Komplexes Zusammenspiel und Therapiemöglichkeiten bei Störungen – Vortrag der Frauenärztinnen Dr. Holder und Cekovic im Arkadensaal

Main-Tauber-Kreis. Hormone bestimmen unser Leben, wirken bei Wachstums-, Fortpflanzungs- und  Stoffwechselprozessen mit und beeinflussen unsere Emotionen und Stimmungen. Kommt es aufgrund unterschiedlicher Ursachen zu Störungen im Hormonhaushalt, gibt es inzwischen verschiedene Hormonpräparate als Therapie. Das machte Dr. Katrin Holder in ihrem Vortrag „Hormone – das Auf und Ab im Leben einer Frau“ am vergangenen Dienstag im Arkadensaal in Wertheim deutlich. Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe ging gemeinsam mit ihrer Kollegin Ajsela Cekovic auf die Wirkung von Hormonen und mögliche Störungen im Hormonhaushalt ein und beantwortete die Fragen der Frauen aus dem Publikum. Beide Frauenärztinnen bieten im MVZ Tauberfranken in der Bahnhofstraße 20 in Wertheim Sprechstunden an.

Dr. Holder verwies in ihrem Vortrag auf das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen Hormone im menschlichen Körper. „Bis heute sind etwa 100 verschiedene Hormone bekannt. Wissenschaftler vermuten aber, dass mindestens 1000 dieser Botenstoffe existieren.“ Dabei spiele die Steuerung über das Gehirn eine zentrale Rolle, so Dr. Holder. „Rund 70 Prozent aller Hormone werden von der Zentralsteuerung im Gehirn aus reguliert, also von Zwischenhirn und Hirnanhangsdrüse.“ Von hier werden Botenstoffe über das Blut an die Drüsen geleitet, in denen die Hormone produziert werden, also z.B. an die Schilddrüse, die Bauchspeicheldrüse, die Eierstöcke oder die Hoden. „Die Hormone wirken dann bei Stoffwechsel-,  Entwicklungs- und Wachstumsprozessen mit, beeinflussen sexuelle Funktionen, die Fortpflanzung sowie die Emotionen und Stimmungen eines Menschen.“

Die Gynäkologin konzentrierte sich in ihrer Präsentation vor allem auf die Sexualhormone wie Östrogen, Testosteron und Progesteron, ihre Wirkungsweise und mögliche Störungen. „Dabei produzieren Männer und Frauen sowohl männliche als auch weibliche Sexualhormone, allerdings in unterschiedlich hoher Konzentration“, machte Dr. Holder deutlich. „Und: bei Frauen ist das Zusammenspiel der Hormone wesentlich komplexer als beim Mann.“ Östrogene seien hauptverantwortlich für den Entwicklungsprozess vom Mädchen zur Frau. „Sie sorgen für die Ausbildung der weiblichen Geschlechtsmerkmale, den Aufbau der Milchdrüsen in der Brust, die Entwicklung von Fett in bestimmten Körperpartien (Gesäß, Hüfte), die Regulation des Menstruationszyklus und die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine Schwangerschaftseinnistung. Aber auch die Elastizität der Haut sowie Haarausfall und Knochenschwund (Osteoporose) werden durch Östrogen bzw. einen Mangel an Östrogen beeinflusst.“

Zweites zentrales Sexualhormon bei Frauen ist das Gelbkörperhormon. „Progesteron bewirkt optimale Bedingungen in der Gebärmutter für die Einnistung einer Schwangerschaft und sorgt dann für den Erhalt der Schwangerschaft“, so Dr. Holder.

In allen Ebenen der Hormonproduktion könne es zu Hormonstörungen kommen. Gründe dafür seien z.B. Stress durch körperliche oder seelische Belastungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, vererbte Veränderungen, Tumore oder einfach nur Schwankungen in den Übergangsphasen der Pubertät oder der Wechseljahre. „Die Folgen sind dann z.B. Menstruationsstörungen, ungewollte Kinderlosigkeit, Einfluss auf Haut und Haare, Störungen der Geschlechtsentwicklung oder Wechseljahrsbeschwerden.“

Die Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe zeigte allerdings auch verschiedene Therapiemöglichkeiten durch die Gabe von Hormonen auf. „Hormonpräparate mit einzelnen oder kombinierten Wirkstoffen stehen heute u.a. als Pflaster, Gel, Spray, Zäpfchen oder Tabletten zur Verfügung und können – in enger Begleitung durch die Frauenärztin – bei Hormonstörungen eingesetzt werden“. Bei Wechseljahrsbeschwerden klagen laut Statistik etwa ein Drittel der Frauen über starke Beschwerden, die man mit Hormongaben gut behandeln könne. Dr. Holder: „Oft hilft bei Wechseljahrsbeschwerden aber schon regelmäßiger Sport und Bewegung, um den Symptome wie  Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen entgegenzuwirken.“

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Die beiden Fachärztinnen für Gynäkologie und Geburtshilfe Dr. Katrin Holder (links) und Dr. med. univ. Pristina Ajsela Cekovic informierten über die Wirkung von Hormonen und die Behandlung bei Störungen im Hormonhaushalt.  

Text und Bild: mvztf