SAPOS seit Ende März 2020 für jedermann kostenfrei zugänglich

Neckar-Odenwald-Kreis. Nein – es handelt sich hier nicht um ein neues Mittel gegen Viren, sondern um den Satellitenpositionierungsdienst (SAPOS) der Landesvermessung, der seit Ende März 2020 für jedermann und jeden Zweck in Baden-Württemberg vom Land kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Während SAPOS in der Vermessung seit Jahren etabliert ist, eröffnet nun die kostenfreie Nutzung dieses Dienstes für hochpräzise Positionierungsaufgaben neue Möglichkeiten auch in anderen Branchen, insbesondere in der Landwirtschaft.

Im Gegensatz zu gewöhnlichen Smartphones und Autonavigationssystemen, bei denen die Positionsbestimmung nur mit Einfachempfängern erfolgt und es zu Ungenauigkeiten von mehreren Metern kommen kann, werden beim SAPOS-Verfahren von der SAPOS-Zentrale beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) in Karlsruhe Korrekturdaten berechnet und über das Internet an geeignete Mehrfrequenzempfänger geschickt, sodass eine Positionierung in Echtzeit mit einer Genauigkeit von ein bis zwei Zentimetern möglich ist. Dahinter steht ein aufwändiges Verfahren, bei dem die Signale der globalen Satellitennavigationssysteme (derzeit amerikanisches GPS, russisches GLONASS und europäisches Galileo) in Verbindung mit den Daten von 16 über Baden-Württemberg verteilten Bodenstationen gleichzeitig verarbeitet werden. „Der Regelbetrieb wurde bereits 2004 aufgenommen. Seit 2006 setzen wir diese Technik vollumfänglich beim Fachdienst Vermessung im Neckar-Odenwald-Kreis ein“, informiert dessen Leiter Herbert Frisch. Der Vorteil bestehe darin, dass man nicht mehr auf örtliche Festpunkte angewiesen sei und somit die Arbeiten wirtschaftlicher erbracht werden können. Daher gehört SAPOS mittlerweile im gesamten Vermessungswesen sowie der Flurneuordnung als Teil der digitalen Infrastruktur des Landes zum täglichen Handwerkszeug.

Aber auch in anderen Bereichen wird die hochpräzise Positionierung in Echtzeit eingesetzt, z.B. bei der Steuerung von Baumaschinen im Tiefbau oder von Drohnen zur Erfassung der Straßenlandschaft für Unterhaltungszwecke und das künftige autonome Fahren oder in der Präzisionslandwirtschaft. Dabei wird die exakte Positionierung zur Steuerung von Traktoren und Mähdreschern für eine fehlerfreie Bearbeitung ohne Überlappungen, ein flächenabhängiges Erntemonitoring, eine präzise Aussaat und eine zielgenaue Düngung oder Unkrautbekämpfung eingesetzt.

2019 testeten 100 Landwirte in Baden-Württemberg in einem Modellprojekt, an dem sich auch Landwirte aus dem Neckar-Odenwald-Kreis beteiligten, den Einsatz des Positionierungsdienstes. Die Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Die kostenfreie Nutzung von SAPOS – es wird lediglich eine einmalige Anmeldegebühr pro Gerät von 150,00 € fällig – könnte daher einen deutlichen Schub für die Präzisionslandwirtschaft bringen: Es können Zeit, Treibstoff, Dünge- und Pflanzenschutzmittel eingespart und damit ökonomische und ökologische Vorteile generiert werden.

„Open SAPOS“ legt auch die Genauigkeit des Verfahrens offen, die von vielen Faktoren abhängt. Der hochpräzise Echtzeitpositionierungsservice SAPOS-HEPS wird permanent mit drei im Land verteilten Monitoringstationen überwacht. Eine davon befindet sich auf dem Dienstgebäude des Landratsamtes in der Präsident-Wittemann-Straße 16 in Buchen. Die Daten sowie weitere Informationen sind unter www.sapos-bw.de einsehbar. Und außerdem: Wer die Genauigkeit seines Smartphones überprüfen möchte, der kann dies an den beiden öffentlich zugänglichen Kontrollpunkten des Fachdienstes Vermessung tun, die sich jeweils vor dem Eingang der Dienstgebäude in der Präsident-Wittemann-Straße 16 in Buchen oder in der Neckarelzer Straße 7 in Mosbach befinden und die exakten Positionsangaben enthalten.

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