Medizinische Fachtagung erreichte zahlreiche Fachkräfte

Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Multiresistenten Erregern gegeben

Eine Fachveranstaltung für medizinisches Personal zum Umgang mit Multiresistenten Erregern (MRE) fand jetzt im großen Kursaal in Bad Mergentheim statt. Das Gesundheitsamt des Landratsamtes Main-Tauber-Kreis sowie der Verein für Gesundheitsbildung „Bad Mergentheimer Modell“ e.V. hatten in Kooperation mit dem MRE-Netzwerk Baden-Württemberg und dem Gesundheitsnetzwerk Main-Tauber Fachvorträge und einen kollegialen Austausch angeboten.

Der Begriff MRE ist eine Abkürzung für resistente oder auch mehrfach resistente Erreger. Darunter versteht man Bakterien, die eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika aufweisen. Wenn diese Erreger an Infektionen beteiligt sind, kann dies zu schwerwiegenden Problemen bei der Krankenversorgung sowie in der Pflege führen.

Bei der Fachveranstaltung im Rahmen der Kommunalen Gesundheitskonferenz wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von stationären Einrichtungen, ambulanten Pflegediensten, des Rettungsdienstes oder Physiotherapeutinnen und -therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzte aus dem gesamten Main-Tauber-Kreis angesprochen. Aufgrund der Veranstaltung soll zukünftig eine noch fachkundigere Versorgung und Aufklärung von betroffenen Patienten und Angehörigen möglich sein. So soll zur Patientensicherheit und öffentlichen Gesundheit im Main-Tauber-Kreis beigetragen werden.

Heinz-Joachim Kuper, Vorsitzender des Vereins für Gesundheitsbildung „Bad Mergentheimer Modell“ e.V. zeigte sich zunächst von der großen Resonanz auf die Veranstaltung begeistert und erläuterte kurz die Arbeit des Vereins.

Dr. Heiner Thierolf, Leiter des Gesundheitsamtes, führte anschließend mit seinem Vortrag „MRE aus Sicht des Gesundheitsamtes“ in die Thematik ein. Er erläuterte die rechtlichen Grundlagen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG). Insbesondere stellte Dr. Thierolf klar, dass resistente Mikroorganismen gegenüber Desinfektionsverfahren keinen Unterschied zu Mikroorganismen ohne Antibiotikaresistenz zeigen. Deshalb kommt insbesondere der Händedesinfektion eine so hohe Bedeutung zu.

Anschließend wurde das Screening bei Patienten nach definierten Risikofaktoren der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) dargestellt und die klinische Bedeutung und Prävention der Weiterverbreitung von MRE erläutert. Der Begriff 4MRGN bezeichnet die Eigenschaft der Resistenz bzw. Nicht-Empfindlichkeit gegenüber allen vier Antibiotikagruppen. Danach wurde der MRE-Überleitbogen bei Keimträgerschaft mit multiresistenten Erregern vorgestellt und seine Wichtigkeit an den Schnittstellen der medizinischen Versorgung dargelegt.

Als weitere Referentinnen und Referenten konnten mit Dr. Barbara Eisenhauer, Dr. Bernhard Lippmann-Grob, Stephanie Bückner, Dr. Wilhelm Freiherr von Lamezan, Swantje Popp, Stephanie Hübscher und Sebastian Gerstenkorn versierte Fachkräfte gewonnen werden, die über MRE in ihren Fachgebieten sprachen. Die klinische Bedeutung von MRE wurde erläutert und die Thematik aus Sicht der Krankenhäuser, des Rettungsdienstes, der Pflegeeinrichtungen sowie der Hausärzte betrachtet. Dr. Beate Kötter-Wenz vermittelte zudem auch Informationen über MRE in der Tiermedizin.

Zunächst wurden die Ergebnisse des MRE-Screenings vor Ort dargestellt. Danach wurde auf die große Bedeutung der allgemeinen Hygienemaßnahmen beim Umgang mit Patienten bzw. Bewohnern mit MRE und insbesondere auf die Händedesinfektion hingewiesen. Darüber hinaus sollte eine antibiotische Therapie nur bei entsprechender Indikation erfolgen, da Antibiotika primär nicht bei viralen Infektionen eingesetzt werden sollten. Danach wurde aus den Pflegeeinrichtungen dargelegt, dass eine unnötige Isolation von betroffenen Patienten bzw. Bewohnern möglichst vermieden werden soll. Die Entscheidung darüber erfordert stets eine Einzelfallbeurteilung. Eine Sanierung von mit MRSA besiedelten Patienten sollte soweit möglich erfolgen, und der MRE-Überleitbogen sollte im Main-Tauber-Kreis flächendeckend eingesetzt werden.

Dr. Heiner Thierolf und Heinz-Joachim Kuper zeigten sich beeindruckt über die Expertise der Referenten. Auch die interessierten Fragen der Teilnehmer belegten, welch hohen Stellenwert der Umgang mit MRE in der täglichen Praxis in allen medizinischen Professionen und Pflegeberufen hat. Persönliche Schutzmaßnahmen bei Kontakt zu Patienten bzw. Bewohnern mit MRE oder die Frage einer ordnungsgemäß durchgeführten Händedesinfektion beschäftigten das Publikum. So ziehen die Verantwortlichen ein durchweg positives Fazit und beurteilen die Fachtagung als „überaus gelungen“.

INFO
Das MRE-Netzwerk verfolgt das Ziel, die Weiterverbreitung Multiresistenter Erreger im Main-Tauber-Kreis zu bekämpfen. Seit seiner Gründung im März 2014 hat es sich bereits etabliert. Aufgrund zunehmender Fallzahlen – auch im Main-Tauber-Kreis – ist eine gemeinsame Strategie zur Prävention der Weiterverbreitung Multiresistenter Erreger notwendig. MRE stellen ein gravierendes Problem in Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie der Alten- und Langzeitpflege dar. Daher wird im MRE-Netzwerk unter anderem die aktuelle Resistenzlage in der Region erörtert und werden Handlungsempfehlungen weitergegeben. Daneben wird die Zusammenarbeit in der Versorgung der Betroffenen vor dem Hintergrund der Schnittstellenproblematik verbessert. Dies gilt insbesondere beim Übergang zwischen stationärer und ambulanter Versorgung durch den Einsatz gezielter Präventionsmaßnahmen. Zielgruppe des MRE-Netzwerkes sind alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens.

 

Interessierte Zuhörer im Plenum der medizinischen Fachtagung: Im großen Kursaal in Bad Mergentheim drehte sich kürzlich alles um die Problematik „Multiresistente Erreger“. Foto: Landratsamt Main-Tauber-Kreis / Dr. Caner Takur

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