1. Baumann`schen Hoffest

 

Windelsbach/Preuntsfelden. Wir schreiben das Jahr 1628: Seit mittlerweile zehn Jahren tobt der Krieg um die Vorherrschaft im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Das Land ist geplagt von Seuchen, Hunger und Zerstörung. Plündernde und brandschatzende Banden ziehen umher, verbreiten Angst und Schrecken. Kaum etwas davon zu spüren ist im Lager der „Kroaten zu Pferd“ – eine bunt zusammengewürfelte Söldnertruppe, welche für ihre waghalsigen Reitkünste bekannt ist. Dort herrscht friedvolles Treiben und man genießt den Alltag. Gäste aus nah und fern waren zu Pfingsten eingeladen, sich auf einen Ausflug in die Vergangenheit zu begeben…

 

Josef Baumann (links) und Peter van Bocksen (rechts).

In erster Auflage fand am vergangenen Pfingstwochenende ein historisches Hoffest auf dem „Knabstrupperhof“ der Familie Baumann in Preuntsfelden statt. Von Freitag bis Montag war vor historischer Kulisse einiges geboten: raue Gesellen in bunten Gewändern, Reitvorführungen, ein unterhaltsames Kinderprogramm mit Ponyreiten und nicht zuletzt zur Thematik passende Verköstigung. Organisiert und auf die Beine gestellt wurde das Hoffest von der Reitertruppe „Kroaten zu Pferd“, sowie deren Freunden des Vitzthum`s Oranges Regiment aus Nördlingen und der Familie Baumann. Mit der Veranstaltung wollte man Besuchern die Möglichkeit bieten, den „Knabstrupperhof zu besichtigen und die „Kroaten zu Pferd“ hautnah erleben zu können“ erklärt Josef Baumann, selbstständiger Unternehmer, Pferdezüchter und Hauptmann der Kroaten-Truppe. Hinzu kommt, dass die Kroaten zu Pferd seit Jahren an Pfingsten stets Teil des Festspiels in Rothenburg waren. Nachdem man sich allerdings im letzten Jahr davon abgespalten hatte, wolle man nun dennoch weiterhin die Tradition pflegen und das Pfingstwochenende gemeinsam als „Kroaten“ verbringen. „Das Hoffest in Preuntsfelden soll in keinster Weise eine Gegenveranstaltung zu den Pfingstspielen in Rothenburg sein“, betont Peter van Bocksen ausdrücklich. Van Bocksen, ebenfalls stolzes Mitglied der Kroaten, ist maßgeblich an der Organisation des Hoffestes beteiligt. Er betreute unter anderem das Kinderprogramm, als auch moderierte er die Reit-Show. Diese, als offizielles Highlight des Wochenendes, fand Samstag und Sonntag jeweils einmal statt. Neben den zahlreichen Besuchern aus Rothenburg, gab es auch Gäste von weiter her. So zum Beispiel Marion Pague aus Trippstadt, Expertin auf dem Gebiet der Akademischen Reitkunst. Sie und ihre beiden Knabstrupper hatten über fünf Stunden Fahrt auf sich genommen, um zum Fest zu gelangen. Im Rahmen der etwa einstündigen Reit-Show präsentierte sie ihr Können – untermalt von Musik der Geigenvirtuose Lindsey Stirling, tänzelte ihr Pferd Grisu von der Altmühlquelle durch den Sand und demonstrierte kunstvoll grazile Gangarten. Während sich die wahre Kunst hinter dem Schauspiel dem Pferde-Laien möglicherweise verschloss, so sollte jetzt ein etwas Spektakulärerer Teil folgen:  In grelles grün gekleidet, mit orange leuchtendem Haar gaben nun drei Pippi Langstrumpf`s ihre Kunststückchen zum Besten. Den Höhepunkt der Show bildete das Erscheinen der hartgesottenen Kroaten – ungezügelt kam das wilde Trio in die Reithalle galoppiert und brachte mit seiner unterhaltsamen Vorführung das Publikum zum Applaudieren.

„Kroaten zu Pferd“

Die „Kroaten zu Pferd“ zählen momentan zwanzig aktive Mitglieder aus dem Raum Rothenburg-Dinkelsbühl-Uffenheim. Die Altersgruppe erstreckt sich von 18 bis 67 Jahre, wobei allen „Kroaten“ die Leidenschaft für Pferde und ein starker Gemeinschaftssinn gemein ist. Entgegen der traditionellen Überlieferung, dass die „Kroaten zu Pferd“ ausschließlich Männer waren, gehören heute auch Frauen zur Gruppe. Ursprünglich, so sagt man, waren die „Kroaten“ eine Söldnergruppe zur Zeit des 30-jährigen Krieges, die Mitglieder alle männlich und vorwiegend aus den Balkanländern stammend. Regelmäßig nimmt die Truppe an Umzügen Teil, so auch beim Oktoberfest 2015 und 2017 in München. Baumann betont, dass Interessierte immer willkommen seien, der Reiter-Truppe beizutreten.

Die Knabstrupper-Pferde zeichnen sich durch ihr geschecktes Fell aus. Stolz präsentieren sich die Reiter.

Tierisch exotisch

Unverwechselbares Markenzeichen der „Kroaten zu Pferd“ sind – wie sollte es auch anders sein – deren Pferde. Die sogenannten Knabstrupper zeichnen sich durch ihr auffällig geschecktes Fell aus: Der wohl bekannteste Knabstrupper aller Zeiten ist Pippi Langstrumpfs „Kleiner Onkel“. Baumann schätzt die deutschlandweite Knabstrupper-Population auf nicht mehr 600 bis 800 Tiere. Somit zählt der Baumann-Hof mit seinen circa 70 Exemplaren als zweitgrößter Züchter in der Bundesrepublik. Neben den seltenen Tigerschecken sind auf dem Hof in Preuntsfelden auch einige andere Exoten zu bewundern: Weiterhin leben dort 15 Ponys, mehrere Papageien und unzählige Chiliden. Die bunten Fische gibt es in verschiedensten Größen und Farbvarianten, wobei die Besonderheit darin besteht, dass die Fische endemisch im Malawi-Tanganyika-See leben. Das heißt, die Fische kommen an keinem anderen Ort natürlich vor.

Unzählige Chiliden in verschiedensten Farben sind am Baumann Hof zu sehen. Die einzigartigen Fische werden aus Afrika importiert und sind beliebt für Aquarien.

Eine Tradition geboren

Neben dem historischen Treiben gab es beim Hoffest also auch einiges mehr zu sehen. „Eigentlich“, so meint Baumann „hatten wir schon seit längerem ein Fest für alle Interessierten und Tierfreunde bei uns am Hof geplant.“ Vor diesem Hintergrund hätte sich die Situation, nun auch das Kroatenlager zeitgleich stattfinden zu lassen, perfekt ergeben. Bereits vier Wochen vor Pfingsten begann man mit den ersten Vorbereitungen. Baumann betonte in diesem Zusammenhang seine Dankbarkeit den vielen engagierten Helfern gegenüber. Auch die Unterstützung durch die Gemeinde Windelsbach und insbesondere deren Bürgermeister Alfred Wolz wisse man sehr zu schätzen. Insgesamt war die Veranstaltung für alle Beteiligten ein Erfolg. Auch wenn sich der Besucheransturm insbesondere am Samstag teils in Grenzen hielt, so waren am Ende doch alle zufrieden. Schließlich standen das Miteinander und eine familiäre Atmosphäre im Vordergrund. Alle Anzeichen weisen darauf hin, dass mit der diesjährigen Premiere womöglich eine Tradition geboren wurde. In Gedanken ist Baumann bereits im nächsten Jahr und hat Ideen, wie man das Ein oder Andere noch optimieren könnte…

Text: Amos Krilles

Fotos: Amos Krilles/Privat

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