Klassenzimmer wird Werkstatt: MINT-Themen kommen an die Grundschulen

Außerschulisches Forschungszentrum in Bad Mergentheim gestartet

Bad Mergentheim. Die Jugendtechnikschule Taubertal (JTS) mit Sitz in Bad Mergentheim ist vom baden-württembergischen Kultusministerium als „Außerschulisches Forschungszentrum“ (AFZ) anerkannt worden. Das erste Projekt startete gemeinsam mit der Grundschule am Kirchberg Neunkirchen. „Montage sind bei uns besondere Schultage“, sagt ein Viertklässler. An seiner Grundschule in Neunkirchen ist der Begriff MINT (er bündelt die Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) fest im Schulkonzept verankert und wird in einem facettenreichen Programm im ganzen Schuljahr gefördert. Bisher setzte dies meist erst in den weiterführenden Schulen ein. „Allerdings beginnt MINT-Bildung nicht erst, wenn Kinder in die fünfte Klasse kommen. Dann sind Interessen oft schon klar gesetzt. Deshalb muss viel früher damit begonnen werden, MINT in die Bildungskette zu integrieren“, betont die Leiterin der Jugendtechnikschule, Iris Lange-Schmalz. Um diesem Gedanken gerechnet zu werden, hat sich die Schulgemeinschaft der MINT-Region zusammengeschlossen und auf die Förderung der Schülerinnen und Schüler in den MINT-Fächern einen klaren Schwerpunkt gelegt. Deshalb freuen sich die Schulleitungen und Lehrkräfte besonders darüber, dass im laufenden Schuljahr die Jugendtechnikschule Taubertal den Zuschlag für ein außerschulisches Forschungszentrum erhalten hat.

Die vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport als Außerschulisches Forschungszentrum anerkannten Einrichtungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung von Schülerinnen und Schüler – neben dem Unterricht. In MINT-Fächern interessierte und motivierte Kinder und Jugendliche erhalten durch die Angebote wichtige Impulse und werden durch Expertinnen und Experten sowie ein breites Netzwerk von Kooperationspartnern bei eigenen Forschungsvorhaben unterstützt.

Für die Grundschulen bedeutet dies konkret, dass zwei  Lehrer aus dem Fachbereich Naturwissenschaft und Technik zu ihnen kommen. Sie bringen ein Komplettpaket für die Kinder mit. Dieses besteht aus Werkzeugen wie Standbohrmaschine, Sägen, Feilen und vielem mehr. Und natürlich bringen die Gast-Lehrer viel technisches Wissen mit. Das Außerschulische Forschungszentrum erhält vielfältige Unterstützung sowie Materialien von namhaften Firmen und Institutionen aus der Region, wie Würth Industrie Service, Opitec, Wittenstein sowie die Dr. Anna-Katharina-Wittenstein-Stiftung.

Dr. Anna-Katharina Wittenstein (Mitglied des Aufsichtsrats der WITTENSTEIN SE) erklärt hierzu: „Die Zukunftsfähigkeit der Region Main-Tauber hängt in großem Maße von der Verfügbarkeit qualifizierter MINT-Arbeitskräfte ab. Wir haben damals zusammen mit WITTENSTEIN als Initiator die JTS gegründet um Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Möglichkeit zu geben, sich frühzeitig mit Mathematik, modernen Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Informationstechnologien auseinanderzusetzen. Mit der JTS leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, unsere Region zu einem Leuchtturm für eine wettbewerbsfähige und einzigartige MINT-Bildung sowie Fachkräftesicherung zu machen.“

Martin Jauss, Geschäftsführer der Würth Industrie Service, ergänzt: „Die Förderung von jungen Menschen in Main-Tauber Kreis und das Heranführen an unterschiedlichste Themenfelder ist uns ein Anliegen, weshalb es für uns selbstverständlich war, das Außerschulische Forschungszentrum mithilfe einer Materialspende zu unterstützen.“

Das Grundschul-Klassenzimmer wird in der Projektphase kurzerhand in einen Technikraum oder sogar in ein Labor verwandelt. Die Grundschul-Kinder erhalten durch die beiden Experten zunächst  theoretisches Wissen und erstellen dann ein spannendes Holzspielzeug. Ihr handwerkliches Geschick ist dabei sehr gefragt und die Viertklässler machen ganz neue Erfahrungen, wie Schule sein kann. „Es ist einfach toll, wenn man sieht, wie begeistert die Kinder beim Werken und Tun sind. Der technische Bereich ist für uns Grundschulen sehr schwer abzubilden, da uns ganz einfach die Ausstattung und die nötigen Skills fehlen“, meint das Schulleitungsteam der Grundschule am Kirchberg um Anja Scherer und Silke Mark.

Die beiden Experten des Außerschulischen Forschungszentrums, Heiko Knebel und Simon Kurfeß, resümieren nach den ersten Stunden: „Wir sind begeistert vom Tatendrang der Kinder. Mit viel Interesse beteiligen sich die Kinder und lernen in kürzester Zeit mit Werkzeugen umzugehen. Die Fragen der Kinder scheinen nicht abzureißen und auch wir sammeln viele neue und schöne Erfahrungen.“

„Unsere Region bekommt durch das erweiterte Angebot der Jugendtechnikschule in den Grundschulen ein zukunftweisendes Aushängeschild. Nach dem erfolgreichen Auftakt in Neunkirchen wollen wir dies gemeinsam mit den Leitungen und Lehrkräften unserer MINT-Region auch in weiteren Grundschulen verankern“, kündigt Iris Lange-Schmalz an. stv

 

BILDUNTERZEILE: Das Klassenzimmer als Labor und Werkstatt: Die MINT-Themen haben Schülerinnen und Schüler der Grundschule Neunkirchen begeistert. (Bild: Jugendtechnikschule)