Main-Tauber-Kreis. Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises will das konzentrierte Schulangebot für Fleischer und Bäcker an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim erhalten. In einer Resolution spricht er sich gegen die vom Kultusministerium vorgesehene Schließung des Lehrangebots für Fleischer und Fleischereifachverkäufer zum Schuljahr 2020/2021 aus.

Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises, vertreten durch die Fraktionsvorsitzenden und die weiteren im Kreistag vertretenen Parteien, hat sich einstimmig für die Erhaltung des Schulangebots für Fleischer und Bäcker sowie deren Fachverkäufer an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim ausgesprochen. Die in diesem Sinne verfasste Resolution „wird auch von mir vorbehaltlos mitgetragen“, erklärt Landrat Reinhard Frank. Er hat die Willenserklärung des Gremiums an Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann weitergeleitet und beantragt, das betreffende Schulangebot dauerhaft an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim zu belassen.

 

Die Resolution des Kreistags hat folgenden Wortlaut:

„Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises setzt sich mit dieser Resolution für die Beibehaltung des Lehrangebotes an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim für die Ausbildungsberufe Fleischer, Fleischereifachverkäufer, Bäcker und Bäckereifachverkäufer nachhaltig ein. Dieses berufliche Bildungsangebot gehört in den ländlichen Raum. Im Main-Tauber-Kreis werden wesentliche Produkte für die Berufsbilder „Fleisch“ und „Mehl“ produziert und gezüchtet. Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises vertritt deshalb die Auffassung, dass die Beschulung und Ausbildung dieser Nahrungsberufe auch am Produktionsstandort Main-Tauber-Kreis beibehalten werden soll.

Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises plädiert deshalb dafür, den an der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim sehr erfolgreich gestalteten Unterricht für Fleischer und Bäcker sowie deren Fachverkäufer/innen weiterhin beizubehalten und fordert das Kultusministerium Baden-Württemberg auf, die Schließung dieses Lehrangebots für Fleischer und Fleischereifachverkäufer zum Schuljahr 2020/2021 zurückzunehmen. Der Kreistag begründet dies wie folgt:

 

  • Die Gewerbliche Schule Bad Mergentheim ist für diese Ausbildungsberufe bereits sehr effizient unterwegs und hat das erste und zweite  Ausbildungsjahr der Fleischer, Bäcker sowie deren Fachverkäufer/innen berufs- und jahrgangsübergreifend zusammengefasst und beschult entsprechend. Diese Konzentration (Verklappung) ist ein sehr gelungener Pilotversuch, der wirtschaftlich ist und zu sehr guten fachlichen Ergebnissen führt.

 

  • Die sehr guten Ergebnisse der beschulten Auszubildenden belegen Siegerpreise an bundesweiten Wettbewerben der Fleischer und Bäcker.

Beispielsweise belegten:

  • die Fleischer-Azubis den 1. Platz beim bundesweiten Wettbewerb 2019 Homann –Snack Star – Snack des Jahres Nachwuchswettbewerb für Auszubildende und Nachwuchskräfte
  • die Bäcker- und Bäckereifachverkäuferinnen den 1. Platz beim bundesweiten Wettbewerb Homann – Snack around the Clock – Snack Star Theke 2019
  • die Bäcker- und Bäckereifachverkäuferinnen den 3. Platz auf der Südback 2019

 

  • Die eingesetzte Lehrerschaft unterrichtet überaus gerne jahrgangs- und berufsübergreifend. Die eingesetzten Lehrkräfte sehen in dieser Konzentration eine moderne, leistungsfördernde Unterrichtsform, die einen guten Austausch und eine gegenseitige Unterstützung der Schülerinnen und Schüler bewerkstelligt. Diese gelungene Unterrichtsform bestätigt auch der Schulleiter der Gewerblichen Schule Bad Mergentheim, Oberstudiendirektor Peter Wöhrle. Der Kreistag fordert deshalb auch aus diesem Grund, das Schulangebot zu belassen.

 

  • Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises sieht die seitens des Kultusministeriums Baden-Württemberg vorgegebenen Forderungen, Lehrerressourcen und damit Kosten einzusparen, als erfüllt an.

 

  • Die an der Gewerblichen Schule in Bad Mergentheim in den erwähnten Ausbildungsberufen derzeit unterrichteten 18 Schülerinnen und Schüler bilden eine stabile Klasse. Die Konzentration auf die Ausbildungsrichtung „Fleisch“ und „Mehl“ sichert, dass alle vier Ausbildungsberufe (Fleischer, Fleischereifachverkäufer,  Bäcker, Bäckereifachverkäufer) auch künftig im Main-Tauber-Kreis unterrichtet werden können.

 

  • Würde jetzt das Ausbildungsangebot für Fleischer und Fleischereifachverkäufer geschlossen, fällt wegen zu geringer Schülerzahlen auch das Schulangebot für Bäcker und Bäckereifachverkäufer weg.

 

  • Die Beibehaltung des Lehrangebots am Schulstandort Bad Mergentheim sichert weiterhin eine einigermaßen nahe Entfernung zwischen Wohnort, Ausbildungsort und Schulort. Die alternative Zuweisung von Schülerinnen und Schülern aus dem Main-Tauber-Kreis zu Beruflichen Schulen in Nachbarlandkreisen würde zu einem weiteren Rückgang der Auszubildenden führen und schadet damit auch den Ausbildungsbetrieben. Zudem muss davon ausgegangen werden, dass Schülerinnen und Schüler ins benachbarte Bundesland Bayern abwandern oder sich generell anderen Berufen zuwenden.

 

  • Der verklappte und konzentrierte Unterricht wird von der Innung der Fleischer und Bäcker vorbehaltlos mitgetragen. Die Fleischer- und Bäckerinnung appelliert gleichermaßen an das Kultusministerium, das Schulangebot in Bad Mergentheim zu belassen. (…)

 

  • Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises fordert deshalb das Kultusministerium Baden-Württemberg auf, die erwähnten Ausbildungseinrichtungen dauerhaft am Gewerblichen Schulstandort in Bad Mergentheim zu belassen und die Ministerentscheidung vom 23. Januar 2020 zurückzunehmen.

 

BILD:

Fleischerausbildung in Bad Mergentheim: Der Kreistag des Main-Tauber-Kreises setzt sich mit einer Resolution für die Erhaltung des Schulangebots für Fleischer und Bäcker sowie deren Fachverkäufer an der Gewerblichen Schule ein.
Foto: Landratsamt Main-Tauber-Kreis / Thomas Weller