Wertheim. Die Erwartungen Vieler übertroffen hat der Bürgerempfang, zu dem Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez am Samstag in den Rathausinnenhof eingeladen hatte. Gut 700 Besucherinnen und Besucher mögen es gewesen sein, die die Gelegenheit nutzten, um dann auch beim anschließenden „Tag der offenen Tür“ einen Blick hinter die Kulissen der Stadtverwaltung zu werfen. In seiner Ansprache hatte der OB zuvor an das „Wir“-Gefühl der Wertheimerinnen und Wertheimer appelliert. „Im ‚Wir‘ haben wir in den vergangenen Jahren Krisen gemeistert. Im ‚Wir‘ können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken“, sagte er. Gemeinsam mit seiner Frau Aline Pawliczak begrüßte Herrera Torrez zu Beginn viele Gäste persönlich und weckte damit Erinnerungen an den Neujahrsempfang, der letztmals 2020 stattfinden konnte, ehe die Corona-Pandemie vieles unmöglich machte. Als Alternative habe man sich jetzt einen Bürgerempfang im Sommer unter freiem Himmel, verbunden mit einem „Tag der offenen Tür“, überlegt, so der Oberbürgermeister. Der Besuch zeigte, dass diese Idee viel Anklang bei den Bürgerinnen und Bürgern fand. „Das Leben war schon einmal einfacher, berechenbarer und auch vielleicht weniger sorgenvoll, als wir das heute erleben“, blickte der Redner auf zahlreiche Krisen, von der Corona-Pandemie über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bis hin zu hoher Inflation. Und über allem wölbe sich der Klimawandel mit all seinen Konsequenzen. „Elementar in einer solch herausfordernden Zeit ist der Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft“, betonte der Redner, um dann einige wesentliche Entwicklungen und Entscheidungen der vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen. Dazu gehörte die Einweihung der Neuen Sozialen Mitte, des neuen Zentrums für die Stadtteile Wartberg und Reinhardshof, vor wenigen Tagen. Dazu gehörte aber auch die Ausweisung neuer Flächen, um die Voraussetzungen für weiteres Wachstum zu bieten. Am Almosenberg allerdings wird es, nach der jetzt laufenden, keine Erweiterung mehr geben. Man habe aus Gründen des Wasserschutzes entschieden, dass dies die letzte sein werde. Gemeinsam, stellte Herrera Torrez weiter fest, habe man die Bürgerbeteiligung auf eine neue Stufe gehoben. „Das ist aber nicht damit gleichzusetzen, dass danach alle einer Meinung sind und sich in den Armen liegen.“ Die von OB Herrera Torrez genannten Entwicklungen und Entscheidungen, zu denen auch die Neuausrichtung des Familienpasses mit wesentlichen Verbesserungen für viele Familien gehörte, hätten nur erreicht werden können, weil man ein faires, offenes und vertrauensvolles Miteinander pflege und weil Gemeinderat, Ortschafts- und Stadtteilbeiräte ein gemeinsames Ziel verfolgten. „Heute und auch in Zukunft soll gelten, ‚es ist uff der ganzen Erde nirgends schöner als in Werde‘“.
Ausführlich und unter Beifall würdigte der OB die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus, in den Eigenbetrieben und Gesellschaften der Stadt. „Sie machen ihre Arbeit zuverlässig und mit viel Kompetenz“, lobte er. „Sie stemmen große Projekte und zusätzliche Aufgaben, wenn es die Situation erfordert.“ Und sie seien auch gefordert, wenn es um die Umsetzung der Vorhaben in naher und fernerer Zukunft gehe. Dazu zählte Herrera Torrez den Baubeginn für die neue Sporthalle am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium oder auch die Fahrbahnsanierung der Landesstraße 2310 zwischen Mondfeld und Wertheim, inklusive Ampelkreuzung am Bahnhof, Verbesserungen für den Radverkehr und einer Bankettverbreiterung zwischen Grünenwört und Mondfeld. Aber auch der Neubau der Grundschule in Wertheim, des Feuerwehrhauses in Sonderriet und – sofern es gelingt, Fördermittel des Bundes zu erhalten – des Hallenbades gehören zu dieser Agenda. Weiter in die Zukunft reichen die Bemühungen um ein Sanierungsgebiet „Begegnung und Leben am Wasser“. Bei der Bekämpfung des Klimawandels wolle er, „dass wir dort, wo wir es selbst in der Hand haben, vorangehen“, betonte der Oberbürgermeister und nannte als Beispiele die kommunale Wärmeplanung, Flächen für Windkraft- und Photovoltaikanlagen oder die Beteiligung an der Wasserstoffallianz. Der Oberbürgermeister zollte den Unternehmen in der „Stadt der Weltmarktführer“ Anerkennung und würdigte besonders das ehrenamtliche Engagement in den verschiedensten Bereichen der Stadt. Er rief dazu auf, sich an den Kommunalwahlen nächste Jahr nicht nur als Wählerinnen und Wähler, sondern auch als Kandidatinnen und Kandidaten zu beteiligen. „Sagen Sie: ‚Ich habe Lust, Kommunalpolitik zu gestalten‘“, lautete seine Aufforderung. „Wir brauchen Sie, um diese wunderbare Große Kreisstadt mit allem was sie ausmacht, weiter zu entwickeln.“
Landtagsvizepräsident Professor Dr. Wolfgang Reinhart, MdL, der an dem Bürgerempfang ebenso teilnahm wie die Bundestagsabgeordnete Nina Warken, Landrat Christoph Schauder, die Ehrenbürger Professor Stefan Gläser und Renate Gassert sowie die Bürgermeister aus Kreuzwertheim, Hasloch, Freudenberg und Miltenberg, stellte in seinem Grußwort fest: „Die Zukunft ist die Zeit, in der wir leben. Wertheim baut die Zukunft“. Mit Zuversicht könne man auch in schwierigen Zeiten bilanzieren, wo man gerade stehe. „Hier in Wertheim wird mit Vertrauen in die Zukunft viel investiert“, so Reinhart.
Dem Bürgerempfang, den die „Oktavenspringer“ unter der Leitung von Susanne Skirde musikalisch umrahmten, schloss sich der „Tag der offenen Tür“ an. Dafür hatte sich das Organisationsteam um Manuela Erbacher einiges einfallen lassen. Vor allem kleine Besucherinnen und Besucher kamen auf ihre Kosten, sei es bei den Aufführungen des Puppentheaters „Der kleine Rabe Socke“, beim Kinderschminken oder bei verschiedenen Spielangeboten. Großes Interesse fand unterdessen die Präsentation aktueller Neubau- und Sanierungsprojekte durch den Baufachbereich im Sitzungssaal. Die Verwaltung informierte auch über Ausbildungswege und Karrierechancen im Rathaus und gab Einblick in die Arbeit des Gemeinderats und seiner Ausschüsse. Beim Gang durchs Rathaus warfen die Besucher neugierige Blicke in das Dienstzimmer des OB, und den vom Standesamt als Trauzimmer genutzten Barocksaal oder genossen den Ausblick von der Altane. Auf zwei Ebenen bot sich zudem die Gelegenheit, die Auseinandersetzung verschiedener Künstlerinnen mit dem Thema „Klimawandel“ in der Ausstellung „Feuer, Wasser, Erde & Luft“ zu betrachten. Im Rathaushof wollten sich zahlreiche Besucherinnen und Besucher, garantiert ganz „ohne Gefahr“, einmal den mobilen Blitzer aus der Nähe ansehen und erläutern lassen. Gerne genutzt wurden auch die Führungen über die Baustelle im ehemaligen Sparkassengebäude, das gerade zum Bürger-Service-Zentrum der Stadtverwaltung und zum Kundencenter der Stadtwerke umgebaut wird. Zwischendurch konnte man sich immer wieder in der „Wohlfühl-Atmosphäre“ des Rathausinnenhofes niederlassen, ein Getränk, einen Snack oder ein Eis genießen und sich von der wohltemperierten Musik des Saxophonisten Josef Steffan alias „JoeAndSax“ berieseln lassen.
Bilduntertext: OB Herrera Torrez und seine Frau Aline Pawliczak begrüßten viele Gäste des Bürgerempfangs persönlich. Foto: Stadt Wertheim