Hightech und Heilwasser: Wie die Paulsquelle in die Bade-Becken kommt

Ein Blick hinter die Kulissen zum Quellenjubiläum in Bad Mergentheim

Bad Mergentheim.  In Bad Mergentheim wird in diesem Monat das Jubiläum „70 Jahre Paulsquelle“ gefeiert. Zum Einsatz kommt das Quellwasser unter anderem in den Sole-Becken der Solymar Therme. Doch davor steht ein aufwändiger Prozess, wie ein Blick in den „Maschinenraum“ der Anlage zeigt. Es besteht schon ein gewisser Kontrast zwischen der ruhigen Wellness-Oase mit ihren sanft plätschernden Becken auf der einen und dem Hochbetrieb in deren Unterwelt auf der anderen Seite. Doch in der Solymar Therme wäre das eine ohne das andere nicht möglich. Wo die Becken-Einlassungen enden, beginnt ein weit verzweigtes Netz aus Leitungen, Aufbereitungs-Anlagen und Kompressoren. Alle paar Meter taucht ein Bildschirm auf, der präzise die aktuellen Wasser-Daten auflistet. Vom Motor für den Strömungskanal bis zum Durchlauferhitzer fürs Badewasser arbeitet hier – durchaus geräuschvoll – ein ganzer Maschinenpark für die entspannte Auszeit der Gäste. Sand-, Basalt- und Aktivkohleschichten in riesigen Tanks reinigen permanent das Badewasser – so braucht es dafür keine Chemie. Schier endlos erscheint das Labyrinth der unterirdischen Gänge. Das ist die Welt von Sascha Pfreundschuh, der hier maßgeblich die Technik der Therme mit verantwortet. „Der Betrieb einer Therme ist ein sehr spannendes, aber auch sehr komplexes System“, sagt er. Wo immer etwas nicht ganz rund läuft, müssen er und seine Kollegen zur Stelle sein. Wenn er einen Zähler mitlaufen lässt, schafft er locker 20.000 Schritte am Tag. Obwohl in der gesamten Anlage jede Menge Hightech steckt – ohne die Techniker läuft nichts. Alleinstellungsmerkmal der Solymar Therme ist die Bad Mergentheimer Paulsquelle, die allen Innen- und Außenbecken des Solebades und des Sauna-Bereichs zugesetzt wird. Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Aus 551 Metern Bohrtiefe führt eine Leitung ihr kostbares Gut zum Quellenhäuschen – und von dort mit meist konstanten 8 bar Druck direkt zur Therme. Hier wird das Quellwasser zunächst in einem Puffertank gesammelt.   Der muss regelmäßig von den immensen Kalkablagerungen befreit werden, die nach der so genannten „Vorreinigung“ zurückbleiben. Wer jetzt hineingreift, sollte lieber Handschuhe überziehen, empfiehlt Sascha Pfreundschuh. Denn das kohlesäurehaltige und unverdünnte Quellwasser wirkt ziemlich „prickelig“ auf der Haut. Die Paulsquelle hat den höchsten Mineralstoffgehalt der vier Bad Mergentheimer Heilquellen und ist deshalb nur zum Baden und nicht zum Trinken geeignet.  Haben sich der gröbste Kalk und Schmutz abgesetzt, geht es in ein weiteres Sammelbecken und erst dann steht im dritten Tank die eigentliche „Hauptreinigung“  an. Neben Kalk werden jetzt auch weitere unerwünschte Bestandteile wie Eisen oder Mangan herausgefiltert. Am Ende der Aufbereitung ist das Heilwasser klar, wird mit Frischwasser vermischt und über Zuläufe in den Beckenböden direkt ins Badewasser eingeleitet. Gesteuert wird der gesamte Prozess von moderner Computer-Technik. Auf großen Bildschirmen überwachen Sascha Pfreundschuh und seine Kollegen jeden Vorgang und können bei Bedarf auch manuell eingreifen. Überhaupt geben die Rechner in der Solymar Therme sämtliche Wasserwerte von jedem Becken an jeweils einzelnen Kontrollmonitoren bekannt: neben den Sole-Anteilen auch den pH-Wert oder die Chlorkonzentration. Bei Abweichungen von der Vorgabe schlägt das System sofort Alarm. Zusätzlich gibt es einmal monatlich eine Wasserbeprobung durchs Labor. So ist gewährleistet, dass den Badegästen die gesundheitsfördernde Wirkung des Heilwassers auf Haut, Muskeln und Gelenke stets optimal zugute kommt. Selbst für den seltenen Fall, dass die Schüttung der Paulsquelle mal kurzzeitig nicht ausreicht, um den gewünschten Solegehalt ins Thermalwasser zu bringen, ist vorgesorgt. Dann wird mit eingelagerten Salztabletten nach-mineralisiert. Wenn Sascha Pfreundschuh Bereitschaftsdienst hat, kann es sein, dass er auch nachts von seiner ebenso faszinierenden wie komplexen Technik-Welt hört: Die so genannte „Fernüberwachung“ meldet sich bei Problemen direkt auf seinem Handy. Die Paulsquelle war nach Wilhelms-, Karls- und Albertquelle die vierte entdeckte Bad Mergentheimer Heilquelle. Sie wird seit September 1952 gefördert.

BILDUNTERZEILE „Therme“:  Auch in das Erlebnis-Außenbecken der Solymar Therme wird die Heilquelle eingespeist. (Bild: Björn Hänssler)