„Guinnessbuch der Rekorde“ – Weltrekord in Vorbereitung
Gigantischer Wohnmobil-Konvoi mit internationalen Gästen

Walldürn. Wie aus einer spontanen Idee auf der CMI in Stuttgart eine riesige logistische Herausforderung wurde. So könnte man die Entwicklung im Hause der Veranstalter Gisela und Dieter Goldschmitt bezeichnen. BlickLokal Redaktionsleiterin Beate Tomann interviewte Dieter Goldschmitt mit seinem Eventteam Veronika und Christian Hurtig, my-dream-event, Osterburken, über die Hintergründe und den aktuellen Stand der Aktion.

 

BT: Herr Goldschmitt, wie kommt man denn auf die verrückte Idee, eine Wohnmobil-Parade zu veranstalten?

 

Seit über 40 Jahre bewege ich mich in der Szene der Wohnmobil-Fans. Bis 2013 war ich aktiver Unternehmer mit meiner Spezialisierung auf Fahrwerkstechnik in Walldürn. Die Liebe zu diesem unvergleichlichen Hobby, beziehungsweise Lebensgefühl verbindet mich mit allen Fans dieser Lebensart. Auf der Messe entstand die Idee, den italienischen Weltrekord von 2003 zu knacken. Letztes Jahr hatte dies die RNV-Versicherung auf der Nordschleife des Nürburgringes schon versucht, aber nicht geschafft. Der erste Impuls kam von Frank Berleth, der als Administrator eine Facebook-Gruppe mit über 10.000 Fans zum Thema „Wohnmobile und Reisemobile, das schönste Hobby der Welt“, moderiert. Alle, die die Idee noch im Januar gefeiert haben, sind nicht mehr mit im Arbeitsteam.

 

BT: War Ihnen klar, was für Hürden Sie überspringen müssen, als Sie die Idee in die Umsetzung brachten? Wer unterstützt Sie?

 

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich die Konsequenzen in Arbeit, Vernetzung, Freigaben, Genehmigungen, Planungen und Steuerung des Anmeldeprozesses nicht wußte. Meine Frau Gisela unterstützt mich mit großartiger Kraft. So einen Guinness Weltrekordversuch einzuleiten, bedeutet zunächst die Briten dafür zu begeistern, dann die Bedingungen fein säuberlich auf Englisch abzustimmen. Nicht zuletzt braucht es tatsächlich 10.000 Euro, damit man die Lizenz bekommt, eine saubere Marketing-Performance für das Guinness Buch mit unserem eigenen Wohnmobil-Konvoi aufsetzen zu können. Ganz zu schweigen von dem dicken Paket an Bedingungen, die dabei zu beachten sind. Seit kurzem ist zur Koordination der ganzen Logistik das Ehepaar Hurtig aus Osterburken hinzugestoßen. Nicht zu vergessen – mein Veranstaltungsteam in und um mein Restaurant „Goldschmitts Steak & More“ in Walldürn.

 

BT: Wie soll das Ganze funktionieren? Wie viele Wohnmobile haben sich bis jetzt angemeldet?

 

DG: Wir haben einen Anmeldeprozess auf unserer extra eingerichteten Homepage (http://www.wohnmobilweltrekord-wallduern.de) programmieren lassen, der die Bedingungen der Guinness-Schiedsrichter gleich mit integriert. Meine Frau kümmert sich hier um alle Papiere und die Dokumentation, damit der hoffentlich vorbehaltliche Weltrekord dann nach Prüfung der Vollständigkeit der Angaben offiziell erreicht werden kann. Wir haben eine Facebook-Gruppe WoMo-Konvoi-Walldürn, die die aktuellsten Infos veröffentlicht und den Virus beim Weltrekord dabei sein zu wollen, ins Land trägt. Es sind jetzt 584 Anmeldungen registriert. Uns fehlen also knapp unter 100 weitere Wohnmobile, dann schaffen wir unser Ziel.

 

 

BT: Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Wem nützt dieses riesige Wohnmobil-Spektakel?

 

DG: Als wir die Idee hatten, dachten wir noch, dass wir mit 30 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer pro teilnehmendem Fahrzeug auskommen, um die Kosten zu stemmen. Soweit die Idee. Tatsächlich haben wir zwischenzeitlich ein komplettes Wochenendprogramm mit Livemusik, einem Festzelt und die Unterstützung von über 70 Helfer für die Sicherung der Aufstellung und der Durchführung des Konvois zu organisieren. Schön ist, dass wir zwischenzeitlich auch namhafte Sponsoren wie die Vodafone GmbH, Goldschmitt techmobil GmbH, Knaus Tabbert GmbH, WCS mobile Stromversorgung, Dethleffs GmbH & Co. KG und SW Rheingauer Systemhaus gewinnen konnten.

Wir planen immer noch alle Überschüsse zur Hälfte der Stadt Walldürn für das Kinderheim St. Kilian und die andere Hälfte für den Wünsche-Wagen des Arbeiter -Samariter-Bundes Hessen, der Schwerstkranken letzte Wünsche erfüllt, zu übergeben. Das Ganze soll nichts Kommerzielles werden – sondern eine Veranstaltung mit Herz „von Campern für Camper“.

 

BT: Dieser Rekordversuch – wie soll das durchgeführt werden? Wie kann ich mir das vorstellen?

 

DG: Der eigentliche Rekordversuch findet am Samstag, 12. August zwischen 14 und 17 Uhr statt. Dafür wird eigens eine Schiedsrichterin aus London eingeflogen, die die Einhaltung aller Regularien genau verfolgen und die Wohnmobile im Ziel, nach der Strecke von 3,8 Kilometer zählen wird. Wir sind gerade in der letzten Phase aller logistischen Vorbereitungen. Jede Kreuzung – auch im Wald – wird zu sichern sein. Die Aufstellung der Wohnmobile beginnt um 9 Uhr und wird durchaus zu Beeinträchtigungen für die Anwohner führen. Schon jetzt bitte ich um Verständnis und rufe alle Anwohner auf, an diesem Samstag den Kreisel Buchen Nord zu meiden, denn die Aufstellung wird von Walldürn B27 über den genannten Kreisel, durch Hainstadt nach Hornbach verlaufen. Die eigentliche Rekordversuchsstrecke ist dann zwischen Hornbach und Walldürn.

 

BT: Dieser Aufwand bedeutet doch auch Sperrungen und Genehmigungen. Hat das denn gut funktioniert?

 

DG: Für die Idee eines Weltrekordes mitten im Odenwald konnte ich die Menschen der Region begeistern. Als Schirmherr hat mir sofort und begeistert Landrat Dr. Achim Brötel zugesagt. Bürgermeister Markus Günther hat sich über die Aktion gefreut, die doch Walldürn als touristisches Ziel vielen Menschen bekannt machen wird. Bundestagsabgeordneter Alois Gerig hat sogar zusätzliche Stellflächen in Höpfingen angeboten. Auch die Mitarbeiter der Behörden arbeiten mit daran, dass der Tag ohne Schwierigkeiten über die Bühne geht. Einen Konvoi von 30 Kilometer Länge durch unsere Straßen zu leiten, bedeutet, dass viele Organisationen und Helfer mitmachen müssen, damit es gelingt. Schon jetzt danke ich allen, die es möglich gemacht haben, überhaupt so eine verrückte Idee zu verwirklichen.

 

BT:  Das heißt, die Gäste kommen zum Rekordversuch, aber sie dürfen sich auch auf ein bunt gemischtes Veranstaltungsangebot freuen. Was passiert von Freitag bis Sonntag?

 

DG: Am Freitag kommen die „Hunis“ aus dem Allgäu, eine „Gute Laune Partyband“ auf unsere Live-Bühne im Festzelt. Am Samstag wird gerockt mit einer regionalen Band und 70er und 80er Rockmusik und am Sonntag spielt die gerade in Chicago erprobte Höpfinger Trachtenkapelle zu einem zünftigen Weißwurstfrühstück sensationell gute Blasmusik.

 

BT: Was mich noch zum Abschluss interessiert. Woher kommen denn die vielen Wohnmobil-Fans?

 

DG: Wir haben Anmeldungen aus Norwegen, Dänemark über Österreich bis zur Schweiz. Allein aus den Niederlanden kommt eine Abordnung von sage und schreibe 100 Wohnmobilen. Und natürlich sind viele deutsche Wohnmobilisten begeistert unterwegs. Sie verteilen auch überall die Flyer, damit der Rekordversuch geschafft wird. Ich bin schon so gespannt. Aber jetzt sind nur noch 100 Wohnmobile zu finden. Aber ehrlich gesagt ist das auch jetzt schon ein sagenhaftes Ergebnis Ein Weltrekord ist es auf jeden Fall, denn in Italien sind auch Wohnwagen dabei gewesen. Wir wollen es jedoch möglichst nur aus Wohnmobilen realisiert bekommen und damit wären wir sowieso ein Weltrekordereignis für Walldürn und die ganze Region.

 

 

BT Gibt es noch etwas, was Sie gern ergänzen würden?

 

DG: Ja. Ich will die Einwohner, Anwohner, Lebensmittel-Einkäufer und „Samstags-Erlediger“ bitten, die besondere Belastung der Verkehrswege am Samstag, 12. August in ihre Planung der Einkaufs-/Arbeitswege mit einzubeziehen. Der Konvoi darf nicht zerreißen, sonst gilt der Versuch nicht. Deshalb braucht es die Toleranz und die Begeisterung der ganzen Region, um das Ding erfolgreich zu landen. Jetzt bleibt nur noch Details weiter vorzubereiten und immer wieder auf den Anmeldezähler zu schauen. Dabei ertappe ich mich selbst, dass ich ständig auf die Website schaue…. wie ein Teenager, der auf seine nächste Liebesbotschaft wartet. Ich bin zuversichtlich. Die Presse wird uns weiter gut begleiten, SWR-Funk berichtet, SWR-Fernsehen wird die Aktion aufnehmen. Vielleicht gibt es noch spontane Wohnmobil – Besitzer, die sich noch an den registrierten Zug anhängen….

 

 

Die Geschichte hinter der Geschichte

 

Dieter Goldschmitt aus Höpfingen war schon als Lehrer im Jugenddorf Klinge in Seckach tätig, als der Ruf nach Sozialarbeitern an Schulen kam. So machte er sich nach Heidelberg auf, um noch einmal zu studieren. Das Geld war knapp und Wohnungen teuer. Er baute sich einen VW-Bus zur fahrende Wohnung um und begann sein Studium. Eines Tages steht ein Mann vor ihm und will ihm diesen Bus abkaufen – jetzt und sofort. Er will damit sofort in den Urlaub fahren. Dieter Goldschmitt stand vor der Wahl: 10.000 Deutsche Mark direkt bar auf die Hand und sofort wohnungslos oder nicht hergeben. Das war damals viel Geld. Nach einiger Abwägung besorgte sich Dieter Goldschmitt 2 große Müllsäcke für seine Habseligkeiten und ging mit zur Bank. Wenig später saß er im Zug in Richtung Heimat. Die Überlegung lag nahe. Es gibt einen Markt für selbst ausgebaute „Wohnbusse“. Kurz darauf gründete er in einer ehemaligen Hühnerfarm in Buchen sein erstes Ausbau-Unternehmen. Die Technik und die Liebe zu diesen Multifunktions-Wagen ließ ihn nie mehr los. Technische Entwicklungen folgten, die ihn weit über Deutschland hinaus bekannt machten. Seine Idee war es, die Stahlfedern rauszubauen und durch Luftfeder bälge zu ersetzen. Das Fahrverhalten wurde dadurch wesentlich verbessert. 2013 verkaufte er sein Unternehmen Goldschmitt Fahrzeugtechnik an Hymer GmbH & Co. KG, einem großen Marktpartner. Die Liebe zum Wohnmobil und den Menschen darin bleibt eine persönliche Herzensangelegenheit. Er veranstaltete die erste Wohnmobil-Wallfahrt nach Walldürn und er hat jetzt mitten in der Hochphase für den Guinness-Rekord schon einen Ausblick auf 2018 gegeben. Die Wallfahrt wird nächste Jahr wieder terminiert und veranstaltet. Das wäre ja auch ein Wunder, wenn Dieter Goldschmitt da zu stoppen wäre.

 

 

Bildunterschriften:

 

Dieter Goldschmitt ist zuversichtlich. Stand 2. August sind es 585 feste Anmeldungen von Wohnmobilen – damit fehlen noch 87 Wohnmobile zum Weltrekord. Foto Beate Tomann

 

 

Christian und Veronika Hurtig haben gerade die Eventagentur „my-dream-event“ gegründet und unterstützen die Aktion mit vollem Einsatz. Lagebesprechung mit Dieter Goldschmitt in seinem Restaurant in Walldürn über Standplätze, Konvoi-Sicherung, Warnwesten und alles das was im Hintergrund zu bedenken ist.

 

 

 

 

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