Region Hesselberg veranstaltete Infoabend zur Nahversorgung

Hesselberg/Gerolfingen (pm/ak). „Wir müssen keine Angst vor dem Internet haben, sondern es für unsere eigenen Zwecke nutzen!“, machte kürzlich Wolfgang Gröll den Anwesenden des Infoabends „Nahversorgung im Amazon-Zeitalter“ im Evangelischen Bildungszentrum zu Beginn seines Vortrags Mut. Gemeinsam mit Martin Schmid von der Steinwald Allianz und Christoph Rohrmeier von der Firma CIMA, referierte der „Dorfladen-Papst“ Wolfgang Gröll über aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich Nahversorgung.

Die Referenten des Abends. Von links: Christoph Rohrmeier, Wolfgang Gröll und Martin Schmid. Foto: ERH

In seiner Begrüßung vor rund vierzig Zuhörern hatte der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Region Hesselberg Dr. Franz Hitzelsberger darauf hingewiesen, dass bereits fast jede dritte Kommune in Bayern über keine eigene Nahversorgung mehr verfüge. Im südlichen Landkreis Ansbach und im nördlichen Landkreis Donau-Ries seien auf einer Fläche, deren Größe dem Landkreis Freising entspricht, fast keine Einkaufsmöglichkeiten mehr vorhanden.

Beim Betrieb eines Dorfladens ist nach Ansicht von Gröll das wichtigste, dass die Betreiber aktiv sind, ständig neue Ideen entwickeln und sich fortbilden. „Den aktiven Dorfläden geht es gut. Sie haben höhere Umsatzzuwächse als die Lebensmittelbranche im Ganzen.“ Die Regionalität von Produkten sei ebenso wichtig wie selbst gemachte Produkte, die im Laden angeboten werden. Als aktuellen Trend sieht er die Reduzierung von Verpackungsmüll. Sehr interessant ist seiner Meinung nach für Dorfläden die Kombination mit online-Angeboten für ihre Kunden. Zum Thema online-Handel referierte Christoph Rohrmeier von der CIMA GmbH aus München. Den Umfang von Lebensmitteln des täglichen Bedarfs im online-Handel sieht er derzeit noch als sehr gering an. Die Verbraucher hätten hierzu Vorbehalte wie mangelndes Vertrauen in die Produktqualität, lange Lieferzeiten und aufwändige Bestellverfahren. Für die Anbieter stelle die Logistik das größte Problem dar. „Online-Handel mit Lebensmitteln funktioniert im Moment nur in Ballungsräumen, auf dem flachen Land ist die Logistik viel zu teuer.“ Viele online-Shops für Lebensmittel hätten auch bereits aus Kostengründen wieder aufgegeben. Aus seiner Sicht seien online-Angebote im ländlichen Raum nur realistisch, wenn sie von den dort ansässigen Einzelhändlern selbst betrieben werden.

Einen anderen Weg geht die Steinwald-Allianz im Landkreis Tirschenreuth. Deren Geschäftsführer Martin Schmid stellte ihren rollenden Supermarkt vor, der seit 2018 die 16 Gemeinden der Allianz auf regelmäßigen Routen abfährt. Dabei hält der LKW mit 17 Quadratmetern Verkaufsfläche nur in den Ortsteilen, die keine eigenen Geschäfte mehr haben.

„Unser Angebot wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen, es ist noch fraglich, ob wir den rollenden Supermarkt kostendeckend betreiben können,“ so sein Fazit. Nicht nur alte Menschen würden den Supermarkt nutzen, sondern auch junge Menschen. Besonders gut kämen regionale Produkte an, die von 28 ansässigen Erzeugern geliefert werden. Gegenwärtig erhält dieses Projekt noch Fördermittel. Nach dem Auslaufen der Fördermittel werde sich zeigen, ob man den rollenden Supermarkt kostendeckend betreiben kann, ob er eingestellt wird, oder ob er der Bevölkerung so wichtig ist, dass er subventioniert weiterbetrieben wird.

Der Abend machte deutlich, dass es keinen Königsweg zur Nahversorgung gibt. Doch eine spannende und praktikable Lösung kann ein Dorfladen sein, der auf aktuelle Trends, etwa Verpackungsfreiheit oder regionale Produkte, eingeht und den Kunden durch ein ergänzendes Online-Angebot einen echten Mehrwert bietet. Diese Kombination aus Neuem und Bewährtem stelle für die Experten eine vielversprechende Lösung dar – letztlich müsse jedoch jede Kommune selbst entscheiden, was am besten zu ihren Bedürfnissen passt.

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