Historische Wandelhallen-Uhr gestiftet

Michael Eichhorn und Walter Leiser übergeben die restaurierte Uhr an die Kurverwaltung

Bad Mergentheim. Dank einer Familienstiftung soll eine Unikat-Uhr aus den dreißiger Jahren nach umfangreicher Sanierung wieder zurück an ihren ursprünglichen Ort gelangen. Im Jahr 1935 wurde die Uhr vom Architekten und Erbauer der Wandelhalle, Dr. Eduard Krüger, der Kurverwaltung Bad Mergentheim zur Eröffnung der Wandelhalle als Schenkung überreicht.

Die Wandelhalle ist das Herzstück des Kurparks und zentrale Begegnungsstätte sowie die größte Veranstaltungshalle in der Stadt. Im angrenzenden Brunnentempel werden die Bad Mergentheimer Trinkquellen ausgegeben. Die Wandelhalle trägt ihren Namen deshalb, weil man das Heilwasser im Umhergehen und in kleinen Schlucken trinken soll. Ihre lichtdurchflutete und doch wettergeschützte Atmosphäre war damals wie heute ideal für die Trinkkuren geeignet und gleichzeitig kann man dort den Kurkonzerten lauschen. Die 850 Quadratmeter große Halle bietet knapp 700 Besuchern Platz. Bis zur Renovierung der Wandelhalle in den Jahren 1992/93 schmückte die Uhr die Wand links neben der Bühne. Anschließend fand sie an der neuen Holzvertäfelung keinen Platz mehr und wurde eingelagert. Fast wäre sie in Vergessenheit geraten, hätte nicht der Bad Mergentheimer Schreiner Michael Eichhorn vor zweieinhalb Jahren bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Kurverwaltung durch Zufall davon erfahren. Eichhorn ist seit jeher an Antiquitäten und der Historie Bad Mergentheims interessiert. Er erkannte die einstige Uhr der Wandelhalle sofort wieder und so fand die Rarität den Weg in seine Werkstatt. „Ich dachte mir gleich, dass diese Uhr auf jeden Fall erhalten bleiben muss“, so Eichhorn. „Am besten soll sie wieder an ihren angestammten Platz in die Wandelhalle zurück.“

Sein Ziel war es, die Uhr wieder in ihren Originalzustand zu versetzen. Dazu musste er die Uhr komplett auseinandernehmen und die Materialien begutachten. Viel ist über die Uhr nicht bekannt. Eichhorn vermutet, dass sie aus einer Uhrenmanufaktur aus dem Schwarzwald stammt und dort mit anzunehmender Wahrscheinlichkeit nach einem Entwurf von Dr. Eduard Krüger gefertigt wurde. In der 12 Uhr-Rosette ist der Vermerk: „gestiftet von Eduard Krüger 1935“ zu lesen. Auf einem Eisenreifen mit 120 cm Durchmesser sind anstelle der Ziffern verschiedenste Blüten aus Messing angebracht. Die beiden großen Messingzeiger stellen einen Kurgast mit einem Trinkglas in der Hand und den Äskulapstab, das Symbol des ärztlichen und pharmazeutischen Standes, dar. In unzähligen Stunden Handwerksarbeit und mit viel Liebe zum Detail hat Michael Eichhorn den Reifen wieder in den Originalfarben bemalt und die Messingrosetten und Zeiger in Zaponlack getaucht. Die Restaurierung war mitunter mühsam und schwer gewesen, aber dem Rentner hat die Arbeit viel Spaß gemacht. „Die Uhr hat eine schöne Architektur der 30er Jahre. Diese wollte ich auf jeden Fall erhalten.“

Sein Schwager Walter Leiser, auch ein gebürtiger Bad Mergentheimer, besuchte ihn eines Tages in der Werkstatt und war von der historischen Uhr ebenfalls begeistert. Leiser unterstützte das Vorhaben seines Schwagers und schlug vor, die Uhr zu stiften. „Die Uhr zeugt von einer präzisen handwerklichen Arbeit und ist in ihrer Ausgestaltung ein außergewöhnliches Zeitzeugnis von hohem kulturellem Wert. Sie sollte für die Öffentlichkeit zugänglich sein und mit dieser Idee sind wir an die Kurverwaltung herangetreten,“ so Leiser.

Da in naher Zukunft eine Sanierung der Wandelhalle und somit wieder eine größere Baustelle ansteht, wurde die restaurierte Uhr vorläufig im Wilhelmsbau am Kurpark und Sitz der Kurverwaltung aufgehängt. Vor wenigen Tagen unterzeichneten Michael Eichhorn und Walter Leiser im Beisein von Kurdirektor Sven Dell die Stiftungsurkunde. „Wir bedanken uns recht herzlich für dieses großzügige und einmalige Geschenk. Sobald die erneute Sanierung der Wandelhalle abgeschlossen ist, soll die Uhr dort wieder einen prominenten Platz erhalten.“ freut sich Dell.

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