Plötzlicher Herztod – (K)ein Thema für Sportler?

Mosbach/Buchen. Bereits seit 2015 führen die Neckar-Odenwald-Kliniken in Mosbach und Buchen gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen für Übungsleiterinnen und Übungsleiter in Kooperation mit dem Badischen Sportbund durch. Dr. Thomas Seeböck-Göbel aus der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie stellt dabei regelmäßig verschiedene Themen allgemeinverständlich und praxisnah dar. Im Vorfeld der diesjährigen Woche der Wiederbelebung nahm der Ärztliche Direktor der Kliniken Priv.-Doz. Dr. Harald Genzwürker Kontakt mit den beiden Sportkreisvorsitzenden Manfred Jehle und Dr. Dorothee Schlegel auf und schlug vor, die geplanten Vorträge an den Kliniken in diesem Jahr im Rahmen der Fortbildungsreihe durchzuführen. Das Risiko eines plötzlichen Herzkreislaufstillstandes ist im Breiten- wie im Leistungssport jederzeit präsent, so dass die Übungsleiter entsprechend geschult sein sollten. Zum Auftakt der beiden Vorträge zeigte der Notfallmediziner vergangene Woche den insgesamt rund 80 Teilnehmern ein eindrückliches Video: Miguel Garcia, ein damals 31-jähriger spanischer Fußballprofi, bricht in der 60. Minute eines Spiels plötzlich zusammen und muss vor laufenden Kameras auf dem Spielfeld wiederbelebt werden – mit Erfolg. Danach zeigte er anhand anderer Beispiele von Leistungssportlern, dass es leider aber auch ganz anders ausgehen kann. Ganz unterschiedliche Ursachen können bei Sportlern zum plötzlichen Herztod führen, erklärte dann Dr. Genzwürker. Bei jungen Sportlern seien es Verdickungen des Herzmuskels, Entzündungen des Herzmuskels oder auch nicht erkannte Herzfehler, bei Sportlern über 35 Jahren meist Engstellen an den Herzkranzgefäßen. Die FIFA hat bereits 2014 ein Register eingerichtet, um die tatsächliche Größenordnung plötzlicher Todesfälle zu erfassen, empfiehlt die Verfügbarkeit von Defibrillatoren und startete 2018 eine Kampagne zur Aufklärung über den plötzlichen Herzstillstand. Entscheidend für das Überleben der Betroffenen vor Ort sei aber das beherzte Eingreifen der zufällig Anwesenden. Mit dem einfachen Slogan „Prüfen – Rufen – Drücken“ sollen im Rahmen der Woche der Wiederbelebung die wichtigen ersten Schritte bekannt gemacht werden, damit Ersthelfer auch unter Stress die entscheidenden Maßnahmen einleiten können: Erkennen der Bewusstlosigkeit, Notruf unter 112 und Beginn der Herzdruckmassage. „Sie können nichts falsch machen, außer sie tun nichts“, betonte der engagierte Notfallmediziner Genzwürker. Durch die genannten Maßnahmen kann die Überlebenschance verdoppelt werden, und die Rettungsleitstelle gibt mittlerweile Hinweise, um die Ersthelfer in ihren Bemühungen zu bestärken. Wichtigste Maßnahme ist die Herzdruckmassage mit einer Tiefe von 5 bis 6 cm beim Erwachsenen, und zwar etwa 100-mal pro Minute, also beispielsweise im Rhythmus des Liedes „Stayin´ alive“ von den Bee Gees. Ist ein Defibrillator oder „AED“ in der Nähe, soll eine Person losgeschickt werden, um diesen zu holen. Standorte der Geräte sind zum einen auf der Homepage des Neckar-Odenwald-Kreises auf einer interaktiven Karte zu finden, können aber auch im Notfall mittels der kostenlosen App „Defikataster“ bundesweit angezeigt werden. Durch den Einsatz des Defibrillators kann ein Kammerflimmern als häufige Ursache eines Kreislaufstillstandes bei Erwachsenen beendet werden. „Auch hier gilt: Sie können nichts verkehrt machen, denn das Gerät entscheidet über die Abgabe des Stromstoßes und gibt Ihnen klare Sprachanweisungen“, so Genzwürker. An die theoretischen Ausführungen schlossen sich praktische Übungen mit Reanimationspuppen und Trainings-Defibrillatoren an, in Buchen unterstützt vom Team des Schulsanitätsdienstes am Burghardt-Gymnasium Buchen, in Mosbach unter Mitwirkung der Ausbildungsabteilung des DRK. Die Veranstaltungen endeten mit dem Aufruf, sich in den Vereinen für die Durchführung entsprechender Kurse zu engagieren, um das Wissen zu den einfachen Maßnahmen der Wiederbelebung weiter zu verbreiten.

Eine Schulsanitäterin des Burghardt-Gymnasiums Buchen erklärt die wichtigen ersten Schritte einer Wiederbelebung.
Foto: Neckar-Odenwald-Kliniken