Der Schiedsrichter Gerd Lamatsch hat die umstrittene Neuerung in seinem Buch kritisch unter die Lupe genommen

Nürnberg (hm). Der passionierte Schiedsrichter Gerd Lamatsch hat es gewagt, seine Gedanken rund um die Einführung des Video Assistant Referee (VAR) in einem Buch zusammenzutragen. Herausgekommen ist ein hochinteressanter Lesestoff für Fußballbegeisterte, die mehr über Schiedsrichterentscheidungen im Fußball und deren Hintergründe wissen möchten. Kaum ein Thema wird derzeit im Sport aktueller diskutiert.

Gerd Lamatsch stellte in Nürnberg jetzt sein neues Buch zum Videobeweis vor. Foto: Heinz Meyer

Was geschieht da nur zwischen dem grünen Rasen und dem Kölner Keller, wo erfahrene Schiedsrichter ein Auge auf alle möglichen strittigen Szenen eines Fußballspiels werfen? Nicht nur Fans, Spieler, Journalisten und Verantwortliche stellen sich dieser Frage. Der langjährige Schiedsrichter Gerd Lamatsch, ein gebürtiger Nürnberger, der gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, ist dieser Frage intensiv nachgegangen und hat dabei Bekanntes, aber auch Überraschendes zu Tage befördert. Er schildert in seiner Publikation die historische Entwicklung und zeigt Verbesserungsvorschläge auf. Er liefert damit einen kurzweiligen Lesestoff für alle, die sich mit Schiedsrichterentscheidungen auseinandersetzen und die Hintergründe verstehen möchten.

Mit der Erfahrung von rund 1850 Spielen

Wie viele andere Fußballbegeisterte hat er schon in jungen Jahren selbst mit der Jagd nach dem runden Leder begonnen. Er brachte es bis zum Spielführer und hat sich über manche Entscheidung des Referees mächtig aufgeregt. Dies veranlasste ihn, ins Metier der Schiedsrichter überzuwechseln. Schon mit 16 Jahren legte er die geforderte Prüfung ab und spielte bis zu seinem 20. Lebensjahr noch regelmäßig Fußball für TB Johannis 1888 Nürnberg. Lamatsch war damals einer der jüngsten Schiedsrichter in der Bezirks- und Landesliga. Später pfiff er 15 Jahre in der Bayern- und Regionalliga. In den 1990er Jahren fungierte als Assistent in der 2. Bundesliga und war über ein Jahrzehnt hinweg als Referee-Coach beim Bayerischen Fußball-Verband (BFV) und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig. Noch heute trifft man ihn mit großer Leidenschaft als Schiedsrichter in den unteren Klassen des Amateurbereichs auf den mittelfränkischen Fußballplätzen. 2012 brachte er schon sein Erstlingswerk „Schiedsrichter aus Leidenschaft“ heraus und verfolgt heute mit der Erfahrung von rund 1850 gepfiffenen Spielen die aktuelle Entwicklung. Die TV-Sendung „Doppelpass“ gehört zu seinem sonntäglichen Pflichtprogramm, doch findet er den DFB mit seinen Schiedsrichtern dort unterrepräsentiert. Schon dort hat er die Diskussionen um die Einführung des Video-Beweises verfolgt und seine Meinungen und Erfahrungen zu diesem Thema nun in seinem zweiten Buch mit dem Titel „Keller-Schiri – Der Weg zum Videobeweis“ niedergeschrieben.

Die Fakten sprechen für den Video-Beweis

Zusätzlich hinterleuchtet hat Gerd Lamatsch in seinem rund 125 Seiten umfassenden Werk die viel diskutierte Handspielregel sowie Gedanken zur Nettospielzeit eines Fußballspiels. Rund 80 Prozent der Fehlentscheidungen von Schieds- und Linienrichtern werden revidiert, weshalb die Fakten eindeutig pro Videobeweis tendieren würden, so der Spielleiter, der aber in der Verkürzung der Zeitspanne vom Tatbestand bis zur Entscheidung noch ein wichtiges Anliegen sieht. Insgesamt will er die allgemeine Skepsis widerlegen, weil der Video-Assistent die Bewertung von strittigen Entscheidungen im Millionengeschäft Fußball tatsächlich gerechter gemacht hat. Immerhin stehen seit dessen Einführung – zumindest gefühlt – mehr Diskussionen im Raum als zuvor. Warum ist das so? Was befeuert die Diskussionen und was ist zu tun? Auf all diese Fragen findet Lamatsch eine Antwort, der mit seinem Buch die Menschen zum Denken animieren will, aber auch daran, dass das ganze Drumherum auch für die leidgeplagten Schiedsrichter nicht immer einfach zu handhaben ist.

 

Info: „Keller-Schiri – Der Weg zum Videobeweis“

Taschenbuch, 128 Seiten

Verlag: epubli

ISBN:9783748584858

Preis: 11,95 Euro

Das Buch ist unter anderem bei Amazon erhältlich!

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