70 historische Fahrzeuge erinnern bei Oldtimer-Bustreffen in Bad Mergentheim an Gründung der „Kraftpostlinie“ 1898

Bad Mergentheim (dk). Wie es sich für ein Kur- und Heilbad mit fast 200 Jahren Gesundheits-Fachkompetenz gehört, sind die Menschen in Bad Mergentheim in der historischen Altstadt, dem Kurpark oder dem Äußeren Schlosshof des Residenzschlosses gerne zu Fuß und mit dem Fahrrad unterwegs. Beim „8. Internationalen Oldtimer-Bustreffen“ war das Städtchen nahe der Romantischen Straße fest in der Hand von Nostalgikern und Sammlern. Dienstältester Bus war ein 1923 produzierter „International Harvester“. „Die Resonanz war überwältigend, die Atmosphäre großartig. Schön, dass Veranstaltungen wie diese wieder ohne Beschränkungen möglich sind“, bilanzierte der städtische Verkehrsdirektor Kersten Hahn zufrieden. Aus Dänemark, Luxemburg, der Schweiz sowie dem gesamten Bundesgebiet reisten Bus-Veteranen und Gäste an, um an eine Zeit zu erinnern, als das Busfahren noch eine technische Revolution war und eine Tour über 30 Kilometer 2 Stunden und 15 Minuten dauerte. Diese Zeit benötigte der Post-Express von Bad Mergentheim über Dörzbach nach Künzelsau, als er vor 124 Jahren im Auftrag der Württembergischen Post mit zehn Personen an Bord Briefe und Pakete auslieferte. Der Bus der Daimler-Morgen-Gesellschaft tuckerte seinerzeit mit einem von Wilhelm Maybach konstruierten Phoenix Zwei-Zylinder mit zehn PS und Spritzdüsenvergaser durch die romantische Wein-Region. Die Kraftübertragung erfolgte durch ein Drei- oder Viergangschaltgetriebe über Ritzel auf die Hinterräder – das modernste Triebwerk, das die Motortechnik aufzubieten hat. Auf dieser Fahrt anno 1898 und der folgenden Gründung der „Kraftpostlinie“ basiert die Bus-Historie im Taubertal sowie das Oldtimer-Bustreffen, das in diesem Jahr mehr als 3.000 Besucher und 70 Busse bekannter Marken wie Neoplan, Borgward, Setra anlockte. Renommiertes Bindeglied zwischen der Stadt Bad Mergentheim und der Bus-Branche ist seit vielen Jahren Konrad Auwärter. Der 81-jährige Pionier kennt die deutsche Szene aus dem Effeff, hat er sie doch quasi mit aus der Taufe gehoben. Konrad Auwärter machte die Marke „Neoplan“ zu dem, was sie heute ist. Ursprünglich war Neoplan der Markenname unter dem die 1935 gegründete Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG ab 1953 selbsttragende Omnibusse herstellte. 2022 ist Neoplan eine Omnibus-Marke der MAN Truck & Bus AG. Im bayerischen Pilsting betreibt Konrad Auwärter einen Automobil-Park mit einem vielbeachteten Oldtimer-Museum. Beim „8. Internationalen Oldtimer-Bustreffen“ kam Auwärter die Ehre zuteil, die schönsten Busse und ihre Besitzer mit Pokalen auszuzeichnen.

Neben dem 99 Jahre alten „International Harvester“ von Roland Groß (Platz drei) erhielt auch „Pia“ einen Preis: Der dunkelgrüne Renault TN4F aus dem Jahre 1926 mit dem einprägsamen Namen wurde auf Rang zwei gewählt. Das Fahrzeug mit 67 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 42 Stundenkilometern gehört dem nostalgischen Fuhrpark von Josef Albrecht an. Der leidenschaftliche Sammler aus Aalen besitzt insgesamt fünf Oldtimer-Busse aus verschiedenen Epochen. „Es kommt nicht nur auf das Alter an, jeder Bus hat einen anderen Charakter und seine eigene Geschichte, die ihn zu etwas Besonderem macht“, sagte Albrecht und nahm es mit Fassung, dass es in Bad Mergentheim bei der Preisvergabe einen Oldtimer-Bus gab, der vor ihm landete. Den Siegerpokal erhielt Wolfgang Fuchs für seinen 1952 ausgelieferten roten Mercedes MB O 3500D. 2026 soll das Oldtimer-Bustreffen, das von der Tourist Information Bad Mergentheim organisiert und ausgerichtet wurde, erneut in Bad Mergentheim stattfinden.

Bilduntertext: Nostalgische Fahrzeuge, glänzendes Chrom und stolze Busbesitzer – das „8. Internationale Oldtimer-Bustreffen“ in Bad Mergentheim stieß auf große Resonanz. 3.000 Besucher zeigten sich in der romantischen Altstadt von den originellen und gut erhaltenen Bussen fasziniert. Der älteste Bus war 99 Jahre alt. Foto: Philipp Reinhard