Kultur zu Hause? Theater in Zeiten von Corona

Das Landestheater Dinkelsbühl hält sich zu Hause fit fürs Publikum

Dinkelsbühl. Eigentlich würde im Theaterhaus im Spitalhof derzeit viel über französisches Essen und Liebe nachgedacht werden. Seit Ende März sollten die Proben für „Monsieur Claude und seine Töchter“ laufen – doch nun ist in der Corona-Pandemie alles anders. „Bis einschließlich 19. April sind vom Ministerium alle Proben und Theateraufführungen untersagt“, teilt Intendant Peter Cahn mit. „Während andere im Homeoffice arbeiten können, ist das für uns nicht möglich.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler sind aufeinander angewiesen für das Theatererlebnis.“ Der Kontakt werde jedoch wie bei vielen über Telefon und Internet aufrecht erhalten. Was daheim getan wird, erfährt man auf Nachfrage bei Pressereferentin Johanna Müller. „Natürlich sind da immer die Fragen, werden wir spielen dürfen und wie geht es weiter. In der Zwischenzeit aber leben viele ihre kreative Ader von Hause aus.“

Claudia Roth hält sich fit,  Foto: Privat

Darstellerin Claudia Roth macht es vor – Dehnübungen, Yoga und Beweglichkeit kann die ausgebildete Musicaldarstellerin schließlich auch im heimischen Wohnzimmer trainieren. Ihre Kollegin Katharina Felling trifft es nicht ganz so gut. Sie war für die Proben noch vor der Ausgangsbeschränkung nach Dinkelsbühl gereist. Die gebürtige Wienerin sitzt nun im Gästezimmer des Theaters fest.

Katharina Felling singt, Foto: Privat

Wenig Gepäck und nicht den ganzen Bücherschrank dabei muss Katharina Felling länger überlegen. Da sie leidenschaftlich gerne singt, kann sie ihrer Passion nachgehen. Aufnehmen und Schneiden der Songs sind heute auch von unterwegs aus möglich – was dabei herauskommt, kann man unter anderem auf Youtube und der Facebook-Seite des Theaters entdecken.

Bernhard Schnepf näht, Foto: Johanna Müller

Schauspieler Bernhard Schnepf hingegen hat schon alle Texte gelernt und betätigt sich nun an der Nähmaschiene. Gelernt hat der gebürtige Traunsteiner das Handwerk als Jugendlicher, als die Großmutter ihn anstachelte. Auf dem Küchentisch sind nach allen Heimtextilien nun Mund- und Nasenschutz dran. „Die Stoffreste kann man ausgezeichnet vernähen. Auch wenn es kein medizinischer Atemschutz ist, schützt es doch die anderen, sollte man erkrankt sein.“ Familie und Freunde wurden bereits versorgt.

Intendant Peter Cahn bei der Planung der nächsten Spielzeiten, Foto: Johanna Müller

Intendant Peter Cahn ist derweil mit seiner Frau, der Schauspielerin Margarit Ziellenbach-Cahn, zu Hause vor allem mit Erziehung beschäftigt. „Unsere beiden jüngsten Kinder müssen jeden Tag Schulaufgaben erledigen und nicht immer weiß man als Vater gleich Rat.“ Doch für Peter Cahn ist die Pandemie auch Zeit, um zu überlegen, wie die nächsten Spielzeiten aussehen sollen. „Endlich ist Zeit zum Lesen. Wobei das Nachdenken über den  Sommer es schwerer macht.“ Die Sommerfestspiele 2020 sind momentan ungewiss. Den großen Vorteil, dass bereits zwei Stücke fertig geprobt und inszeniert wurden, möchte er nutzen. „Sobald Theater wieder geöffnet werden dürfen, können wir spielen!“ Seine Inszenierung von „Pension Schöller“ und das Kinderstück „Der kleine Vampir – Das Musical“ (R: Jürg Schlachter) sind gut nachgefragt gewesen, bevor Corona kam. „Wenn das Publikum zu uns hält und nach langer Zeit allein zu Hause endlich wieder draußen gemeinsam etwas genießen kann, sind wir da. Wir wollen unbedingt spielen! Aber natürlich nur, wenn niemand dadurch gefährdet wird.“ Das Ensemble pflichtet via Internet bei. Die Sehnsucht nach der Bühne hört letztlich eben nie auf – wer einmal auf den Brettern stand, die die Welt bedeuten, will dort wieder hin. Nach den Beschränkungen und der Enge umso mehr.

Es lebe die Kunst!

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