Hohe Konzept-Förderung für eine Mobilitäts-Drehscheibe inklusive Entwicklung der Zehntscheune
Bad Mergentheim (RED). Die Stadt Bad Mergentheim hat von der Bundesregierung den Förder-Zuschlag bekommen, um in Markelsheim ein Pilot-Konzept zu entwickeln: den Umbau der historischen „Zehntscheune“ zum multifunktionalen Begegnungshaus mit nachhaltigen Mobilitätsangeboten. Die entsprechende Förderskizze hatte die Stadt unter dem Arbeitstitel „Kooperatives Mobilitätskonzept Markelsheim“ – kurz KoMM – eingereicht. Innerhalb eines Jahres soll dieses Konzept mit breiter Bürgerbeteiligung erarbeitet werden. Auch hauptamtliche Unterstützung in Form einer zunächst befristeten Vollzeitstelle ist bei einer solchen „LandStation“ vorgesehen.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) gefördert. Mit dem BULEplus unterstützt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft Projekte, die Vorbildcharakter haben und Impulse für ländliche Regionen in ganz Deutschland geben. Die für Markelsheim berechneten Gesamtkosten von knapp 100.000 Euro werden zu drei Vierteln – also mit rund 75.000 Euro – vom Bund bezuschusst.
Der Bewerbung Bad Mergentheims hatten im Vorfeld der Markelsheimer Ortschaftsrat und die städtischen Gremien zugestimmt. Die Umsetzung steht noch unter dem Vorbehalt der endgültigen Gemeinderats-Zustimmung am 26. September. Wenn aus dem Rat grünes Licht kommt, soll die benötigte Stelle ausgeschrieben werden.
Ziel ist es, gemeinsam mit den Markelsheimerinnen und Markelsheimern sowie weiteren Beteiligten aus Stadt und Region ein tragfähiges Konzept für die Kombination einer Mobilitätsstation mit einem Mehrfunktionshaus auf die Beine zu stellen. Der vorgesehene Ort dafür ist die Zehntscheune mit ihrem Umfeld. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1756 ist sanierungsbedürftig. Die umgebenden Freiräume werden bisher nicht mit ihrem ganzen Potenzial genutzt. Der Wunsch nach Aufwertung und multifunktionaler Nutzung der Zehntscheune war auch aus der Bürgerschaft heraus in der Vergangenheit vielfach bekräftigt worden. Mit der „KoMM“-Vision besteht nun die Möglichkeit, einen Raum zu planen für Veranstaltungen, Begegnung und bürgerschaftliches Engagement. Zu den ersten Ideen gehören auch Funktionen wie Café oder Vinothek sowie der Verkauf von Markelsheimer Spezialitäten. Konkret festgelegt werden solche Konzept-Inhalte jedoch erst im Beteiligungsprozess, der unter anderem vier Bürgerwerkstätten umfasst.
Die Zehntscheune als Mehrfunktionshaus würde außerdem die Schnittstelle zur Mobilitätsstation bilden. Diese umfasst ein ganzes Bündel an Angeboten, die nicht nur die Mobilität der Markelsheimer Bürgerschaft, sondern auch die ihrer touristischen Gäste spürbar verbessern könnte. Denkbar sind unter anderem der Verleih von Elektroautos und E-Bikes, eine Ladeinfrastruktur für Fahrräder und Fahrzeuge, eine Reparaturstation und Schließfächer. Daneben schlägt die erste Projektskizze eine barrierefreie Bushaltestelle vor, die Organisation von Fahrgemeinschaften und einen Anschluss an den perspektivisch von der Stadt geplanten Bedarfs-Nahverkehr.
„Zusammengefasst geht es darum: Wir wollen in Markelsheim Mobilitätsangebote vernetzen, bündeln und sichtbar machen – an einem Ort, der die Menschen zusammenbringt“, sagt Oberbürgermeister Udo Glatthaar, der sich sehr über den Erfolg des Förderantrages freut. Das Programm sei ideal für Markelsheim, weil es Lösungen für gleich zwei aktuelle Herausforderungen aufzeige und vorantreibe: „Wir bekommen ein fundiertes Sanierungs- und Nutzungskonzept für die Zehntscheune und geben darüber hinaus zeitgemäße Antworten auf Mobilitätsfragen im ländlichen Raum.“
Zudem unterstreiche die Stadt mit ihrer Initiative, dass sie die Teilorte in die strategischen Ziele des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes 2040 sowie der Landesgartenschau 2034 stark einbinde, so OB Udo Glatthaar.
„Die Zehntscheune im historischen Fronhof ist für Markelsheim ein ortsbildprägendes Gebäude von großer geschichtlicher Bedeutung“, erklärt Ortsvorsteher Andreas Lehr. „Durch die Planungen und Umbaumaßnahmen soll das Gebäude nun auch für Veranstaltungen nutzbar gemacht werden und zu einem echten Aushängeschild für den Veranstaltungsbereich im Weinort werden. Das Förderprogramm ermöglicht es zudem, die Themen einer vernetzten Einbindung des Areals im Orts- und Stadtgebiet, Fragen der Mobilität und der Schaffung moderner Treffpunkte für die Bürgerschaft in die Planungen einzubeziehen. Die Erkenntnisse sollen dabei auch als Vorlage für vergleichbare Projekte im Stadtgebiet dienen.“ Für Markelsheim als Wein- und Erholungsort und für den Tourismus im gesamten Stadtgebiet sei das Projekt „eine große Chance und die Förderung ein echter Glücksfall“, bekräftigt der Ortsvorsteher.
Stadtplanerin Kathrin Herz, die die Bewerbung federführend koordiniert hat und das Projekt leitet, ergänzt: „Die Markelsheimerinnen und Markelsheimer haben nun mit dem Kooperativen Mobilitätskonzept die großartige Chance, eine passgenaue kulturelle, soziale und touristische Anlaufstelle für Einheimische und Gäste zu konzipieren. In Kombination mit den Mobilitätsangeboten trägt das Vorhaben nicht nur zur Daseinsvorsorge bei, sondern verbessert die Erreichbarkeit vor Ort. Damit kann Markelsheim noch lebenswerter werden.“
Im Sommer nächsten Jahres soll das Konzept bereits stehen. Diesen dicht getakteten Zeitplan gibt nicht zuletzt der Bund als Fördermittel-Geber vor. Im Anschluss an die Konzeptphase besteht die Möglichkeit, eine weitere Förderung von bis zu 36 Monaten im Rahmen einer Initialisierungsphase zu beantragen.
Vorbehaltlich, dass der Gemeinderat positiv zustimmt und anschließend die Stelle erfolgreich besetzt werden kann, soll die erste Bürgerwerkstatt so bald wie möglich stattfinden. Der Termin wird rechtzeitig bekannt gegeben. Schon jetzt ruft die Stadt vor allem die Markelsheimer Bürgerschaft zur aktiven Beteiligung auf.
BILDUNTERZEILE: In Markelsheim soll ein fundiertes Gesamtkonzept die Sanierung und Nutzung der Zehntscheune in Verbindung mit einer zeitgemäßen Mobilitätsstation aufzeigen.
Bild: Stadt Bad Mergentheim