Kinderbuchautorinnen der Region im BlickLokal-Porträt

Sie lassen Kinderherzen höher schlagen

Gudrun Mebs ist eine der bekanntesten Kinderbuchautorinnen Deutschlands. Die in München und Italien lebende Schriftstellerin wurde in Bad Mergentheim geboren und hat ihre Wurzeln somit in unserer Region.

Gudrun Mebs Blicklokal Kinderbuchautorin

Doch darüber hinaus leben in der Region auch noch einige weitere Autorinnen, die sich dem Verfassen von Kinderbüchern verschrieben haben. BlickLokal stellt Ihnen heute mit Nadine Strauß aus Dertingen und Daniela Moll aus Unterbalbach zwei Autorinnen aus dem Main-Tauber-Kreis vor. 

Sissi, Ludwig II., Martin Luther – historische Persönlichkeiten sind das Ding von Nadine Strauss. In ihren drei bisher veröffentlichten Kinderbüchern hat sich die 38-jährige Dertingerin mit bedeutenden Figuren der Geschichte auseinandergesetzt und deren Leben kindgerecht aufbereitet. Erst im Juli diesen Jahres erschien mit „Martin Luther – Heldenmut im Mönchsgewand“ ihr neuestes Kinderbuch – passend zum Reformationsjubiläum 2017.

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BlickLokal sprach mit Nadine Strauss über das Bücher schreiben, ihre Stoffauswahl und ihre persönlichen Interessen:

Sissi, Ludwig II. und Martin Luther – in Ihren Büchern beschäftigen Sie sich mit historischen Persönlichkeiten und Themen – wie kommen Sie als gelernte Industriekaufmann dazu, sich mit historischen Stoffen schriftstellerisch auseinanderzusetzen?

Nadine Strauß: Angefangen hat das alles mit den berühmten Sissi-Filmen. Es gab Zeiten, da konnte ich die Dialoge aller drei Filme mitsprechen. Dann habe ich mir meine erste Biografie über Kaiserin Elisabeth gekauft und gemerkt, dass die Welt gar nicht so rosa war. Das war vor über 20 Jahren. Das Thema ließ mich nicht mehr los. Eines meiner anderen Hobbies ist das Reisen. Ich fahre gerne dahin, wo man Geschichte spüren kann, besichtige gerne Schlösser und geschichtsträchtige Orte. Ludwig II., den schönen armen König fand ich wohl schon als Kind toll.

2006 erschien Ihr erstes Buch „Unterwegs mit Sissi“- Biografie und Reiseführer in einem. Wie kamen Sie auf die Idee, sich anschließend Büchern für Kinder zuzuwenden?

Da gab es ein Schlüsselerlebnis. Ich habe zusammen mit einem Kind ein Kalenderblatt abgerissen. Zum Vorschein kam Schloss Neuschwanstein. Ich habe dem Kind in kurzen Worten die Geschichte von dem armen, schönen König erzählt. Die Augen des Mädchens wurden immer größer und ich wusste: Das muss ich machen. Historische, ECHTE Biografien für Kinder. Ich ging an den Schreibtisch und habe gleich mal das erste Kapitel geschrieben.

„Martin-Luther- Heldenmut im Mönchsgewand“, ihr drittes Kinderbuch, erschien im Juli 2016. Was fasziniert Sie an der Person Martin Luthers?

Sein Mut. Dass er sich in einer Zeit, die geprägt war vom Aberglauben und gesteuert von Papst und Kaiser, nicht von seinem Glauben abbringen ließ. Die Obrigkeit verlangte Ablass für etwas, was es kostenlos gab. Die Liebe und die Vergebung Gottes.

Wie gingen Sie bei der Recherche zu diesem Thema vor?

Zuerst mal bin ich ins Mittelalter eingetaucht, vorher war ich zeitlich ja eher Ende des 18. Jahrhunderts unterwegs. Das ist schon ein Unterschied. Dann habe ich allerhand gelesen und mal geschaut, was es von Luther schon für Kinder gibt. So etwas, wie ich vorhatte, war nicht dabei. Ich habe mich eingelesen und viel diskutiert. In dieser Zeit stand mir ein sehr guter Freund zur Seite, der Religionslehrer ist. Er hat mich das ein oder andere Mal wieder in die Spur gebracht, wenn ich ganz falsch unterwegs war. Ich war auch an den wichtigsten Orten zu Besuch, schaute mir Wartburg, Geburts-, Eltern-, Wohn- und Sterbehaus an.

Wie schwierig ist es, historische Personen und Sachverhalte für Kinder verständlich aufzubereiten?

Die Frage ist echt schwer zu beantworten. Einerseits finde ich es mittlerweile ganz leicht, vielleicht weil ich mich reingedacht und darauf eingestellt habe. Andererseits ist es furchtbar schwierig, Sachverhalte zu erklären, die vielleicht ein Erwachsener kaum versteht. Oft frage ich mich bei bestimmten Worten, ob ein Kind es kennt und es verwerten kann. Was mir aber sehr wichtig ist, dass ich nichts weglasse, nur weil es mir zu schwierig ist. Da muss ich eben durch.

Daniela Strauss

Kindern etwas auf den Lebensweg mitgeben

Daniela Moll aus Unterbalbach schreibt ebenfalls Kinderbücher – jedoch mit einer ganz anderen Stoßrichtung als Nadine Strauß. Die Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste im Bereich Bibliothek hat schon beruflich viel mit Büchern zu tun. Momentan befindet sie sich in Elternzeit und verfasst nebenbei Bücher und Geschichten, die Kindern bestimmte Werte und Einstellungen vermitteln sollen: jeder ist etwas Besonderes, man ist gut so wie man ist oder stets aufmerksam zu sein gehören dazu.

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Auch Daniela Moll hat, in Kooperation mit Illustratorinnen, die für eine reiche Bebilderung der Bücher sorgen, bereits drei Bücher verfasst: 2013 erschien ihr erstes Buch „Sei nicht traurig kleiner Igel, danach folgte „Ach wär ich nur…“ und 2015 schließlich „Kleiner Hase komm nach Hause“.

Kindern Spaß an Büchern zu vermitteln und gleichzeitig etwas mit auf ihren Lebensweg zu geben, ist für Daniela Moll Motivation für ihre Arbeit. Auch ihr stellten wir dazu einige Fragen:

Wie kamen Sie dazu Kinderbücher zu schreiben?

Daniela Moll: Das war eher ein Zufall. 2010 lernte ich Simone Töpler im Internet kennen. Sie suchte als Illustratorin nach jemandem, der/die eine Geschichte zu einem von ihr entwickelten Charakter schreiben kann. Ich habe mich auf gut Glück bei ihr gemeldet und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Leider wurde diese Geschichte bis jetzt noch nicht veröffentlicht, da noch einige Illustrationen fehlen. Trotzdem haben wir es geschafft, unsere ersten zwei Bücher fertigzustellen. Da sie selbst im Moment wenig Zeit hat, können wir keine weiteren Projekte zusammen machen. Deshalb habe ich ebenfalls durch Zufall Emma Mendel-Retallick kennengelernt, mit der ich nun mein drittes Buch auf den Markt gebracht habe.

Wie schwierig gestaltet es sich, einen Verlag auf dem Kinderbuchmarkt zu finden?

Sehr schwierig, da es nicht einfach ist, von einem großen Verlag angenommen zu werden. Sie haben oftmals ihre festen und bekannten Autoren. Wenn man nichts Neues hat, dass sie wirklich überzeugt, dann hat man kaum die Möglichkeit angenommen zu werden. Es werden bei den Verlagen so viele Manuskripte eingereicht, dass man häufig mindestens ein halbes Jahr warten muss, um überhaupt eine Antwort zu bekommen. Andere Verlage schicken Angebote, bei denen der Autor selbst die Kosten für die Bearbeitung und Veröffentlichung tragen soll. Dann hat er aber viel investiert und noch nicht einmal richtig was in der Hand. Es kann sein, dass man selbst für den größten Teil der Werbung verantwortlich ist.

Welche Altersgruppen sprechen Ihre Bücher an?

Unsere Bücher richten sich an Kinder ab 3 Jahren. Für jüngere sind sie meistens nicht geeignet, da die Texte zu lang und die Buchseiten nicht stabil genug für kleine Kinderhände sind. Die Geschichten sind schön zum Vorlesen und die Illustrationen zum Anschauen und Entdecken. Für ältere Kinder eignen sie sich deshalb, da sie den Hintergrund der Geschichten besser verstehen. Für Kinder ab 6 Jahren eignen sie sich als Erstlesebücher, da die Texte groß geschrieben und nicht zu lange sind.

Welche Projekte sind bei Ihnen aktuell in Planung?

Im Moment bin ich gerade dabei Werbung für meine personalisierte Kindergeschichte „Ein Engel namens…“ zu machen. Einige Geschichten sind in Arbeit, bei denen aber wieder die Illustrationen fehlen. Manche Ideen schwirren durch meinen Kopf und warten noch darauf zu Papier gebracht zu werden. Im Herbst gibt es vielleicht das ein oder andere Bilderbuchkino. Im September darf ich meine Bücher auf der Kinderkleiderbörse in Markelsheim vorstellen.
Bei der personalisierten Kurzgeschichte „Ein Engel namens…“ handelt es sich um eine zweiseitige Geschichte. Es gibt eine kleine Rahmenhandlung. Der Hauptteil befasst sich mit dem Namen des Kindes, für das die Geschichte sein soll. Dieser wird individuell von mir bearbeitet. Die Geschichte drucke ich auf marmoriertem Papier aus, laminiere es zum Schutz ein und danach kommt noch eine kleine Verzierung dazu. Unterschrieben wird es von mir natürlich ebenfalls.

 

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