Main-Tauber-Kreis. Die Angebote der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung starten nach einer Corona-Pause wieder. Laut Büche, Geschäftsführer der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung Main-Tauber-Kreis, sei die Belastungsgrenze bei vielen Familien erreicht, bei einigen mittlerweile überschritten. Kürzlich habe die Mutter eines Mädchens mit Behinderung ihn angerufen: „Unserer Tochter sitzt nur noch in ihrem Zimmer. Sie muss sich wieder mit anderen treffen. Wenn es noch länger geht, müssen wir einen Psychiater aufsuchen“. Diese Belastungen hätten die Lebenshilfe dazu bewogen, im März wieder mit Gruppenangeboten zu beginnen. Ein Restrisiko sei aber leider, trotz ausgeklügelter Hygienekonzepte, unvermeidbar. Jetzt gehe es darum, zukünftigen Einschränkungen der Teilhabe entgegenzuwirken. Zugleich warnt die Lebenshilfe vor einer weiteren Corona-Welle im Herbst, sollte die allgemeine Impfpflicht nicht kommen. Unstreitig sei, dass das Impfen  vor  schweren Erkrankungen schütze. Dies gelte insbesondere auch für  Menschen mit Behinderung, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung und damit einhergehender Begleitkrankheiten häufig ein erhöhtes Risiko hätten, schwer an Covid-19 zu erkranken. Dieser Schutzgedanke für vulnerable Gruppen habe zu Beginn der Pandemie dazu geführt, dass gerade Menschen in gemeinschaftlichen Wohnformen der Eingliederungshilfe und in Pflegeeinrichtungen besonders strenge Kontaktverbote auferlegt worden seien. Viele hätten ihre Einrichtung über Wochen weder verlassen noch Besuch empfangen können. Sie hätten ihre Angehörigen über eine erhebliche Zeitspanne nicht sehen können. Dies sei für sie und ihre Angehörigen ein unerträglicher Zustand gewesen, gerade auch weil Einigen aufgrund ihrer Behinderung die Situation nicht habe verständlich gemacht werden können. Ein erneuter „Lockdown“ dieser Art müsse deshalb unbedingt vermieden werden. Die Lebenshilfe mahnt daher die Einführung einer allgemeinen Impfflicht an. „Menschen mit Behinderung dürfen an der Teilhabe am Leben nicht noch länger und auf keinen Fall schon wieder eingeschränkt werden“, fordert Peter Büche. „Langsam sinkende Ansteckungszahlen dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wir müssen alles dafür tun, dass Menschen mit Behinderung geschützt und wir im Herbst nicht von einer weiteren Corona-Welle überrollt werden“, ergänzt Jörg Hasenbusch, Vorsitzender der Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis. Dabei geht es der Lebenshilfe darum, durch eine ausreichend hohe Impfquote die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für alle zu sichern. „Dieses Ziel, so Hasenbusch, können wir nur durch eine allgemeine Impfpflicht erreichen!“ (lh)

 

Bildunterschrift:

Versorgt und doch allein: Die Teilhabe von Menschen mit Behinderung war durch die Pandemie stark eingeschränkt. (Bild: Lebenshilfe Daniel Maurer)