Günter Wamser aus Rauenberg ritt in 20 Jahren von Argentinien nach Alaska

RAUENBERG/ALASKA/ARGENTINIEN. „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, sagt der Volksmund. Jeder zeigt gerne Fotos vom letzten Urlaub, erzählt von Hotel, Land und Leuten und wie die letzten ein bis zwei Wochen in der Fremde so waren. Wenn Günter Wamser und Lebensgefährtin Sonja Endlweber von ihren Reisen erzählen, sind das andere Geschichten. Zelt statt Hotel, Lagerfeuer statt All Inclusive, Wildnis statt Wellness. Die Geschichte einer 20-jährigen Reise auf dem Pferd von Argentinien nach Alaska, die längst keine Reise mehr, sondern die Lebensart von Günter Wamser ist.

20 Jahre, so viel sei verraten, lassen sich kaum in einen Zeitungsbericht packen. Fünf Bücher sind allein entstanden, wer in die Tiefe gehen will, sollte dringend einen der Vorträge von Günter und Sonja aufsuchen. An so viel Abenteuer dachte der Rauenberg mit 18 noch nicht, als er mit dem Motorrad in der Welt unterwegs war. Schnell von Ort zu Ort kommen und andere Ländern sehen, das war auch auf dem Sozius schon schön, doch ging ihm irgendwann zu schnell: „Du stehst am Grand Canyon und machst ein Foto auf dem Motorrad, steigst nicht mal ab!“ Nach einer sechswöchigen Reise auf dem Pferd reifte die Idee. Doch Wamser wäre nicht Wamser, wenn er einfach blind losgelegt hätte. Er kaufte sich Pferde, bot zwei Jahre lang Ausflüge für Touristen an, wollte die Tiere besser kennen lernen. Zurück in der Heimat wanderte er durch ganz Deutschland, lernte die schönsten Seiten abseits der Straßen kennen.

im Great Divide Basin, WyomingWie viel ruhiger der Ritt auf dem Ross ist, zeigt ein Rechenbeispiel des Rauenbergers: „Was ich an einem Tag auf dem Motorrad an Distanz schaffe, dafür benötige ich mit dem Pferd zwei Monate“. In Argentinien ging die 30.000 Kilometer lange Reise schließlich 1994 los. Alaska sollte das Ziel sein. Einfach um ein grobes Ziel zu haben. Vier bis fünf Jahre waren angedacht, doch schnell war klar, dass die Zeit weder eingehalten wird, noch wichtig ist. Reich war Wamser nie. Im Vorfeld arbeitete er am Frankfurter Flughafen, sparte jeden Cent für die Reise. Zwischendurch kam er immer wieder in die Heimat, hielt Vorträge und füllte so die Kasse auf. „Geld ist nicht das Hauptproblem. Es ist eines von hundert Problemen. Und jedes muss man in den Griff bekommen. Wer viel Geld hat, kann so eine Reise noch lange nicht machen“, erklärt er. Geld spielte vor allem an den Grenzen eine große Rolle, denn Korruption ist in manchen Ländern an der Tagesordnung Geld. Wamser und sein Dickkopf spielten da nicht mit. Deswegen dauerte es manchmal Monate die Tiere über die Grenze zu bekommen, wo Autos und Motorräder in fünf Minuten eingereist sind.

Pressefoto_wildes_Kanada_Alaska_132006 wurde dann aus der Einsamkeit ein gemeinsames Abenteuer. Sonja Endlweber erfuhr von einem Vortrag in Wien, schrieb eine Email mit „Ich komme mit“ und war nach anfänglicher Skepsis von Wamser schon zwei Wochen später ohne Wohnung und Job, dafür aber mit auf der Tour. Eine gute Entscheidung für beide, die jetzt auch ein Paar sind. „Allein lernt man sich selbst gut kennen, das möchte ich nicht missen. Wenn es aber die richtige Partnerin ist, dann ist das Glück pur“, schwärmt Wamser. Beide sind sich aber einig: Aus Liebe zum Partner sollte man so eine Reise nicht mitmachen. Man muss es selbst wollen.

Um ihre Erlebnisse beneiden das Paar viele. Dabei ist es alles, aber sicher kein Urlaub. Ganz unterschiedliche Klimazonen, mal Zivilisation, mal über Monate kein Mensch und ganz viel Expeditionscharakter, Krankheiten – Urlaub geht anders. Die großen Tiere wie Büffel, Bären und Wölfe fürchten die Beiden dabei nicht. Es sind die ganz kleinen Tierchen, die die größte Gefahr darstellen. Ganz wichtig ist die Philosophie mit der Sonja und Günter ihre Reisen bestreiten. Es wird nichts vermisst, sondern über Dinge gefreut, die man hat. Eine Weisheit, die vielen in unserer Gesellschaft gut zu Gesicht stünde. Denn auch Neider finden sich im Netz, die ohne Grundlage Kritik üben – zum Beispiel an der Tierhaltung. „Wer sein Pferd über Tausende Kilometer durch jegliche Klimazonen bringt, der muss etwas richtig machen“, kontert Wamser mit Recht und das Paar ergänzt: „Die vier Pferde, unsere Hündin Leni und wir – wir sind ein Team! Nicht jeder Tag ist ein Spaziergang. Das macht so ein Tier auch so wertvoll. Nicht der Stammbaum. Unsere Tiere für uns mehr wert als Millionen. Wir sehen unsere Pferde als Weggefährten und nicht als Sportgeräte.“

Klar ist, die Beiden sind Inspiration. Presse-Anfragen aus aller Welt, Interviews für chinesische Zeitungen und vor allem Emails und Briefe von Menschen, die den letzten Mutmacher für eine ähnliche Reise suchen. Reich an Geld werden die zwei Abenteurer nie sein – mit wenig auskommen haben sie aber längst gelernt. Reich an Erfahrung sind dafür umso mehr. Erfahrungen und Erlebnisse, die ihnen keiner mehr nehmen kann und die kaum jemand im hektischen Alltag eines normalen Lebens je machen wird. Aufhören wollen sie mit den Reisen noch lange nicht. Neue Projekte sind in Planung, viele Vorträge stehen an. Einfacher wird es im Alter gewiss nicht. Das muss auch Günter Wamser schmunzelnd zugeben: „Mit 50 schläfst du nicht mehr so angenehm auf dem Boden, als mit 20!“ Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt. Bis es wieder in die Wildnis geht, kann Wamser sich neben Vorträge mal den Dingen widmen, die er dann doch manchmal vermisst: Seine Eltern, den lokalen Fußball und das deutsche Brot.

Hier können Sie den Vortrag „Argentinien bis Alaska“ live erleben:

21.11.2015 – 19.30 Uhr – Buchen – Konzerzsaal
22.11.2015 – 18.00 Uhr – Tauberbischofsheim – Gemeindehaus St. Bonifatius
23.11.2015 – 19.30 Uhr – Dertingen – Mandelberghalle
26.11.2015 – 19.30 Uhr – Walldürn – Alter Schlachthof
27.11.2015 – 19.30 Uhr – Kreuzwertheim – Dreschhalle
29.11.2015 – 12.30 Uhr – Erlenbach – Kinopassage
01.12.2015 – 19.30 Uhr – Marktheidenfeld – Pfarrheim St. Laurentius
02.12.2015 – 19.30 Uhr – Karlstadt, Pfarrsaal „Zur Hl. Familie“
03.12.2015 – 19.30 Uhr – Bürgstadt – Mittelmühle
05.12.2015 – 20.00 Uhr – Aschaffenburg – Stadthalle
06.12.2015 – 18.00 Uhr – Bad Mergentheim – Dorfgemeinschaftshaus Neunkirchen

Weitere Infos, Preise und Vorverkaufsstellen und www.abenteuerreiter.de.

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