Bad Mergentheim / Main-Tauber-Kreis. „Wie werden wir in Zukunft leben? Energieautark, intelligent, machbar!“ lautete das Thema des Sparkassen-Forums 2023, zu dem die Sparkasse Tauberfranken im komplett gefüllten Bad Mergentheimer Kursaal einlud. „Nachhaltige Gestaltung betrifft nicht nur die Politik und Unternehmen, sondern ebenso jeden Einzelnen von uns“, betonte in einer Themeneinführung Peter Vogel, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Tauberfranken, der zu Beginn die zahlreichen Kundinnen und Kunden sowie Ehrengäste auch im Namen des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Reiner begrüßte. „Es geht um nachhaltige Unternehmens- und Lebensformen sowie um soziale Verantwortung. Darin liegen für die Sparkasse Tauberfranken als Partner für die Finanzierung zum Beispiel energetischer Sanierungen sehr gute Chancen. Was wir erwirtschaften, bleibt in der Region und kommt beispielswiese sozialen oder gemeinwohltätigen Initiativen und Projekten zugute“, unterstrich Peter Vogel. „Verbote, Strafzahlungen und schlechte Gewissen bringen uns in Fragen der Energiewende nicht weiter“, zeigte sich der Dozent, Autor, Energieexperte und mehrfach ausgezeichnete Unternehmer Professor Timo Leukefeld in einem spannenden Vortrag überzeugt. „Vielmehr braucht es bei den riesigen Veränderungen und Herausforderung enthusiastische Begeisterung für neue Geschäftsmodelle“. Dies gelte für die Wohnungswirtschaft sowie für Finanzierungsgesellschaften und Energieversorger gleichermaßen. Unter dem Motto „Intelligent verschwenden“ plädierte der ursprünglich gelernte Handwerker sowohl für vernetzte, energieautarke, solide und wartungsarme Gebäude mit radikal vereinfachter Technik als auch deren praktische Umsetzung. „Die hohen Wartungs- und Reparaturkosten werden zukünftig mit hoher Wahrscheinlichkeit die eingesparten Energiekosten übersteigen. Der Kampf um die Dach- und Fassadenflächen der Gebäude hat begonnen“, bekundete Leukefeld. Die von ihm entwickelten Häuser sind vollständig unabhängig und versorgen sich weitestgehend selbst mit Infrarotwärme, Solarmodulen sowie Strom und E-Mobilität aus Erneuerbaren Energien. Mittlerweile werden die kostengünstigen, energieautarken und -effizienten Bauwerke nicht nur als Einzelwohnheime, sondern auch als Mehrfamilienhäuser errichtet oder saniert. Hier seien beispielsweise Pauschalmieten mit „Energieflatrates“ anstelle aufwändige Nebenkostenabrechnungen etwa für Heizung vorteilhafte Effekte sowohl für Vermieter als auch für Mieter. „Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, baut man neue Modelle, die das Alte überflüssig machen“, zitierte Leukefeld bilanzierend den US-amerikanischen Architekten, Konstrukteur, Visionär und Autor R. Buckminster Fuller. „Auch wir kämpfen nicht gegen fossile Energien, sondern bauen solche neuen Modelle und dann will niemand mehr das Alte“, hob er den Ansatz seines Unternehmens hervor. „Ich wünsche Ihnen bei der Energiewende weniger Angst und Bedenken, sondern gehen Sie mutig voran“, appellierte Timo Leukefeld abschließend. „Energetisches Sanieren rechnet sich besonders bei den Förderungen des Bundes oder des Landes“, verdeutlichte in einem zweiten Vortrag Thomas Börsig, stellvertretender Direktor des Förderkreditgeschäfts bei der Landesbank Baden-Württemberg. Im Mittelpunkt stand ein Überblick über die aktuellen Förderprogramme zur Finanzierung energetischer Sanierungen sowie speziell über Bundesförderungen für effiziente Gebäude (BEG). Seit Anfang 2023 wurde ein Bonus für serielles Sanieren in Höhe von 15 Prozentpunkten in die BEG eingeführt, sofern das Wohngebäude auf die Effizienzhausstufe 40 oder 55 saniert werde, berichtete Thomas Börsig. Zudem wurde der bereits im September eingeführte Bonus für die am wenigsten energieeffizienten Gebäude („Worst Performing Buildings – WPB-Bonus) von fünf auf zehn Prozentpunkte erhöht und neben den EH/EG 40- und EH/EG 55-Stufen auch auf Sanierungen auf einen EH/EG 70 EE-Standard ausgeweitet. „Bei einer Kumulierung des WPB- und des SerSan-Bonus können die beiden Boni in der Summe bis zu 20 Prozent betragen“, konstatierte Börsig. Zu den allgemeinen Fördergrundsätzen zählen unter anderem eine Antragstellung vor Vorhabenbeginn, eine Zinsfestschreibung am Tag der Zusage und das Hausbankprinzip. Stefan Walz alias „Gerd Ferz“ bezeichnet sich selbstironisch als „geborener Kleinbürger mit viel Meinung und wenig Ahnung“. Im dritten Abschnitt des Sparkassenforums ließ sich der Hohenloher Kabarettist und Komiker über Dinge aus, die ihn gerade beschäftigen und sorgte so für pointiert amüsante Unterhaltung. „In Zukunft gibt es viele neue Berufe wie zum Beispiel professionelle Klimakleber“, prognostizierte Walz alias Gerd Ferz. „Bei einer Pizza mit Insekten garnierten Pizza muss man schnell essen, ansonsten krabbelt der Belag davon“, lautete sein Ratschlag für neue Ernährungstrends. Moderiert wurde die Veranstaltung erneut von Bernd Meidel, Maschinenbauingenieur, Journalist und Publizist aus Rothenburg ob der Tauber. Nach der Premiere beim Sparkassen-Forums 2022 gab es auch bei der diesjährigen Auflage wieder eine gleichzeitige Übertragung per Online-Livestream.
Fotountertext/Titel: Beim Sparkassen-Forum im Bad Mergentheimer Kursaal (von rechts): Professor Timo Leukefeld (Energieexperte und Gastredner), Silke Benchert (Unternehmenssteuerung Sparkasse Tauberfranken), Thomas Börsig (stellvertretender Direktor Förderkreditgeschäft Landesbank Baden-Württemberg), Peter Vogel (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Tauberfranken), Stefan Walz alias „Gerd Ferz“ (Kabarettist), Bernd Meidel (Moderator) und Wolfgang Reiner (stellvertretender Vorstandsvorsitzender Sparkasse Tauberfranken). Foto: Peter D. Wagner