Lea Wertheim wird geschlossen

Wertheim. Das Land Baden-Württemberg wird die Kapazitäten seiner Erstaufnahmeeinrichtungen deutlich reduzieren. Zu den Standorten, die geschlossen werden sollen, zählt auch die Lea Wertheim. Das hat Innenminister Strobl in Stuttgart bekannt gegeben. Oberbürgermeister Stefan Mikulicz erwartet nun vom Land einen raschen Vorschlag für die Nachfolgenutzung. Und angesichts der über 100 Arbeitsplätze  appelliert er an die Verantwortlichen, die Mitarbeiter jetzt nicht im Regen stehen zu lassen.

Das Konzept des Innenministers, das vom Kabinett noch beschlossen werden muss, sieht vor, die Zahl von derzeit 34.000 Erstaufnahmeplätzen bis 2020 schrittweise auf 8.000 Plätze zu reduzieren. Vier Landeserstaufnahmeeinrichtungen sollen langfristig erhalten bleiben, und zwar in Karlsruhe, Ellwangen, Sigmaringen und Freiburg. Auf der Liste der Standorte, die man möglichst schnell schließen will, stehen neben Wertheim die Standorte Sasbachwalden (Ortenaukreis), Mannheim (Hammonds Barracks), Hardheim, Stuttgart (Ehmannstraße), Bad Saulgau (Landkreis Sigmaringen), Rottenburg-Ergenzingen, Ulm (Bleidorn-Kaserne) sowie die Leichtbauhallen auf dem Sportplatz der ehemaligen Polizei-Akademie in Freiburg. Andere Standortschließungen sollen nach und nach, zwischen 2017 und 2019, folgen.

Die Erstaufnahmeeinrichtung in Wertheim war im September 2015 zunächst zur Notaufnahme von Flüchtlingen in Betrieb gegangen. Im November erreichte sie mit über 1.000 Menschen die höchste Belegung. Seit dem Frühjahr war die Zahl der Bewohner kontinuierlich zurückgegangen, aktuell sind es 125.

Wertheims Oberbürgermeister Stefan Mikulicz gab zu der Ankündigung des Innenministers folgende Stellungnahme ab:

„Angesichts der zurückgehenden Flüchtlingszahlen ist es nachvollziehbar, dass das Land die Kapazitäten der Erstaufnahme reduziert und dabei auf peripher gelegene Standorte verzichtet. Allerdings erwarte ich vom Land nun auch einen raschen Vorschlag für die Weiternutzung. Ich habe schon vor Monaten angeregt, im Falle einer Schließung der EA Wertheim diesen Standort als Bildungseinrichtung für die Landespolizei zu reaktivieren. Er ist dafür hervorragend geeignet, und die vorhandene Liegenschaft kann sicher mit überschaubarem Aufwand dafür nutzbar gemacht werden. Mit unseren eigenen Bemühungen um Ansiedlung einer Hochschule sind wir nicht vom Reinhardshof-Areal abhängig. Um es ganz deutlich zu sagen: Das Land muss nun Farbe bekennen und liefern. Sonst stehen wir wieder da, wo wir vor über einem Jahr schon einmal standen: Eine sehr gut funktionierende Nutzung – damals die Akademie der Polizei – wird aufgegeben ohne Idee und Plan für eine adäquate Nachfolgeeinrichtung. Wenn ich an die Anfänge der EA Wertheim zurück denke, bin ich immer noch stolz und dankbar, wie Wertheim diese Herausforderung bewältigt hat. Das großartige Engagement der Hilfsorganisationen und der Ehrenamtlichen in der Phase der Notaufnahme ist unvergessen. Inzwischen haben die Mitarbeiter von Regierungspräsidium, Wohlfahrtverbänden und EHC sehr gute Strukturen aufgebaut und leisten als gut eingespieltes Team hervorragende Arbeit. Sie alle tun das mit viel Herzblut. Auch das bürgerschaftliche Engagement hält an. Es ist einfach gut zu wissen, dass die vielen Zuflucht suchenden Menschen in Wertheim gut aufgenommen wurden und sich hier wohl fühlen konnten. Ich danke der EA-Leitung und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz. Der drohende Verlust von über 100 Arbeitsplätzen schmerzt. Hier appelliere ich an das Land und alle Verantwortlichen, die Beschäftigten jetzt nicht im Regen stehen zu lassen, sondern darauf hinzuarbeiten, dass sich aus der Nachfolgenutzung der Landesliegenschaft auch berufliche Perspektiven für die Mitarbeiter ergeben.“

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