Bleibende Eindrücke bei den Olympischen Winterspielen gewonnen
Wörnitz. Der 25-jährige Patrick Reichardt aus dem zur Gemeinde Wörnitz gehörenden Ortsteil Walkersdorf möchte seine Leidenschaft für den Sport gerne zum Beruf machen. Aus diesem Grund war der angehende Sportredakteur jetzt im Rahmen seines Volontariats für die Deutsche Presse-Agentur GmbH (dpa) fast drei Wochen lang hautnah bei den 23. Olympischen Winterspielen im südkoreanischen Pyeongchang dabei. BLICKLOKAL hat sich nach seiner Rückkehr mit ihm darüber unterhalten.
Patrick Reichardt hat nicht viel Zeit für ein Interview. Kaum ist er aus Südkorea zurück, geht es für ihn weiter zum Kurzurlaub mit einem Freund an die spanische Ostküste. Auf dem Weg zum Flughafen nach Memmingen hat er uns von seiner Mission bei Olympia berichtet. Mit dem Dabeisein bei diesem sportlichen Groß-Event hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt, wie er selbst betont. Seit seiner frühesten Kindheit hat der Wörnitzer ein Faible für den Sport entwickelt. Deshalb möchte er seine Leidenschaft zum Beruf machen. Gleich nach der Schule hat er entsprechende Praktika bei Sendern wie „Sport1“, „Eurosport“ oder auch dem heimischen Radiosender „Radio8“ hinter sich gebracht. 2013 begann er dann in München ein Studium für angewandte Medien mit dem Schwerpunkt „Sport“. Parallel dazu hat er 2014 ein Engagement als freier Mitarbeiter bei der dpa angestrengt bis er dort im September 2016 als Volontär noch tiefer in die Sportberichterstattung einstieg. In seinem zweiten Jahr war er dort in der Vergangenheit vorwiegend in die Aufbereitung von den Spielen der Fußball-Bundesliga sowie in den Wintersport involviert. Jüngst begleitete er die deutschen Skispringer bei der Skiflug-Weltmeisterschaft in Oberstdorf sowie bei der alljährlich stattfindenden Internationalen Vier-Schanzen-Tournee. Schon vor einem Jahr sei man an ihn mit der Mitteilung, dass er im Februar 2018 zu den Winterspielen nach Südkorea fahren wird, herangetreten – unabhängig von der Einteilung für bestimmte Sportarten.
Die Vorbereitung auf Olympia sei für ihn nicht anders verlaufen als bei anderen Sportveranstaltungen auch, so Reichardt, der am Dienstag vor Beginn der Spiele anreiste und dann fast drei Wochen lang in Asien weilte. Zu seinen Aufgaben zählte es vor Ort, sich mit seinen Kollegen speziell der Disziplinen Skispringen, Langlauf und Nordische Kombination anzunehmen und die aktuellsten Ereignisse auch bei den Wettkämpfen in nachrichtliche Meldungen für die Agentur umzuwandeln; sei es auch in Form von längeren Geschichten oder Reportagen nach Interviews. In der so genannten Mixed-Zone ist zunächst das Fernsehen an der Reihe, ehe dann die schreibende Zunft gefordert ist. Dort galt es vorwiegend von den deutschen oder deutschsprachigen Athleten die neuesten Informationen uns Statements zu erhaschen. Hier kommt man dann mit den Olympioniken direkt in Kontakt. Zusammen mit seinem Kollegen besetzte Reichardt abwechselnd einen Posten im Zielbereich oder direkt an der Strecke.
Direkter Kontakt zu den Sportlern
„Hier bekommst Du alles hautnah und live mit“, so der Walkersdorfer, für den das Skispringen besondere Bedeutung hatte, weil er die deutschen Protagonisten schon durch die Wintersaison hindurch begleitet hatte. Die Springerinnen und Springer sind ihm inzwischen persönlich bekannt. Toll war es für ihn, gleich beim ersten Olympiasieg von Andreas Wellinger am ersten Wettkampftag dabei zu sein. Das war ein „erstes Highlight“. Aber auch die Entscheidung im Biathlon-Wettbewerb, als der Franzose Martin Fourcade und der Deutsche Simon Schempp im Fotofinish über die Ziellinie huschten, war ein sportlicher Höhepunkt für den Volontär, der zu Beginn schon der Eröffnungsfeier als Zuschauer beiwohnen durfte. Über die gesamte Dauer hinweg war er im Stadion dabei. „Das war schon ein tolles Gefühl, ein Kindheitstraum!“ Trotz der Temperaturen von minus 15 Grad fand er die Feier nicht zu lang und inhaltlich sehr ansprechend. Ein weiteres herausragendes Ereignis seiner ersten Olympischen Spiele war jedoch auch der Dreifachsieg der deutschen Nordischen Kombinierer mit Rydzek, Riessle und Frenzel, die einen historischen Sieg einfuhren. „Die Goldmedaille in der Staffel war dann ein weiterer absoluter Machtbeweis.“ Es waren stets lange Tage in Pyeongchang; auch weil die Wettkämpfe erst abends oder später in der Nacht stattfanden. Danach musste man noch zur Pressekonferenz und vor dem Bettgehen machte man noch einen Abstecher ins „Deutsche Haus“, wo die Medaillensieger täglich gefeiert wurden. In der Zeit während den Wettkämpfen bis nach den Pressekonferenzen musste der Löwenanteil der Arbeit verrichtet werden. Entgegen kam dabei den Journalisten, dass sie der Zeit in Deutschland jeweils um acht Stunden voraus waren. Am letzten Freitag der Spiele konnte sich Reichardt dann endlich einen freien Tag gönnen. Er nutzte diesen für einen Abstecher in den Olympiapark oder an den Strand von Gangneung. Dort konnte
er viele Wettkampfanlagen besichtigen und olympisches Flair inhalieren. Auch blieb Zeit, beim Curling oder beim dramatischen Halfinale der deutschen Eishockey-Mannschaft zuzuschauen.
Zum Olympischen Dorf hatten die Journalisten trotz Akkreditierung keinen Zutritt. Trotzdem kam man mitunter mit Athleten oder anderen Journalisten in Berührung und konnte sich austauschen. Abends ging man auch mal zusammen ein Bierchen trinken. Mit Ausnahme der Spiele hat Reichardt von dem Land selbst kaum etwas gesehen. Vom Flughafen in Seoul ging es per Zug zu den olympischen Stätten. Das war es dann aber auch. Nicht leicht war auch die Verständigung mit den Einheimischen, weil diese kaum Englisch sprachen. Die Kontakte reichten jedoch aus, um festzustellen, dass die Koreaner ein überaus freundliches und extrem höfliches und zuvorkommendes Volk sind. Ganz wichtig ist ihnen aber das technische Know-how ihres Landes, was sich nicht nur bei
Olympia, sondern auch stets im täglichen Leben zeigte. Sie sind stolz auf ihren technischen Vorsprung. Nachdem es in der ersten olympischen Woche extrem kalt war, durfte sich der junge Wörnitzer in der zweiten Olympiawoche über moderate Temperaturen freuen. „Am Strand hatte es zum Schluss der Spiele sogar bis plus acht Grad“, so Patrick Reichardt, der die Schlussfeier und das Eishockey-Finale mit deutscher Beteiligung nicht mehr erlebte, weil er sich zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Rückweg in die Heimat befand. Nach dem Kurzurlaub in Spanien geht es dann schon wieder sportlich weiter. Reichardt ist für den Rest der Skisprung-Saison eingeplant und wird auch beim Weltcup im slowenischen Planica dabei sein. Ein beruflicher Wunsch ist bislang aber noch offen geblieben: Der 25-jährige möchte unbedingt einmal von einer Dart-Weltmeisterschaft berichten. Privat war er schon einmal live dabei.
Text: Heinz Meyer
Fotos: privat.