Ein Blick in die Römerzeit vor etwa 1800 Jahren

Blick vom Aussichtshügel über den Römerpark

 

RUFFENHOFEN. Auf Grund der Kenntnisse um die historische Vergangenheit des Hesselbergraumes in Bezug auf die Römerzeit und der Tatsache, dass unweit der höchsten Erhebung Mittelfrankens einst ein Römerkastell betrieben worden war, befasste man sich immer wieder mit dem Gedanken, diesen reichhaltigen Erfahrungsschatz für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Oktober 2012 konnte dieses Vorhaben mit der Eröffnung des Limeseums bei Ruffenhofen im Grenzbereich der Gemeinden Weiltingen und Wittelshofen verwirklicht werden.

 

Um die Planungen vor der Verwirklichung dieses Vorhabens auf eine fundierte Basis zu stellen, gründeten die drei kleinen Gemeinden Gerolfingen, Wittelshofen und Weiltingen im Jahr 2001 den Zweckverband „Römerkastell Ruffenhofen“. Ab dem folgenden Jahr wurden die fachlichen Planungen dann durch einen eigenen Archäologen begleitet. Durch das Amt für Ländliche Entwicklung Mittelfranken begann man mit dem Ankauf der notwendigen Flächen.

Helle Räumlichkeiten laden zum Rundgang ein

Zum Schutz des seit der Römerzeit vorhandenen Bodendenkmals bei Ruffenhofen wurden 2003 insgesamt 36 Hektar landwirtschaftlicher Fläche in Dauergrünland umgewandelt. Zur Visualisierung des ehemaligen Kastells begann man ein Jahr später mit der Anpflanzung von Hecken und der Aufstellung von Hinweisschildern. Schon im Oktober 2004 konnte ein temporäres Museum im Weiltinger Rathaus eröffnet werden. Im Sommer 2005 begann man mit archäologischen Ausgrabungen an der westlichen Kastellumwehrung und es reiften erste Planungen für einen Museumsbau an der Römerparkfläche. Mit der Gründung des Fördervereins Römerpark Ruffenhofen konnte im Folgejahr erstmals ein Nutzungskonzept einschließlich des Beginns eines denkmalgerechten Wegebaus umgesetzt werden. 2007 konnten erste eigene museumspädagogische Angebote im Weiltinger Römerparkmuseum offeriert werden und mit der Bepflanzung und der sanften Renaturierung des Denzenbachs konnte das geplante Nutzungskonzept weiterverfolgt werden. So wurde ein Aussichtshügel oberhalb des visualisierten Kastells bereits 2008 fertig gestellt. Nur ein Jahr später war die Monografie „Römisches Ruffenhofen – Entdeckungen am Welterbe Limes“ fertig.

Gleichzeitig wurde im Rahmen eines internationalen Workcamps mit der Anlage eines Labyrinths und der Schaffung neuer Rückzugsmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere begonnen. 2010 war ein Mini-Kastell fertig und es wurde mit der Modellierung der Gräben begonnen. Gleichzeitig fing man mit dem Aufstellen erster Abgüsse römischer Steindenkmäler und der Visualisierung eines Gräberfeldes an. Hinsichtlich der Verwirklichung des Limeseums lobte man einen europaweiten Architektenwettbewerb aus und bekam die Zusage für Fördermittel von Bund und Land. Ein großer Tag war dann am 25. Juli 2011 der Spatenstich für das geplante Limeseum; bereits am 9. Dezember konnte das Richtfest gefeiert werden. Nach dem Umzug der Römerparkverwaltung im Juli 2012 in das neue Limeseum konnte selbiges nach der Schließung des vorübergehenden Museums in Weiltingen am 12. Oktober 2012 endlich feierlich eröffnet werden. Seitdem erfreut man sich über einen großen Besucherzuspruch und regelmäßige Ausstellungen zu verschiedenen Themen begleiten das Museumsangebot. In den folgenden Jahren wurde durch Events, Aktionstage, museumspädagogischen Angeboten, Sonderausstellungen und Vorträgen an der weiteren Belebung von Museum und Römerpark gearbeitet. Mit verschiedenen Versuchen und wissenschaftlichen Bohrungen wurde die experimentelle Archäologie parallel dazu weiter ausgebaut. Der rund 3,9 Millionen Euro teure Rundbau des Museums schmiegt sich richtiggehend an seine umgebende Landschaft direkt unterhalb des Hesselberges an. Beim Ausstellungsrundgang durch das Gebäude steigen die Besucher kontinuierlich um drei Prozent höher, bis diese aus einem Panoramafenster auf das bepflanzte Kastell des Römerparks blicken können. Die im Museum untergebrachte Dauerausstellung informiert vor allem über die drei Welterbebestandteile Limeslinie, das Kastell sowie die Zivilsiedlung von Ruffenhofen.

Die Kastellanlage im Modell

 

Sonderpreis für das Museum

 

Im Foyer empfängt Sibylle Weber die Gäste

Dargestellt werden neben Funden aus der Umgebung auch einige Exponate vom Kastell Dambach bei Ehingen. Dabei ist einer der Schwerpunkte die Holzerhaltung, für welche die Limesstrecke im Landkreis Ansbach besonders bekannt ist. 2013 wurde das Limeseum mit seinem Römerpark anlässlich des Bayerischen Museumstages mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Inzwischen wurde das gesamte dazugehörige Areal für den Tourismus erschlossen. Im Museum begleitet der Kastellsoldat „December“, dessen Name für Ruffenhofen authentisch belegt ist, den Besucher. December hatte seinen Namen in seinen Helm eingepunzt. An mehreren Stationen des Limeseums tritt er deshalb als Sprecher in einer Hörstation oder auch visuell als Schauspieler auf und gibt somit einen Einblick in den Alltag am Kastell und Vicus. Neben dem Kastellsoldaten dienen auch rote Vitrinen, die mit Leitfunden bestückt wurden, als roter Faden im Museum. Bei einem Rundgang stechen diese durch ihre rote Farbe im sonst weiß gehaltenen Limeseum heraus und dienen zur Orientierung bei den Themen an den einzelnen Stationen. Sowohl das Kastell als auch der angrenzende Vicus wurden für einen Museumsfilm in Zusammenarbeit mit Archäologen und Wissenschaftlern vollständig digital rekonstruiert. Das Limeseum ist heute das zentrale Museum zum Welterbe „Limes“ im Landkreis Ansbach. Der Besuch des barrierefreien

Alte Holzfundstücke aus der Umgebung

Baus lohnt schon allein wegen der beeindruckenden Aussicht. Die vielfältigen Bereiche des römischen Lebens an der Grenze, die Geschichte des Kastells und der Zivilsiedlung werden hier detailliert gezeigt und erläutert. Der Bezirk Mittelfranken und der Landkreis Ansbach fördern die drei Trägergemeinden im Zweckverband mit zusammen rund 3700 Einwohnern mit einer jährlichen Zuwendung von bis zu 40.000 Euro. Damit ist es gelungen, die frühere museale Lücke zwischen den bedeutenden Häusern in Weißenburg und dem baden-württembergischen Aalen auf eine Art zu füllen, die beide Nachbareinrichtungen auf eine besondere Weise ergänzt, so Dr. Matthias Pausch, der Leiter der Einrichtung. In dem lichtdurchfluteten Gebäude in Ruffenhofen sind neben dem eigentlichen Museum eine Sonderausstellungsfläche, ein Mehrzweckraum, Fachbibliothek, Funddepot und Büros untergebracht. Bei der gesamten Museumsplanung in Ruffenhofen war es das erklärte Ziel, ein in sich stimmiges Konzept zu vermitteln. Dies bedeutet, dass alle wesentlichen Darstellungen zu Ruffenhofen und zum Limes den Gegebenheiten der Zeit um 200 nach Christus entsprechen. Dem Bildungsauftrag folgend werden auch pädagogische Programme insbesondere für Schulklassen angeboten. Das Limeseum entstand in erster Linie aus Gründen der Denkmalsvermittlung. Die Funde stehen dabei weniger im Mittelpunkt als der Gesamtzusammenhang des römischen Lebens an dem historischen Wall im südlichen Landkreis Ansbach. Von Beginn an war es das Ziel, ein Museum zu gestalten, welches möglichst viele unterschiedliche Besuchergruppen und –interessen anspricht. Insbesondere mit dem Baubeginn für Gebäudeteile für einen römischen Garten in Kooperation mit der „Jugendbauhütte Regensburg“ laufen Überlegungen und Planungen, den Römerpark in die kleine bayerische Landesgartenschau im nahen Wassertrüdingen einzubinden, welche dort im Jahr 2019 stattfindet. Auch eine Außenstelle der Gartenschau ist dann unter Umständen angedacht.

Der Limes verlief quer durch Süddeutschland

Info: Nach der kleinen Winterpause sind das Limeseum und der Römerpark ab dem 7. Januar 2018 jeweils von Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr und samstags, sonntags sowie jeweils an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Montags (außer an Feiertagen) ist das Museum geschlossen.

 

Text & Fotos: Heinz Meyer

 

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