Mergentheimer Einrichtung entwickelt Trainingsprogramm

BAD MERGENTHEIM (PM/SH). Mit dem europäischen Projekt „Argumente anstatt Aggression“ („Arguments Against Aggression“) setzt die Bad Mergentheimer media k GmbH ein Zeichen gegen Hassrede und Aggression. In einem europäischen Team koordiniert das Mergentheimer Unternehmen Einrichtungen aus sieben europäischen Ländern, die ein Trainingsprogramm für Menschen in öffentlichen Funktionen entwickeln. Damit sollen diese befähigt werden, mit Hassrede und aggressiver Kommunikation souverän und faktenorientiert umzugehen. Ab Herbst 2019 kann das Trainingsprogramm kostenlos getestet werden. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Zivilgesellschaft sich gegenüber Hassrede und Aggression eindeutig verhalten muss“, erläutert Geschäftsführerin und Projektleiterin Dr. Karin Drda-Kühn den Ansatz des Projekts, denn „der Ton in der alltäglichen Kommunikation wird aggressiver und respektloser, sowohl im persönlichen Miteinander als auch in den sozialen Medien“. Argumente anstatt Aggression wendet sich an Menschen, die in öffentlichen Funktionen arbeiten, z.B. Beschäftigte in öffentlichen Einrichtungen, die direkten Kontakt zu Bürger/-innen haben, Lehrkräfte, Jugendarbeiter/-innen, Fachkräfte in kulturellen Einrichtungen oder solche, die in öffentlichen Medien arbeiten. Ebenfalls angesprochen sind Menschen, die z. B. in Flüchtlings- und Migrantenorganisationen, in Bürgerinitiativen oder in Organisationen gegen Rassismus arbeiten. Diese Gruppen sind wichtige Multiplikatoren in der Erwachsenenbildung und der Vermittlung von Bürgerrechten und -pflichten. „Argumente anstatt Aggression“ entwickelt für diese Gruppen Informations- und Trainingsmaterialien, um mit Hassrede und aggressiven Situationen im persönlichen Kontakt, im Mailverkehr und in den sozialen Medien besser umzugehen. Dazu gehören Kommunikationstechniken ebenso wie Informationen, wann ein Straftatbestand besteht. „Niemand ist Hassrede und Aggression hilflos ausgeliefert. Mit dem Trainingsprogramm können Interessierte Fähigkeiten erwerben, um Selbstwertgefühl, Empathie gegenüber Andersdenkenden und den lösungsorientierten Umgang mit Hassrede und Aggression zu stärken“, so Karin Drda-Kühn. Damit kann Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und der Verbreitung von Hassrede und aggressiver Kommunikation entgegen getreten werden. Auswirkungen sozialer Medien auf das Kommunikationsverhalten. „Soziale Medien sind per se nichts Schlechtes, aber da digitale Plattformen ihre Reichweite immer weiter ausbauen, können sie uns immer leichter aggressiver Kommunikation aussetzen“, so Karin Drda-Kühn. Falschnachrichten gedeihen nur zu leicht in diesem Medienumfeld und stellen eine Bedrohung für demokratischen Gesellschaften dar, denn sie bereiten den Boden für offen hasserfüllte, rassistische und fremdenfeindliche Kommentare, ganz gleich ob in sozialen Medien oder in verbalen Begegnungen zwischen Bürger*innen.
Hasserfüllte und aggressive Kommunikation ist ein Angriff auf die Rechte ethnischer, religiöser, nationaler oder geschlechtlicher Gruppen und ein klarer Verstoß gegen die Grundsätze der Menschenwürde und Achtung der kulturellen und ethnischen Unterschiede zwischen Menschen. Hasstiraden und Hassverbrechen stehen in direktem Zusammenhang dazu. Hassreden können auch so wichtige Themen wie transnationale Migration und nationale Sicherheit negativ beeinflussen und als Vorläufer für Radikalisierung fungieren.

Gegen aggressive, rassistische oder fremdenfeindliche Kommunikation
Das Ziel des Projekts ist es deshalb, Bürger (m/w) Kommunikations- und Argumentationsfähigkeiten zu vermitteln, die sie in realen Interaktionen, im telefonischen Kontakt und in den sozialen Medien einsetzen können, wenn sie mit aggressiven, rassistischen oder fremdenfeindlichen Botschaften und Unwahrheiten konfrontiert werden. Ziel ist, unproduktive Aggression zu versachlichen und in produktive Kommunikation zu verwandeln, die mit Verständnis der Ansichten und Voraussetzungen des/der anderen enden sollten. Damit sollen auch Fähigkeiten und Motivation aufgebaut werden, um gegen respektloses, herabwürdigendes und beleidigendes Verhalten vorzugehen.

Die Projektpartner von „Argumente anstatt Aggression“ entwickeln derzeit folgende Instrumente gegen Hassrede:
– einen „Katalog“ der häufigsten Vorurteile und möglicher Gegenargumente, um schnelle und fundierte Sachargumente und Fakten zur Verfügung zu stellen –auch als App; – benutzerorientierte Argumentationshilfen gegen verschiedene Arten von Vorurteilen u.a. im Kontext von Migration, politischem Extremismus oder sexueller Orientierung; – eine digitale Lernplattform zu Vernetzung und Erfahrungsaustausch und für den Zugang zu allen Materialien. Die Materialien können getestet werden Öffentliche Einrichtungen sind eingeladen, das Trainingsprogramm kostenlos zu testen. Bei Interesse kann man sich gerne auf der Projekt-Homepage www.contra-aggression.eu registrieren oder sich an Karin Drda-Kühn, Tel. 07931 99 27 30 oder per Mail an aaa@media-k.eu wenden.
Mehr: www.contra-aggression.eu, Facebook: www.facebook.com/contra-aggression; Twitter #contra-aggression

Informationen zum Projekt
Wie kam media k GmbH auf das Thema?: „Wir haben in den letzten Jahren im Bereich Radikalisierungsprävention von Jugendlichen mit europäischen Kollegen (m/w) mehrere Projekte umgesetzt, z. B. „YCARE – Jugendberatung zur Prävention von Radikalisierung in Europa“ (www.ycare.eu) und „Therapy2.0 – eBeratung und eTherapie for die „Digital Natives“ (www.ecounselling4you.eu )“, erinnert sich Karin Drda-Kühn. „Immer wieder beschäftigte uns dabei die Frage, was eigentlich die Auslöser für Radikalisierung, Hass, Aggression und Gewalt sind. Dabei stellte sich heraus, dass wir in verschiedenen europäischen Ländern dieselbe Erfahrung gemacht haben, nämlich dass die Art des Umgangs miteinander in unseren Gesellschaften sich verändert hat: Die Grundregeln des zivilen Miteinanders wie Höflichkeit, Respekt, aufmerksames Zuhören oder Mitgefühl sind nicht mehr selbstverständlich. Teilweise erleben wir bereits im alltäglichen Leben Formen von unvermittelter Aggression, Ellenbogenmentalität, rüdem Verhalten, Unhöflichkeit. Das setzt sich in den Sozialen Medien fort und mündet in Hassrede und Drohungen. Einige unserer europäischen Kollegen (m/w) arbeiten in öffentlichen Einrichtungen und sind dieser Art von „Kommunikation“ täglich ausgesetzt. So entstand der Wunsch, etwas entgegen zu setzen, aber nicht auf dieselbe aggressive Art, sondern auf eine sachliche Weise, die das Gegenüber ernst nimmt und versucht, über Fragen und Fakten zu einer Änderung aggressiven Verhaltens zu kommen. Diese Fragen und Fakten erarbeiten wir nun als Teil eines Schulungsprogramms, das Bediensteten in öffentlichen Einrichtungen und auch Privatpersonen, die z. B. in Hilfsorganisationen engagiert sind, kostenfrei zur Verfügung gestellt wird.“

BILD: „Karin Drda-Kühn“
BU: „Wir dürfen nicht zulassen, dass aggressives, respektloses und unhöfliches Verhalten in unserer Gesellschaft selbstverständlich wird. Wir müssen Hassrede und Aggression eine deutliche Absage erteilen, egal ob im täglichen Miteinander oder den Sozialen Medien“, so Karin Drda-Kühn.
Foto: media k GmbH

BILD „arguments against agression projektbroschüre“
BU: Die Projektbroschüre „„arguments against agression“ ist ebenso mitreißend wie ansprechend gestaltet. Foto: media k GmbH