Distelhausen. 3D-Druck, Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), 360 Grad oder Robotik – viele aktuelle Neuerungen rund um digitale Medien kommen derzeit auch in den Schulen an. Das Kreismedienzentrum (KMZ) in Distelhausen hat deshalb Lehrerinnen und Lehrer aus der Region eingeladen, die neuen Techniken und deren Einsatzmöglichkeiten an der Schule kennenzulernen und selbst zu erleben. Referenten aus ganz Baden-Württemberg stellten am vergangenen Mittwoch ihre Technologieprojekte in den Räumen des KMZ vor und berichteten von ihren Erfahrungen. Anschließend bestand ausgiebig Gelegenheit für das Sammeln eigener Erfahrungen und Gespräche mit den Fachleuten.
Die Medienwerkstatt war bis auf den letzten Platz besetzt. Ulf Neumann, Leiter des Kreismedienzentrums, verwies die interessierten Kolleginnen und Kollegen aller Schularten auf die wichtiger werdende Rolle der Medienzentren in der Medienbildung und die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten für die Schulen im Kreis. Ergänzend zu den Angeboten direkt in den Schulen soll künftig am KMZ auch ein so genannter „Maker Space“ mit Audio- und Video-Studio, 3D-Drucker und VR-Angeboten den Schulen im Kreis für eigene Projekte zur Verfügung stehen. Sämtliche Räume im Kreismedienzentrum waren mit unterschiedlicher Technik bestückt, die zum Ausprobieren und Experimentieren einlud, so dass die Lehrerinnen und Lehrer aktiv in die virtuellen Welten einsteigen und abtauchen konnten.
Im Rahmen der Digitalstrategie Baden-Württembergs wird die Integration von neuen Technologien in Unterricht und Schule unterstützt. Irmi Mühlhuber, Projektleiterin „3D erleben“ am Landesinstitut für Schulentwicklung (LS) in Stuttgart, stellte zunächst die verschiedenen Konzeptionsaufträge des Kultusministeriums vor, mit denen zum Beispiel der Einsatz von 3D-Druckern, 360-Grad-Kameras und VR/AR-Systemen erprobt werden soll. Erste Ergebnisse und beispielhafte Unterrichtsmaterialien liegen bereits vor. Derzeit werden Schulen und Medienzentren im ganzen Land aufgerufen, sich für eines der „Leuchtturmprojekte“ zu bewerben.
Aus Rastatt war Dr. Simon Maria Hassemer angereist, der von seinen Erfahrungen mit der Einrichtung eines VR-Erlebnisraumes an seiner Schule berichten konnte. Er stellte die Vorzüge und Einsatzmöglichkeiten virtueller Umgebungen im Unterricht dar. Dabei merkte er jedoch auch kritisch an, dass es noch zu wenig auf Schule spezialisierte Lernumgebungen gebe, um jetzt schon einen verbreiteten Einsatz der Systeme an Schulen zu empfehlen. Hierfür seien gerade Medienzentren als Versuchslabore und Ideenschmieden geeignet.
Von vielfältigen Projekten der Hardbergschule in Mosbach berichteten Schulleiter Simon Pfeiffer und Konrektor Tilo Bödigheimer. Mit ihren Schülern wurde ein virtueller Rundgang durch die Mosbacher Altstadt ebenso gestaltet wie der Besuch einer KZ-Gedenkstätte, die sonst mit Schülern nur schwer zu erreichen wäre. Darüber hinaus stellten die Referenten vor, wie die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe des Spiels „Minecraft“ und großem Eifer zunächst ihr Schulgebäude und später Gebäude aus der Altstadt vermessen und nachgebaut haben, um die virtuellen Modelle anschließend per 3D-Drucker auszudrucken. Für solche Einsätze stehen nun an den Medienzentren die passenden Geräte bereit, in Künzelsau beispielsweise auch ein Food-Printer für Druckergebnisse aus Schokolade.
Wie sich die Wirklichkeit per AR für den Unterricht digital anreichern lässt, stellte Sabine Strauss vom Medienzentrum Pforzheim/Enzkreis eindrücklich dar. So sind bereits erste Schulbücher mit dreidimensionalen Darstellungen und Animationen auf dem Markt. Auch der menschliche Körper und seine Organe können so erkundet werden. Beeindruckend sind auch virtuelle „Zeitreisen“ zum Beispiel zum Kölner Dom im Mittelalter oder eine gemeinsame Exkursion mit der ganzen Klasse mit „Google Expeditionen“ durch die Innenstadt von Rom. Dabei weist der Lehrer oder ein Schüler als „Tourguide“ auf die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Dadurch sei eine viel stärkere Konzentration und damit auch höherer Lerneffekt bei den Schülern erreichbar.
In einem weiteren Raum konnten die Teilnehmer schließlich verschiedene Roboter und deren Programmierung erkunden. Tobias Endres, medienpädagogischer Berater am KMZ, stellte einfache, über Tasten programmierbare Bodenroboter ebenso vor wie komplexe und über einfache Programmiersprachen gesteuerte Geräte. Mit solchen grafischen Blöcken können schon Grundschüler auch in virtuellen Umgebungen Figuren steuern und einfache Spiele programmieren. kmz
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Tilo Bödigheimer aus Rastatt stellt Lehrern aus dem Kreis vor, wie seine Schüler mit Hilfe von „Minecraft“ und 3D-Druck Häuser nachbauen. Foto: Kreismedienzentrum / Ulf Neumann